55. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen: 30. April – 5. Mai 2009

Fünf Wettbewerbe mit 134 Filmen aus 36 Ländern

Zur Liste aller Filme in den Wettbewerben bitte hier klicken.
Neuerungen in den Wettbewerbssektionen
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen haben für ihre 55. Ausgabe die Wettbewerbssektionen des Festivals in einigen Punkten erneuert: Mit dem NRW-Wettbewerb feiert ein neues Programm Premiere, in dem ausschließlich Produktionen aus dem Heimatland der Kurzfilmtage, Nordrhein-Westfalen, konkurrieren. Gleichzeitig hat das Festival denjenigen Filmemachern, deren Arbeiten nicht für einen der nunmehr fünf Wettbewerbe ausgewählt wurden, mit dem ebenfalls neuen Open Screening ein Programmfenster geöffnet, in der sie ihre Arbeiten dennoch dem Festivalpublikum präsentieren können.
Beim Internationalen Wettbewerb dagegen haben die Kurzfilmtage ihr Programm aufgelockert. Wie immer werden zehn abendfüllende Programme gezeigt, die jedoch jeweils etwas kürzer angelegt sind als bisher, so dass weniger Filme gezeigt werden. „Wir wollen damit in einem Programm, das so unterschiedliche Arbeiten vereint wie unser Internationaler Wettbewerb, den einzelnen Arbeiten mehr Luft geben und damit auch dem Publikum mehr Raum, sich auf die jeweilige Produktion einzulassen“, begründet Festivalleiter Lars Henrik Gass die Entscheidung. Darüber hinaus zeigt das Festival im Internationalen Wettbewerb ausschließlich deutsche Premieren, um dem einzelnen Werk mehr Aufmerksamkeit zu sichern.
Insgesamt sind die Preisgelder in den Wettbewerben nun auf eine Gesamtsumme von 40.500 Euro angestiegen. Die Spanne reicht dabei vom Großen Preis der Stadt Oberhausen im Internationalen Wettbewerb, der mit 7.500 Euro dotiert ist, bis zum MuVi Online-Publikumspreis, den das Festival mit 500 Euro ausstattet. Als Preisstifter sind die Fernsehsender ARTE und 3sat sowie, im neu geschaffenen NRW-Wettbewerb, die NRW.BANK, dabei.
Zahl der Einreichungen bleibt hoch

Die Zahl der Einreichungen zum Festival bleibt nahezu unverändert hoch. Mit 5.742 Produktionen aus 91 Ländern ist die Zahl der gesichteten Filme im Vergleich zu 2008 (5.840 Arbeiten aus 87 Ländern) annähernd gleich geblieben.
Internationaler Wettbewerb: 53 Produktionen aus 32 Ländern (im Vorjahr 62 Produktionen aus 42 Ländern)

Neun Arbeiten weniger als 2008, das ist einerseits auf das kleinere Programmvolumen zurückzuführen, andererseits aber auch darauf, dass in diesem Jahr mit fünf Arbeiten von über 30 Minuten Länge ungewöhnlich viele „lange Kurzfilme“ ausgewählt wurden. Spitzenreiter bei den Ländern sind die USA mit acht Beiträgen, gefolgt von Großbritannien mit sieben und der Volksrepublik China mit vier Produktionen. Aus Deutschland gehen 2009 zwei Produktionen an den Start, Carsten Aschmanns Ketamin – Hinter dem Licht und Michel Klöfkorns n.n. Zu den kleineren Filmländern im Wettbewerb gehören unter anderem Armenien, Malaysia, Indonesien, der Libanon und Chile, insgesamt sind Filme aus allen fünf Kontinenten in Oberhausen vertreten.
„Wir haben in diesem Jahr zu unserer Überraschung sehr gute Spielfilme gesehen und ausgewählt. Ob man hier eine Tendenz feststellen kann, bleibt jedoch abzuwarten“, sagt Leiterin Hilke Doering. Spielfilme und Animationen prägen den diesjährigen Internationalen Wettbewerb, darunter zum Beispiel He shang de ai quing (Cry Me a River), der neue Kurzspielfilm eines Venedig-Preisträgers: Jia Zhang-Ke, der mit seinem Langfilm Still Life 2006 den Goldenen Löwen gewann. Gleichzeitig haben auch 2009 wieder eine Reihe namhafte Künstler neue Arbeiten im Wettbewerb, allen voran Apichatpong Weerasethakul, Eija-Liisa Ahtila, Robert Frank, Victor Alimpiev, Josef Dabernig oder Sun Xun.
Deutscher Wettbewerb: 25 Produktionen (im Vorjahr 22)

