Kleine Investition, hohe Rendite: Kurzfilmtage Oberhausen als unterschätzter Wirtschaftsfaktor
Bislang wurde die Bedeutung von Filmfestivals als Kulturwirtschaftsfaktor weitgehend vernachlässigt. Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen legen nun einen Kulturwirtschaftsbericht vor, der auch generelle Erkenntnisse über die kulturwirtschaftliche Bedeutung von Filmfestivals liefern kann, insbesondere mit Blick auf Mittelverwendung und Werbewirkung. Fast 80% der Mittel der Kurzfilmtage fließen in Stadt und Region zurück. Eine Werbekampagne, die der Reichweite der Berichterstattung über das Festival entspräche, würde das Vierfache des gesamten Festivalbudgets kosten.
Filmfestivals stehen wie alle kulturellen Einrichtungen zunehmend unter Legitimationsdruck: Wohin fließen die zur Verfügung stehenden Mittel? Was bewirken sie? Was erhalten die Zuschussgeber für ihre Förderung? Bringt ein Festival direkte oder indirekte wirtschaftliche Impulse für seine Region? „In den letzten Jahren wurde die so genannte Kultur- oder Kreativwirtschaft entdeckt und studiert, ein Filmfestival aber wurde unserer Kenntnis nach noch nie auf seinen wirtschaftlichen Nutzen hin untersucht. Wir wollen hier nicht einfach den kulturellen Wert unseres Festivals in Zahlen übersetzen. Vielmehr geht es uns darum, die Beziehung zwischen unserer kulturell ausgerichteten Tätigkeit und deren wirtschaftlichen Effekten transparent zu machen. Und wir sind überzeugt, dass unser Bericht durchaus als exemplarisch für Filmfestivals im allgemeinen gelten kann“, so Festivalleiter Lars Henrik Gass.
Das wichtigste Ergebnis für die Hauptförderer des Festivals, die Stadt Oberhausen und das Land NRW: Fast 80% der Mittel des Festivals fließen wieder ins Land NRW zurück. Von Personalkosten, Ausbildungsleistungen und Honoraren bis zu rund 1.100 Hotelnächten pro Jahr kommt ein Großteil der Festivalausgaben dem Standort zugute. Im Gegenzug liefern die Kurzfilmtage unter anderem eine Präsenz in den Medien, die als Werbekampagne knapp viereinhalb Millionen Euro kosten würde. Zudem stellen die Kurzfilmtage als international renommiertes Festival vor allem für die Stadt Oberhausen einen wichtigen weichen Standort-Faktor dar.
Wie sieht es mit der Filmindustrie aus? Jährlich fließen knapp 40.000 Euro an Preisgeldern in die Filmproduktion zurück, fast ebenso wichtig sind indirekte Effekte: Die Einladung zu einem international angesehenen Festival wie den Kurzfilmtagen bedeutet für viele junge Filmemacher, dass sie in ihrem Land oder Bundesland leichter Fördermittel oder Stipendien bekommen. Kaum zu überblicken sind außerdem die Anschlussverwertungen auf Festivals, in Kinos, Museen und anderen Institutionen, die bei den Kurzfilmtagen angestoßen werden: In Oberhausen nehmen nach wie vor viele große Filmkarrieren ihren Anfang.
Der im Oktober 2007 vorgestellte 5. Kulturwirtschaftsbericht für NRW meldete stolz, dass das Revier Berlin in der Kulturwirtschaft überholt hat. Der 2. Kulturwirtschaftsbericht der Kurzfilmtage macht deutlich, dass die Filmfestivals einen im Vergleich zu ihrer finanziellen Ausstattung enormen Beitrag dazu leisten.
(nach einer Pressemitteilung der Kurzfilmtage Oberhausen)