57. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2007

Filmhochschulen stark bei Perspektive Deutsches Kino

Männer auf verlorenem Posten und Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs – so sieht auf den ersten Blick das Personal der sechs Filme aus, die bislang für die Perspektive Deutsches Kino ausgewählt wurden. Doch mit diesem Blick geben sich die Vertreter der jüngsten Generation des deutschen Films nicht zufrieden. Tatsächlich interessieren sie sich sehr für alltägliche Konflikte und psychologische Grenzsituationen und besonders dafür, wie man diese kinogerecht erzählt – dramaturgische Raffinesse und kleines Heldentum inklusive.

Vier Männer unterschiedlichen Alters auf dem Weg zu sich selbst. Davon erzählt Autopiloten, das Langfilmdebüt des dffb-Absolventen Bastian Günther (First Steps Award 2006 für seinen Kurzfilm Ende einer Strecke). Dass dieser Weg über das enge Autobahnnetz des Ruhrgebiets führt, hält die Geschichten nicht nur geografisch, sondern auf wundersame Weise auch emotional zusammen.

Währenddessen lässt sich die weibliche Protagonistin in Ben von Grafensteins Dreiecks-Drama auf einen Blindflug der Gefühle ein. Der Titel ist in vielerlei Beziehung programmatisch und bietet eine Menge Möglichkeiten für Wendungen und Überraschungen, an denen der Film reich ist.

Mit Überraschungen hat der glücklose Kleinunternehmer Dohmühl (Milan Peschel) in seinem brandenburgischen Dorf nicht mehr gerechnet. Aber der sanfte Riese Hagen Melzer löst in Pepe Planitzers zweitem Spielfilm Alle Alle mehr davon aus, als dem traurigen Helden lieb sein kann – von der Romanze bis zur Katastrophe.

In dem aufregenden Teenager-Drama Was am Ende zählt von Julia von Heinz wollen die jungen und völlig unterschiedlichen Heldinnen Carla und Lucie eine Katastrophe verhindern. Die Methode könnte allerdings wieder zu einer führen.

„Fast alle Beiträge der Perspektive Deutsches Kino stammen diesmal von Studenten oder Absolventen einer deutschen Filmhochschule. So gesehen muss man sich um das Niveau der filmischen Ausbildung in unserem Land keine Sorgen machen“, kommentiert Festival-Direktor Dieter Kosslick die Programmauswahl.

Dafür stehen auch die beiden halbstündigen Hochschulfilme aus München und Ludwigsburg, die ebenfalls schon eingeladen wurden: Aschermittwoch von Ileana Cosmovici (HFF München) lässt in der letzten Nacht des Faschingsfestes einen Arzt und eine Polizistin aufeinander treffen, die das Schicksal schon vorher auf fatale und faszinierende Weise miteinander verbunden hat. Ähnlich ergeht es auch dem seltsamen und eigenwilligen Paar in Aufrecht stehen von Hannah Schweier (Filmakademie Ludwigsburg), einem energiegeladenen Drama um die Suche nach Glück als Extremsportart.

„Es war ja eigentlich schon immer so, dass sich junge Filmemacherinnen und Filmemacher in ihren ersten Filmen für das interessierten, was man altmodisch ‘die letzten Dinge’ nennt. Aber was in diesem Jahr besonders auffällt, ist die künstlerische Reife, die dramaturgische Konsequenz, das psychologische Gespür und die immer wieder aufblitzende poetische Eleganz, mit der die Themen filmisch umgesetzt werden“, begründet Sektionsleiter Alfred Holighaus die Auswahl.

Bislang eingeladene Filme:

  • Autopiloten von Bastian Günther
  • Blindflug von Ben von Grafenstein
  • Alle Alle von Pepe Planitzer
  • Was am Ende zählt von Julia von Heinz
  • Aschermittwoch von Ileana Cosmovici
  • Aufrecht stehen von Hannah Schweier

(nach einer Pressemitteilung der Berlinale)

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