Der Autorenfilm boomt in Deutschland, zumindest im Kurzfilm. „Wir sehen in diesem Jahr einen ganz deutlichen Ausschlag: Es sind fast keine Hochschulfilme mehr im Deutschen Wettbewerb“, so Leiter Carsten Spicher. „Nur vier der Arbeiten haben eine eigenständige Produktionsfirma, das heißt, die überwiegende Mehrzahl der Produktionen sind Autorenfilme im wahrsten Sinne des Wortes, bei denen der Regisseur nicht nur schreibt und inszeniert, sondern auch als Produzent fungiert.“ Viele der Filme sind zudem von den großen Institutionen gefördert: sechs Arbeiten allein durch den Beauftragten für Kultur und Medien, vier durch die Filmförderungsanstalt FFA. Insgesamt wurden mit 1.130 Produktionen knapp 100 Arbeiten weniger als im letzten Jahr gesichtet.
Trotz des NRW-Wettbewerbs ist Nordrhein-Westfalen auch im Deutschen Wettbewerb gut vertreten: Nach Berlin, das Zentrum der deutschen (Kurz-) Filmindustrie bleibt und 15 Produktionen ins Rennen schickt, folgt mit drei Arbeiten Nordrhein-Westfalen – darunter immerhin die neue Arbeit Contre-jour von Christoph Girardet und Michael Müller, die längst international bekannt sind. Zwei weitere Highlights im Wettbewerb sind zwei Kurzfilme aus der Kompilation Deutschland 09, die auf der Berlinale präsentiert wurde: Ramses von Romuald Karmakar und Erster Tag von Angela Schanelec. „Indem wir diese Arbeiten in den Wettbewerb nehmen, wollen wir sie auch ganz bewusst als hervorragende Kurzfilme, die jederzeit auch alleine stehen können, hervorheben“, so Carsten Spicher.
Dabei sind außerdem alte Oberhausener wie Lola Randl und Rainer Egger, die ihre Serie von Publikumshits um Herrn Karpf mit Der Geburtstag fortsetzen, Jochen Kuhn, Bjørn Melhus oder Jörg Wagner. Oliver Pietsch ist sogar sowohl im MuVi-Preis wie auch im Deutschen Wettbewerb mit je einer Arbeit vertreten. Heinz Emigholz, eine Legende des deutschen Experimentalfilms, zeigt überdies mit Zwei Projekte von Frederick Kiesler eine Welturaufführung.
NRW-Wettbewerb: 10 Produktionen in zwei Programmen

225 Einreichungen wurden für den neuesten Wettbewerb der Kurzfilmtage gesichtet, das Ergebnis ist ein Wettbewerbsprogramm, das die Vielfalt des Filmschaffens in Nordrhein-Westfalen spiegelt und einige potentielle Publikumslieblinge bereithält. In NRW ist mit sieben von zehn Beiträgen eindeutig Köln das Zentrum des Filmgeschehens, doch auch die Dortmund ist durch seine Fachhochschule mit zwei Arbeiten vertreten.
Für die Qualität des Programms sorgen unter anderem die neue Arbeit von Rosa Hannah Ziegler, die 2007 für Cigaretta mon amour den Deutschen Kurzfilmpreis gewann, Eli Cortiñas Hidalgo, die 2007 und Matthias Wermke und Mischa Leinkauf, die 2008 für den Kurzfilmpreis nominiert waren und ihre neuen Arbeiten nun hier zeigen.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Wettbewerb und freuen uns, nun noch mehr Filmen aus NRW eine internationale Plattform bieten zu können“, so Leiter Carsten Spicher. „Überrascht hat uns aber, dass kaum ein Film in NRW spielt. Die Filmemacher gehen in die USA, nach Kuba, nach Polen oder in die Schweiz, nur ein einziger Film, nämlich Dominik Leubes DSW, setzt sich mit Straßenbahnarbeitern in Dortmund auseinander.“ Michael Koch lässt seinen Krimi Polar in den Schweizer Bergen spielen, Andrzey Król geht für Birthday nach Polen, Hannes Lang für Leavenworth, WA gar in die USA, wo die Kleinstadt Leavenworth gut davon lebt, sich für Touristen als urbayerisches Städtchen zu verkleiden.
Kinder- und Jugendfilmwettbewerb: 36 Filme aus 17 Ländern (im Vorjahr 42 Filme aus 21 Ländern)

