Restaurierte Originalfassung von Fritz Langs „Metropolis“ feiert Premiere bei der Berlinale 2010

Fritz Langs Originalfassung von Metropolis von 1927 kehrt bei den 60. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2010 auf die Kinoleinwand zurück. In einer Galavorstellung am 12. Februar 2010 im Friedrichstadtpalast wird die von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung restaurierte Fassung des Stummfilmklassikers 83 Jahre nach dessen Uraufführung ihre Premiere feiern. Nach der Originalpartitur von Gottfried Huppertz wird die Aufführung vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Dirigent Frank Strobel begleitet. Zur Premiere wird Kulturstaatsminister Bernd Neumann kommen.
Zeitgleich zur Berlinale findet am 12. Februar die Uraufführung in Frankfurt am Main statt, die Vorstellung in der Alten Oper wird von dem Staatsorchester Braunschweig unter Leitung von Helmut Imig begleitet.
Über Jahrzehnte hinweg galten entscheidende Teile des Films, dessen Restaurierung von 2001 als erster Film in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde, als verschollen. Durch den sensationellen Fund eines 16-mm-Negativs in Buenos Aires 2008 und die aktuelle Restaurierung kann Metropolis in der ursprünglichen, um mehr als 30 Minuten längeren Fassung, nahezu vollständig restauriert gezeigt werden.
„Kaum ein anderer deutscher Film hat die Filmgeschichte so bewegt und geprägt wie Fritz Langs Metropolis. Es ist eine besondere Freude und Ehre, dass wir die restaurierte Originalfassung dieses legendären und stilbildenden Filmklassikers beim 60. Festivaljubiläum präsentieren können“ sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.
Die Restaurierung und Rekonstruktion von Metropolis stellt eines der weltweit bedeutendsten Filmrestaurierungsprojekte dar. Restauriert wird Metropolis von der in Wiesbaden ansässigen Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Kooperation mit ZDF und arte, gemeinsam mit der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen (Berlin) und in Zusammenarbeit mit dem Museo del Cine Pablo C. Ducros Hicken (Buenos Aires). Die Originalmusik von Gottfried Huppertz wird neu editiert von der European Filmphilharmonic – Die Film-Philharmonie GmbH. Die Restaurierung und Wiederaufführung werden gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH, die Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH sowie die DEFA-Stiftung. Die Transit Film GmbH (München) übernimmt den Weltvertrieb der rekonstruierten Metropolis-Fassung.
„Der Film Metropolis ist einer der Klassiker der Filmgeschichte, der Maßstäbe für die gesamte Filmkunst weltweit gesetzt hat. Die UNESCO hat auch aus diesem Grund Metropolis als ersten Film überhaupt in das Register „Memory of the World“ aufgenommen. Er steht symbolisch für die Tradition und die hohe Qualität des deutschen Filmerbes, dessen Bewahrung für uns einen hohen Stellenwert besitzt. Deshalb war es mir sehr wichtig, die Vervollständigung von Metropolis zu ermöglichen und damit eine große Lücke im Filmerbe Deutschlands zu schließen. Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung wird vom BKM deswegen bei der Restaurierung des Stummfilmklassikers Metropolis mit einer Förderung von rund 200.000 Euro unterstützt“, sagt Kulturstaatsminister Bernd Neumann.
Bis zum heutigen Tag fasziniert Metropolis und beeinflusst auch aktuelle Filmschaffende. Zum Mythos des Klassikers hat sicherlich beigetragen, dass man dank der vielen überlieferten Quellen über Jahrzehnte hinweg von der längeren Fassung wusste, von der aber keine Kopie aufzufinden war. Bis zum Fund von Buenos Aires blieben entscheidende Teile von Metropolis – in einer Länge von nahezu 30 Minuten – trotz zahlreicher Recherchen durch Generationen von Filmhistorikern und Archivaren verschollen. So musste auch die Restaurierung der Murnau-Stiftung und ihrer damaligen Partner vor wenigen Jahren – bei der es erstmals gelang, Metropolis in bis dahin nicht bekannter fotografischer Güte zu präsentieren – unvollständig bleiben.
Die Verstümmelung des Monumentalfilmes hatte unmittelbar nach seiner Premiere am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo begonnen. Die von der Filmprüfstelle mit einer Länge von 4189 Metern genehmigte Fassung lief dort vier Monate ohne Erfolg, weshalb die Ufa den Film zurückzog und eine deutlich gekürzte Fassung mit einer Länge von 3241 Metern für den landesweiten Kinostart im Sommer 1927 herstellte.
„Der über Jahrzehnte nie aufgegebene Wunsch und die unermüdlichen Anstrengungen, Fritz Langs unwiederbringlich verloren geglaubte Originalfassung von Metropolis zu restaurieren, stehen symbolisch für die Verpflichtung der Murnau-Stiftung, unser reiches filmisches Erbe zu pflegen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit der Restaurierung und Wiederaufführung von Metropolis geht nun ein Traum in Erfüllung“, so Eberhard Junkersdorf, Kuratoriumsvorsitzender der Murnau-Stiftung.
Seit ihrer Gründung vor 43 Jahren setzt sich die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung für den Erhalt, die Pflege und die Zugänglichmachung eines Großteils des deutschen Filmerbes von herausragender kultur- und filmhistorischer Bedeutung vom Beginn der Laufbilder bis zum Anfang der 1960er Jahre, nämlich 2000 Stummfilme, 1000 Tonfilme und rund 3000 Kurzfilme (Werbe-, Kultur-, Dokumentarfilme), ein. Darunter finden sich neben Metropolis die großen Klassiker des deutschen Kinos wie Das Cabinet des Dr. Caligari, Die Nibelungen, Der blaue Engel, Die Drei von der Tankstelle, Münchhausen, Große Freiheit Nr. 7 und Helden.
(nach einer Pressemitteilung der Berlinale)
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