Mystery mit Herz

Oliver Boczek dreht „Farbenblind“ im Krankenhausumfeld.

„Das Herz gibt allem, was der Mensch sieht und hört und weiß, die Farbe“, schrieb der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi und der Wendtorfer Filmemacher Oliver Boczek stellt seinem Drehbuch zum Kurzfilm „Farbenblind“ dieses Zitat voran. Denn hier wird eine Mystery-Geschichte um ein gefundenes Herz erzählt. Vor dem Städtischen Krankenhaus fanden dazu die letzten Dreharbeiten statt.

Schon seltsam, was ein Pärchen (Melanie Riebe und Janos Hennicke) auf dem Heimweg von einer Halloween-Party am Straßenrand findet: ein tiefgekühltes Herz, bereit zur Transplantation. Noch seltsamer, dass niemand nachfragt, als sie es, noch im Kostüm eines Arztes und einer Vampirin, im Krankenhaus abgeben, wo man schon dringend darauf wartet. Und die Mystery mit Herz ist komplett, wenn paar Minuten später die Malteser dort ein weiteres Herz einliefern …

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Eine Vampirin, ein verpacktes Herz und ein Arzt – mysteriöse Szene aus „Farbenblind“

Ein Drehbuch des Jung-Filmers und Scheersberg-Schülers Oliver Boczek, der auch Regie führt bei seinem Kurzfilm „Farbenblind“. Drei regnerisch-novembernde Drehtage hat das 22-köpfige Team auf der Straße nach Brodersdorf hinter sich, als es am Sonntag Ende November die letzten Sequenzen am Portal des Städtischen Krankenhauses dreht. Claus Oppermann, als Bildgestalter mehrerer Kurzfilme aus Schleswig-Holstein bekannt, führt die Kamera. Er und Boczek geben die Kommandos, wenn erst das Fahrzeug der unverhofften Herz-Finder, dann der blaubelichtete Krankenwagen der Malteser dem Krankenhaus vorfährt. Präzision ist hier verlangt, denn Oppermann will mit statischer Kamera filmen, ohne Schwenks, ohne „Verfolger“, deshalb muss jede Aktion fürs Bildfenster passend sein. Und das bei „ein bisschen Action“, so Regisseur Boczek. „Schnell organisiert und schnell gedreht“ sei sein zweiter Kurzfilm nach dem zusammen mit Filmemacher Gerald Grote („Tödliche Roman(z)e“, „Blindschatten“) produzierten „Radio-Aktivität“. Ein „dazwischen geschobenes Projekt“, denn für seinen nächsten, somit dritten Kurzfilm hat Boczek gerade Förderung von der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein erhalten.

Boczek und sein Team arbeiten Hand in Hand. Es bedarf nur weniger Anweisungen. Höchstens will Oppermann das Licht, das die professionelle Firma Parasol Filmlicht spendet, noch etwas verschoben wissen. Ein Schatten zu viel – oder zu wenig – und schon geriete die mysteriöse Szenerie aus dem Lot. Boczek wie Oppermann wollen den „kahlen, ungemütlichen, unheimlichen Look“, den der Novemberabend bietet, den die Szenerie benötigt, um „ein bisschen wie Traum“ zu wirken.

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Haben ein Auge auf mysteriöses Licht und Schatten: Regisseur Oliver Boczek (rechts) und Kameramann Claus Oppermann (Mitte)

Nur bei der blutigen Dynamik hapert es noch, wenn die Malteser ihr zweites Herz am Krankenhaus einliefern. „Es geht um Leben und Tod!“, bringt Boczek sie auf Trab. Nach drei Tagen Dreh in Schmuddelwetter kein leichtes Unterfangen. So ist das beim Film, mancher Dreh sieht entspannter aus als das, was später auf der Leinwand zu sehen ist. „Dass wir genau das hinkriegen“, so Autodidakt Boczek, im Brotberuf Kaufmann, „ist unsere Aufgabe und Herausforderung“. Hier gelungen, meint der Beobachter, zumal wenn die Vampirbraut so herrlich mysteriös herzlos für die Kamera posiert. (Text und Fotos: jm)

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