Insgesamt wurden 459 Produktionen aus den internationalen und deutschen Einreichungen für diesen Wettbewerb gesichtet. Bei den nun vertretenen Ländern liegen die Niederlande mit sieben Filmen an der Spitze, gefolgt von Deutschland und Großbritannien mit je sechs Filmen. Island, Israel und Armenien gehören zu den kleineren Filmnationen, die dabei sind.
Auch hier dominieren Spielfilme das Programm. Eingereicht wurden auffällig viele Arbeiten, die sich an Jugendliche wenden. „Auch bei den Animationen für die ganz Kleinen hatten wir eine große Auswahl, doch für die Altersgruppen zwischen acht und zwölf haben wir in diesem Jahr verhältnismäßig wenige gute Filme gesehen“, sagt Leiterin Anja Schmid.
Erstmals zeigt der Kinder- und Jugendfilmwettbewerb 2009 ein Programm für Jugendliche ab 16. „Zum einen haben wir wirklich sehr viele gute Filme gesichtet, die sich mit Themen für diese Altersgruppe beschäftigen – Schulabschluss, erste Jobsuche, wie geht es weiter. Zum anderen wollen wir damit unsere medienpädagogischen Aktivitäten auf weiterführende Schulen erweitern“, so Anja Schmid.
Die Wettbewerbsprogramme wenden sich an alle Altersgruppen zwischen 3 und 18.
11. MuVi-Preis: 12 Kandidaten (wie 2008)

Mit 179 Einreichungen (im Vorjahr 180) bleibt die Zahl der Einreichungen konstant, doch finden hinter den Kulissen des deutschen Videoclips einige Veränderungen statt. „Das Musikvideo ist dabei, ins Internet abzuwandern. Abgesehen von Videos der ganz großen Namen wie Fanta 4 oder Die Ärzte zeigen MTV oder VIVA längst keine Clips mehr. Das, was uns interessiert, nämlich die formalen Experimente und die neuen Bildsprachen, ist fast vollständig ins Internet abgewandert. Hier gibt es spezialisierte Websites, eigene Wettbewerbe, und selbst große Labels stellen inzwischen Stücke ihrer Künstler zur freien Bebilderung ins Netz“, sagt MuVi-Leiterin Jessica Manstetten.
Oliver Pietsch, 2007 MuVi-Preisträger, hat dieses Jahr sowohl einen Clip beim 11. MuVi-Preis als auch eine Kurzfilm im Deutschen Wettbewerb im Rennen. Während in Oberhausen Regisseure wie Pietsch oder Michel Klöfkorn vom MuVi-Preis in den Deutschen Wettbewerb gewechselt haben, geht Xenia Lesniewski den umgekehrten Weg: Letztes Jahr im Deutschen Wettbewerb, hat sie nun einen Clip für den MuVi-Preis beigesteuert. Auch Luigi Archetti & Bo Wiget haben wieder ein Video im Programm – eine liebevoll-ironische Reflektion über das Musikgeschäft, mit der sie nun den dritten Anlauf für den MuVi-Preis nehmen.
Seit dem 1. April 2009 darf wieder im Internet über den MuVi Online-Publikumspreis abgestimmt werden. Auf www.muvipreis.de stehen die diesjährigen Clips zur Wahl, unter den abgegebenen Stimmen verlosen die Kurzfilmtage eine Reise für zwei zur „echten“ MuVi-Preis-Verleihung am 2. Mai 2009.
Weitere Infos: www.kurzfilmtage.de.
(nach Pressemitteilungen der Kurzfilmtage Oberhausen)
Cookie Consent mit Real Cookie Banner