Der VDD spricht sich gegen Product Placement im Fernsehen aus

Die Frage der Produktplatzierungen (Product Placement) im Fernsehen wird zur Zeit in der Rundfunkkommission erörtert. Dies ist ein Thema, dass die Autoren in Deutschland mit großer Sorge erfüllt. Die deutschen Drehbuchautoren sprechen sich entschieden dagegen aus und fordern die Politik auf, weiterhin an einem ausnahmslosen Verbot von Produktplatzierungen festzuhalten.
Die Bundesländer hatten sich bei der Diskussion über die Europäische Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste in einem Votum gegen die Erlaubnis dieser umstrittenen Werbeform ausgesprochen. Erfreulicherweise lässt es die nunmehr verabschiedete Richtlinie zu, dass in Deutschland auch weiterhin an einem ausnahmslosen Verbot von Produktplatzierungen festgehalten werden kann.
Product Placement ist die gezielte Einbringung von Markenprodukten in die Handlung von Filmen. Nach wie vor sprechen viele Gründe für die Beibehaltung des Trennungsgebotes von Redaktion und Werbung in allen Medien:
  • Mit einer Legalisierung von „Product Placement“ würde das Gebot zur Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung aufgehoben, die redaktionelle Unabhängigkeit wäre nicht mehr gesichert.
  • Die Vorteile der Medienbranche sind, wenn überhaupt, marginal. Es ist vielmehr so, dass die Werbeeinnahmen aus klassischer Werbung (Blockwerbung im Fernsehen oder auch Werbung in Printmedien) verringert und zukünftig aus Product Placement erwirtschaftet werden würden, eine Erhöhung der Werbeeinnahmen insgesamt ist nicht zu erwarten – diese Entwicklung konnte man in den USA beobachten.
  • Die Produktionsbedingungen würden sich stark verschlechtern, den Produktionsfirmen könnte die Akquise von Werbegeldern zugewiesen werden, die Honorare entsprechend gekürzt werden. Dies könnte sich auch negativ auf die Zahlungen an Autoren auswirken. Es ist zu erwarten, dass die Persönlichkeiten und Eigenheiten der Filmfiguren so angelegt werden müssen, dass sie zu dem Produkt passen, das beworben werden soll. Ihre Rollen werden von den Autoren entsprechend entwickelt, und Regisseure und Schauspieler sind gezwungen, Produktwerbung als Teil der Geschichte dieser Figuren zu behandeln.
  • Das bezahlte Placement wird nicht als solches während seiner Ausstrahlung deutlich und klar gekennzeichnet sein. Ein Hinweis auf seine Existenz zu Programmbeginn und nach den Werbeblöcken soll ausreichend sein, der Zuschauer wird damit über den Werbecharakter redaktioneller Inhalte im Unklaren gelassen.
Aus der Rede der VDD-Drehbuchautorin Christina Kallas, die sie in ihrer Funktion als Präsidentin der FSE vor dem europäischen Parlament gehalten hat: „Lassen Sie uns dieses Thema einmal im Kontext anderer Künste betrachten. Könnten nicht Opernlibrettos so umgeschrieben werden, dass sie einige Produktplatzierungen enthalten? Bestimmt könnte der ’Walkürenritt’ einen Hinweis auf Billigfluglinien unterbringen und die goldenen Bögen von McDonald’s könnten doch den Parthenon stützen? Wenn Samuel Beckett sagt „Ich kann nicht mehr“ (I can’t go on), ist das im Stück nicht der perfekte Werbemoment für Antidepressiva? Aber es gibt auch eine Kehrseite. Wenn Romeo Julia zum billigen Wochenendtarif auf dem Handy anruft und sie dadurch retten kann, ist das vielleicht gut für die Telefongesellschaft, aber es schmälert die tragische Wirkung am Ende des Stückes erheblich.“
Sollte Product Placement erlaubt sein, so Christina Kallas, würden „die Inhalte europäischer dramatischer Werke „¦ von Firmen bestimmt, die ihre Produkte bewerben wollen, und nicht von europäischen Redakteuren, Produzenten und Autoren. Das europäische Publikum, Kinder eingeschlossen, wird keine Wahl haben zu entscheiden, ob sie Werbung sehen wollen oder nicht, und es wird ihnen schwergemacht, zwischen dem Inhalt einer Sendung und der Werbung zu
unterscheiden. „¦“
Wir fordern die Politik auf, weiterhin an einem ausnahmslosen Verbot von Produktplatzierungen festzuhalten.

(nach einer Pressemitteilung des Verbands Deutscher Drehbuchautoren e.V.)

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