23. European Media Art Festivals – die Preisträger

Am 24. April 2010 wurden beim 23. European Media Art Festival die internationalen Preise verliehen. Das Festival zeigte Film als zeitgenössisches Kunstwerk in Kinos und in Ausstellungen performativ und multimedial sowie Medieninstallationen und Arbeiten der digitalen Kultur. Viele Deutschland-, Europa- und Weltpremieren standen auch in diesem Jahr auf dem Programm. Die Jurymitglieder standen vor der schwierigen Aufgabe, aus dem facettenreichen Programm die besten Arbeiten zu prämieren.
Mit dem EMAF-Award für eine richtungsweisende Arbeit innerhalb der Medienkunst wurde der Film „Suburb Within“ von Pekka Sassi (Finnland) ausgezeichnet. Es ist ein Film über Kommunikation, Erzählung und Gegenwart: „Das Gestern ist Geschichte, das Morgen ein Mysterium, das Heute aber ist ein Geschenk. Aus diesem Grund wird es Präsens (t) genannt.“ Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. In der Begründung der Jury heißt es: „Ein Film, der sich auf wohltuend minimalistische Weise der Bilderflut entzieht, sie jedoch mit ausgesprochen trockenem Humor reflektiert. Dabei erspart er uns weder die klassische Narration noch den strukturellen Film. Die Erwartungshaltung des Zuschauers systematisch unterlaufend, zieht er ihn dennoch mit großer Sogwirkung in seinen Bann.“
Mit dem Dialogpreis des Auswärtigen Amtes zur Förderung des interkulturellen Austausches wurde Shelly Silver (USA) für ihren Film „5 lessons and 9 questions about Chinatown“ geehrt. Die Preisträgerin erhält 2.000 Euro. In der Begründung der Jury heißt es dazu: „Die Form eines Sprachkurses nachahmend, entführt uns Shelly Silver in das Chinatown New Yorks. Sie lässt es offen, wer wessen Sprache lernt. Die verschachtelte Struktur des Films, der elegant zwischen gesprochener Sprache, Zeichen und Bild jongliert, spiegelt die Komplexität des Miteinanders wieder. Die unprätentiöse Art der Verknüpfung zwischen kritischer Geschichtsbetrachtung und liebevollem Blick auf den Alltag, macht die Leichtigkeit des Films aus, ohne dabei je oberflächlich zu werden.“
Der Preis, der von der europäischen Kulturhauptstadt 2011, dem finnischen Turku, für eine Arbeit zur digitalen Kultur gestiftet wurde, heißt „Live2011.com Grand Prix Event Award @ EMAF201“. Er ging an den Eröffnungsfilm „RIP – A Remix Manifesto“ aus Kanada. Dieser untersucht die höchst komplexe Frage, wie sich geistiges Eigentum in Zeiten von Copy & Paste aktuell definiert. Das Dokumentar-Feature des Webaktivisten und Filmemachers Brett Gaylor untersucht das Konzept des Copyright in der Epoche der Dateiaustauschbörsen. Der Gewinner freut sich über 1.500 Euro. Die Jury urteilte: „Mit einer enormen Materialfülle nimmt der Film einen klaren Standpunkt in der hochaktuellen globalen Debatte über Copyright ein. Stilistisch an die Struktur des Internet angelehnt, bietet er eine Plattform, auf der sich vortrefflich kontroverse Positionen entwickeln und diskutieren lassen.“
Vom Verband der deutschen Filmkritik wurde der Preis für den besten deutschen Experimentalfilm verliehen. Der Künstler Timo Schierhorn (D) erhielt für seine Arbeit „Nacht um Olympia“ den mit 1.000 Euro dotierten Preis. In der Begründung der Jury heißt es: „Die Spurensuche nach dem Vater führt zu einer Reflexion der 70er Jahre und untersucht die fragilen Brücken zwischen den Generationen. Sind die allgegenwärtigen Medien wirklich in der Lage, Erinnerungen zu sichern? Durch bewusstes Vermischen von Dokumentarischem und Fiktion entsteht ein Vexierbild, das immer wieder reizvolle Irritationsmomente schafft – was ist Familiengeschichte, was Inszenierung? So verschmelzen nicht nur die traditionellen Medien miteinander, sondern auch die traditionellen Ausdrucksformen des bewegten Bildes.“
Weitere Informationen unter www.emaf.de.
(nach einer Pressemitteilung des EMAF Festivals)
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