6. Dokumentarfilmwoche Hamburg – die Preise
Vom 23. bis zum 29. April 2009 fand in den drei Hamburger Kinos 3001, Metropolis und dem Lichtmeß die 6. Dokumentarfilmwoche Hamburg statt. Seit sechs Jahren zeigen wir im Rahmen des Festivals eine Woche lang kurze und lange internationale Dokumentarfilme.
Wie jedes Jahr haben wir viele Dokumentarfilmpreisträger nach Hamburg geholt – und zum ersten Mal auch selber einen Preis vergeben – gestiftet von der Landeszentrale für politische Bildung. Der Hamburger Dokumentarfilmpreis im Wettbewerb „direkt“ ist für Dokumentarfilme bestimmt, die sich in Auseinandersetzung mit Dokumentarfilmtheorie und -ästhetik mit politisch relevanten Themen befassen.
Darüber hinaus zeigen wir jedes Jahr bewusst auch Filme, die ohne Fördermittel und Fernsehsender entstehen. Einfache Camcorderfilme, aber ebenso schwarzweiße Doku-Klassiker wie die kultigen „Bayreuther Proben“: der Startschuss zur Klaus-Wildenhahn-Retrospektive im 3001-Kino.
Ira Schneider, ein internationaler Star der Videoszene, hatte seine Installation dem Thema Wasser gewidmet: „H2O“ im Foyer des Metropolis. Und im Altonaer Lichtmeß-Kino hat Pepe Danquart das Doppelscreening mit Buchvorstellung der Berliner Filmstudenten-Gruppe „Super-9“ moderiert.
Der „Hamburger Dokumentarfilmpreis“ im Wettbewerb „direkt“
Erstmalig wurde bei der 6. Dokumentarfilmwoche der Hamburger Dokumentarfilmpreis, dotiert mit 2000 €, an einen Film aus dem Wettbewerbsprogramm direkt vergeben.
Der erste Hamburger Dokumentarfilmpreis ging an: „Empire St. Pauli – Von Perlenketten und Platzverweisen“. Der von Irene Bude und Olaf Sobczak auf Mini-DV gedrehte und von der GWA St. Pauli produzierte Film (D 2009, 90 Min.) zeigt die Auswirkungen der Gentrifizierung auf Hamburgs berühmtesten Stadtteil, der lange Zeit auch der ärmste war.
Hier einige Ausschnitte aus der Begründung der Jury, deren Wahl einstimmig war: „Der Film spricht ein aktuelles Thema an, das in vielen Städten – nicht nur in Hamburg – seine Aktualität und Problematik hat. Es geht um die Gentrifizierung, also um einen sozialen Umstrukturierungsprozess eines Stadtteils – in diesem Falle um den Hamburger Stadtteil St. Pauli (…) Zur Entscheidung für diesen Film führte auch, dass der Film die verschiedenen Facetten der Auseinandersetzung und Blickwinkel aufzeigt und dabei aber niemanden vorführt. Positiv empfand die Jury auch, dass die hier thematisierten sozialen und politischen Konflikte nicht „nur“ dargestellt werden, sondern durch die Interviews werden auch politische und ökonomische Zusammenhänge und Hintergründe angesprochen. Man kann den Film als einen positiv kritischen Film bezeichnen, der nicht in Resignation endet, sondern sich durchgängig lebensbejahend, kraftvoll und intensiv zeigt. Kamera, Schnitt und Ton haben gut zusammengearbeitet.“
Im Rahmen des Wettbewerbs „direkt“ präsentierte die 6. Dokumentarfilmwoche Hamburg inhaltlich und künstlerisch anspruchsvolle Dokumentarfilme. In Auseinandersetzung mit Gesellschaft, Theorie und Ästhetik befassen sich die Produktionen mit politisch relevanten Themen. Preisverdächtig erscheinen uns Dokumentarfilme, die nicht nur gesellschaftliche Umstände abbilden, sondern versuchen direkt in Kontroversen einzugreifen.
Über die Vergabe entschied die folgende Jury:
- Rita Bake (Historikerin, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg)
- Brigitte Kirsche (Cutterin, u. a. bei Eberhard Fechners „Comedian Harmonists“ und „Der Prozeß“ sowie bei Janek Riekes „Härtetest“)
- Peter Sempel (Filmemacher aus Hamburg, Filme u. a. „Dandy“, „Jonas in the Desert“ und „Flamenco mi Vida“)
Der Preis wird gestiftet von der Landeszentrale für politische Bildung.
(nach Pressemitteilungen der 6. Dokumentarfilmwoche Hamburg, www.dokfilmwoche.com)