Mediatage Nord 2008
Minister Döring eröffnete Mediatage Nord 2008
Die Mediatage Nord 2008 wurden am 24.11.2008 von Uwe Döring, Minister für Justiz,
Arbeit und Europa des Landes Schleswig-Holstein, eröffnet. Gemeinsam mit den
Koordinatoren ließ er die Mediatage Nord 2008 symbolisch online gehen und
öffnete eine Pipeline für den Datenstrom. „Die Digitalisierung schafft
schier grenzenlose Möglichkeiten von Datensammlung, Datenaufbereitung,
Datenverbreitung. Fast alle Bereiche unseres täglichen Lebens sind
inzwischen grenzenlos digitalisiert“, griff der Minister das Motto der
diesjährigen Mediatage Nord „grenzenlos digital“ auf.
Ein Bereich, in dem die Digitalisierung in den kommenden Jahren die Abläufe
extrem verändert wird, ist die öffentliche Verwaltung. Der Grund: Im
Dezember 2006 ist die Europäische Dienstleistungsrichtlinie in Kraft
getreten. Bis Ende 2009 müssen ihre Vorgaben umgesetzt sein. Ein Aspekt der
Dienstleistungsrichtlinie ist, dass zukünftig Dienstleistungserbringer die
Möglichkeit haben müssen, alle Formalitäten, die mit einer
Dienstleistungstätigkeit zusammenhängen, elektronisch über einen so
genannten Einheitlichen Ansprechpartner abzuwickeln. „Ich sehe darin einen
sehr hilfreichen Impuls zur Modernisierung unserer Verwaltungsverfahren“, so
Minister Döring. Denn praktisch schreibe die Richtlinie vor, dass
hergebrachte, „analoge“ Verwaltungsabläufe auf E-Government-Lösungen
umgestellt werden müssen. „Schleswig-Holstein ist darauf sehr gut
vorbereitet, denn die bisherigen E-Government Aktivitäten des Landes fußen
auf einer einheitlichen Strategie und sind unverzichtbare Elemente der
Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie“, konstatierte der Minister.
Unterstützt wird das Land bei seinen Bestrebungen, die Verwaltung, aber auch
die Unternehmen im Land für die Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie fit
zu machen, durch die IHK Schleswig-Holstein. „Wie tief greifend diese
Änderungen sein werden, ist vielen Unternehmen und – nach meinem Eindruck –
vor allen Dingen auch einigen Verwaltungen noch nicht recht bewusst“, sagte
Prof. Dr. Bernd Rohwer, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein. Er
sprach davon, dass die Dienstleistungsrichtlinie „das Verwaltungshandeln –
nicht nur hierzulande – revolutionieren wird“. Darüber hinaus setze sich die
IHK Schleswig-Holstein für den Ausbau und die Verbesserung der notwendigen
Versorgung des Landes mit einer bedarfsgerechten Breitbandinfrastruktur ein.
Prof. Dr. Rohwer begrüßte das Engagement der Landesregierung, unterversorgte
Gebiete zu Breitbandanschlüssen zu verhelfen. Er betonte aber: „Wir
appellieren an die Landesregierung, an dem aktuell festgesetzten einen
Megabit pro Sekunde als Mindestübertragungsrate nicht zu lange festzuhalten,
damit es nicht schon bald ebenso überholt ist wie die Vorgaben des Bundes.“
Dessen Vorgaben seien mit einer geforderten Übertragungsrate von nur 128
Kilobit pro Sekunde „völlig indiskutabel“.
Welche neuen Nutzungsmöglichkeiten schnelle und leistungsstarke
Internetverbindungen eröffnen, verdeutlichte am Beispiel des „Internet der
Dinge“ Dr. Bernd Bösche, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und
Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH): „Schon bald werden
Innovationen im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnologien
für den selbständigen Informationsaustausch von intelligenten
Alltagsgegenständen sorgen. Hier zeichnen sich Entwicklungen ab, die in
absehbarer Zeit ihre Marktreife erlangen werden.“ Praktische Anwendungen
reichten beispielsweise von den vernetzten Fahrzeugen, die über die
Auswertung von Daten in Fahrerassistenzsystemen auch andere
Verkehrsteilnehmer über Gefahren wie Staus, Eis oder Aquaplaning
informieren, den Funketiketten, die eine lückenlose Dokumentation von
Transport und Lagerung von Blutkonserven ermöglichen, über Kontroll- und
Warnsysteme, die z.B. Senioren einen längeren Verbleib im eigenen Haus
ermöglichen („Ambient Assistent Living“) bis hin zu Medikamentenpackungen,
die registrieren und an medizinische Berater kommunizieren, ob ein
Medikament auch wirklich eingenommen worden. „Gemeinsam ist diesen
Innovationen, dass sie schon bald auch Unternehmen in Schleswig-Holstein
vielfältige Chancen für neue Produkte und Dienstleistungen bieten werden“,
so Dr. Bösche weiter.
Thomas Fuchs, Direktor der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA
HSH), erklärte: „Bei allen Chancen, die die Digitalisierung für Unternehmen
und für die Bürgerinnen und Bürger bietet, zählen die Gefahren, denen Kinder
und Jugendliche im Internet begegnen können, ohne Zweifel zur Schattenseite.
Hier stößt die Medienaufsicht schnell an ihre Grenzen. War Medienkompetenz
bei Hörfunk und Fernsehen wichtig, ist sie bei der Internetnutzung für den
Kinder- und Jugendschutz schlicht und einfach unverzichtbar. Die Vermittlung
von Medienkompetenz für die Internetnutzung ist eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe, deren Bedeutung nicht hoch genug angesetzt werden kann.“ Fuchs
bezog sich dabei auch auf eine jüngst veröffentlichte Studie der MA HSH, in
der gerade in Hamburg und Schleswig-Holstein erhebliche Defizite bei der
Förderung von Medienkompetenz bei der Internetnutzung festgestellt werden.
Er kündigte an, dass die MA HSH hier gemeinsam mit dem Offenen Kanal
Schleswig-Holstein künftig aktiver werden möchte.
Jutta Kürtz, Vorsitzende des Beirats des Offenen Kanals Schleswig-Holstein
(OKSH), griff dies auf, betonte den Willen des OKSH, bei der Vermittlung von
Medienkompetenz mit der MA HSH und anderen eng zusammen zu arbeiten und
verwies auf einen aktuellen Beschluss des Europaparlaments vom 25. September
2008 zum Thema Bürgersender. Nach den Vorstellungen der EU-Parlamentarier
wirken Bürgermedien als Katalysator für die Kreativität und tragen zu dem
Ziel bei, die Medienkompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern.
Kürtz weiter: „Bürgersender vor Ort und Politik in Brüssel – was weit
entfernt erscheint, ist es in Wirklichkeit nicht.“ Das EU-Parlament habe
weiter gefordert, Bürgermedien als eigenständige Gruppe neben den
kommerziellen und öffentlichen Medien rechtlich anzuerkennen. Außerdem
fordere das EU-Parlament die Mitgliedstaaten auf, Bürgermedien bei der
Bereitstellung von sowohl analogen als auch digitalen Radio- und
Fernsehfrequenzen im Auge zu behalten. „All dies ist auch aus der Sicht des
Offenen Kanals Schleswig-Holstein sehr erfreulich“, so Kürtz.
(nach einer Pressemitteilung der Mediatage Nord)