58. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2008
Berlinale 2008: Hommage und Goldener Ehrenbär für Francesco Rosi
Dem renommierten italienischen Regisseur Francesco Rosi ist die Hommage der 58. Internationalen Filmfestspiele Berlin gewidmet. In seinem Werk reflektiert Rosi kritisch die politischen, wirtschaftlichen und geistigen Entwicklungen Italiens. Anlässlich der Hommage wird Francesco Rosi am 14. Februar 2008 mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet. „Rosis Filme überzeugen bis heute mit ihrer explosiven Kraft und gehören zu den Klassikern des politisch engagierten Kinos“, kommentiert Berlinale-Direktor Dieter Kosslick die Ehrung. Der heute 85-jährige Francesco Rosi hat rund 50 Jahre italienischer Filmgeschichte mitgeschrieben. Die Hommage der Berlinale wird eine Auswahl von 13 Filmen zeigen, die die verschiedenen Dekaden von Rosis Schaffen dokumentiert. Mit Salvatore Giuliano (1961/62, Wer erschoss Salvatore G.?) fand er seinen persönlichen Stil und gelang ihm der internationale Durchbruch: Der Film wurde auf der Berlinale 1962 mit dem Silbernen Berliner Bären für die beste Regie ausgezeichnet, er wird anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenbären am 14. Februar 2008 gezeigt.
Als Francesco Rosi 1958 mit La sfida (Die Herausforderung) debütierte, brachte er langjährige Erfahrungen als Regieassistent und Drehbuchautor, u. a. für Visconti, mit. Der Neorealismus ist prägend für seinen Umgang mit Originalschauplätzen und Laiendarstellern. So zeichnet er in I magliari (1959, Auf St. Pauli ist der Teufel los) ein authentisches Bild rivalisierender italienischer Hausierer, die in Hamburg ihren Platz in der bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft suchen. In Salvatore Giuliano, Il caso Mattei (1971/72, Der Fall Mattei, in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet) und Lucky Luciano (1972/73) untersuchte er die engen Verflechtungen ökonomischer und politischer Mächte mit der Mafia. In seiner Heimatstadt Neapel deckte er vertuschte Bauskandale auf und wurde für Le mani sulla città (1963, Hände über der Stadt) in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Ende der 1970er Jahre ging Francesco Rosi ästhetisch und thematisch neue Wege. In Cristo si è fermato a Eboli (1978/79, Christus kam nur bis Eboli) und Tre fratelli (1980/81 Drei Brüder) wendet sich Rosi dem Innenleben seiner Figuren zu. Diese beiden Filme spiegeln gleichzeitig die Konflikte zwischen dem reichen Norden Italiens und dem agrarisch geprägten Süden wider, der auch mit der archaisch poetischen Landschaft Lukaniens in Cristo si è fermato a Eboli porträtiert wird.
Rosi hat mit italienischen und internationalen Stars wie Gian Maria Volonté, Alain Cuny, Philippe Noiret, Rod Steiger und John Turturro gedreht. Für sämtliche Filme zeichnete Rosi – meist im Team mit mehreren Autoren – auch für das Drehbuch verantwortlich und recherchierte selbst für seine investigativen Filme. Mit der Drehbuchautorin Suso Cecchi d’Amico sowie mit Raffaele la Capria und Tonino Guerra arbeitete er jeweils bei mehreren Filmen zusammen.
„Die Filme Francesco Rosis bewiesen immer Engagement und große Leidenschaft. Dass sie ihre Wirkung heute in keiner Weise verloren haben, weist sie als große Kunstwerke aus“, kommentiert Dr. Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, die die Hommage verantwortet.
Rosis Filme zu hochaktuellen Themen der jüngeren italienischen und europäischen Geschichte lösten oft heftige öffentliche Reaktionen aus. In seinen filmischen (Re-) Konstruktionen authentischer Fälle breitet er Indizien aus und gibt den Ereignissen eine historische Dimension.
(nach einer Pressemitteilung der Berlinale)