13. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide

Singende Riesen

„Das Geheimnis der Buckelwale“ (Daniel Opitz, D 2008)

An die 7.000 Buckelwale finden sich jedes Jahr im Winter vor Maui, der zweitgrößten Insel im Hawai-Archipel, ein. Sie haben eine Strecke von gut 3.500 km aus ihren Jagdgründen in den Gewässern vor Alaska hinter sich. In den Monaten bis April suchen die Männchen nach Walkühen zur Paarung. Eine ideale Situation für Meeresbiologen, um die noch ungeklärten Rätsel im Verhalten der Meeressäuger zu erforschen. Der Kieler Dokumentarfilmer Daniel Opitz begleitete zwei Biologen und einen Fotografen über drei Winter und beobachtete dabei Tier und Mensch. „Das Geheimnis der Buckelwale“ ist sein Bericht, der mit faszinierenden Bildern und erstaunlichen Erkenntnissen aufwartet.
Daniel Opitz bei den Dreharbeiten zu „Das Geheimnis der Buckelwale“ (Foto: Opitz)
Man muss schon eine echte Leidenschaft für den Buckelwal und seine Geheimnisse entwickeln, um über die kompletten Wintermonate -die allerdings auf Hawai deutlich angenehmer ausfallen als in hiesigen Breitengraden – Tag für Tag auf den Pazifik hinaus zu fahren, Wale aufzuspüren und zu beobachten. Nicht von jeder Ausfahrt kommen Forscher Jim Darling oder seine Kollegin Meagan Jones mit brauchbaren Ergebnissen zurück. Durchhaltewillen und Geduld sind Voraussetzungen, dazu eine gewisse Unempfindlichkeit gegen wechselnde Witterungen auf dem Wasser. Die beiden Forscher sammeln zusammen mit dem National-Geographic-Fotografen Flip Nicklin bereits seit mehreren Jahren Daten über die Walpopulation und das Verhalten der bis zu 18 m langen und bis zu 30 Tonnen schweren Säuger. Überraschende Erkenntnisse konnten die Forscher mit Hilfe von Unterwassermikrofonen und Audio-Software über die Gesänge der Buckelwale erarbeiten. Erstaunlicherweise singen nur die Bullen. Die Struktur der Gesänge ist äußerst komplex. Bestehend aus Sätzen und Strophen kann eine „Symphonie“ mehre Stunden und sogar über eine Tag andauern. Dass es sich dabei um Brunftgesänge handelt, schließen die Forscher mittlerweile aus. Gesicherte Erkenntnis ist allerdings, dass man einzelnen Walen individuelle Gesangsmuster zuordnen kann. Die Bullen kopieren sogar Sätze und Strophen untereinander.
Atemberaubende Aufnahme dder schwebenden Riesen (Foto: Opitz)
Daniel Opitz erklärt die verschiedenen Theorien zu den Gesängen der Buckelwale verständlich und zeigt auch die noch ungelösten Rätsel auf. Wer sich für diese im Bereich Meeresbiologie doch recht spezielle Thematik interessiert, hätte vielleicht sogar gerne noch ein ausführlicheres Audio-Beispiel gehört. Wahrscheinlich ist es dem 45-Minuten-Sendeformat geschuldet, dass die Anschauung an dieser Stelle nicht vertieft wird. Leider ist es mittlerweile üblich, nicht nur Naturfilm-Dokumentationen mit emotionsgeladener Musik zu überfrachten. Oft geht dabei die eigentliche Atmosphäre am Drehort verloren. Dahinter steht vermutlich die Befürchtung, den Zuschauer zu verlieren, wenn ihm nicht kontinuierlich Spannung suggeriert wird. „Das Geheimnis der Buckelwale“ hätte dies eigentlich nicht nötig. Denn eine großartige Leistung des kleinen Teams um Daniel Opitz sind die teilweise atemberaubenden Unterwasseraufnahmen der schwebend singenden Riesen oder der Verfolgungsjagden zwischen Männchen und Weibchen. Der Dokumentarfilmer Daniel Opitz und seine beiden Kameramännern Jason Sturges und Florian Melzer liefern Bilder, die auch der großen Leinwand standhalten. Man darf daher gespannt sein auf das angekündigtes Spielfilm-Projekt „Whales in Mind“. (dakro)
„Das Geheimnis der Buckelwale/The Humpback Code“, 45 Min., HD DV, Regie & Buch: Daniel Opitz, Kamera: Jason Sturges, Florian Melzer, Daniel Opitz, Schnitt: Stefan Canham, Produktion: Ocean Mind mit NDR Naturfilm, Studio Hamburg Documentaries und Parthenon Entertainment Ltd. Gefördert von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.
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