11. Filmfest Schleswig-Holstein – Augenweide

Kultureller Brückenschlag: Highlights des ungarischen MEDIAWAVE Festivals

Auf Einladung der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein e.V. präsentierte das MEDIAWAVE International Film and Music Festival eine Auswahl von Filmperlen aus seinen Festivalprogrammen der letzten Jahre. Das diesjährige Partnerfestival der Augenweide wurde als eines von zahlreichen Festivals nach der politischen Wende in Ungarn 1989/90 ins Leben gerufen und zeugt seitdem vom Interesse der Ungarn an internationaler, experimenteller Filmkunst.

Die Gründung des Festivals war sicher ein Ausdruck der Öffnung zur Kultur des Westens nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Mit einem Ausblick ist jedoch auch immer eine Standortbestimmung verbunden. Daher macht es Sinn, dass die Auswahl von Festivalleiterin Violetta Vajda schwerpunktmäßig Filme aus Ungarn und osteuropäischen Staaten beinhaltet. Die 90 Minuten des Programms „Mediawave – Another Connection“ sind kurzweilig, anregend und – im Gegensatz zu vielen, auf reine Unterhaltung getrimmten Programmen – angenehm substantiell.

Die hier kurz besprochenen Filme sind nur ein Teil des Programms, das man am besten genießt, wenn man sich unvoreingenommen überraschen lässt. Aber diese Filme zeigen bereits die Bandbreite der Auswahl.

Bereits der erste Film „The Bus“ (2003) von Szabolcs Pálfi überzeugt durch die unkonventionelle Kombination von Dokumentation und Animation. Original-Interviews von ungarischen Landbewohnern werden in eine kleine, mysteriöse Rahmenstory eingebettet und mit bezaubernden, treffend karikierenden Zeichnungen umgesetzt.

„Picnic“ (1997) von Lázló Csáki nutzt die nostalgische Qualität des Super-8-Films, um mit einem flotten Schnitt und experimentellen Bildern die Erinnerung an eine längst vergangene Jugend wach zu rufen. So möchte man sie sich vorstellen: Fahrradausflüge zum Picknick auf der Wiese an scheinbar endlosen Sonntagen. Lachende Mädchen.

Eine zeichnerische Offenbarung ist der Animationsfilm „Mind the Steps“ (1991) von István Orosz. Die Hommage an Escher scheint endlos dahin zu fließen und bannt den Betrachter mit einen visuellen Strudel von dem man den Blick nicht wenden will.

Ein eindrückliches Portrait des Müllsammlers Jasar liefert Goran Radovanovic in seiner Kurzdokumentation „Columba Urbica“ (1995). Der 8-minütige Film über den Belgrader Jasar visualisiert nüchterne Begriffe wie „Existenzminimum“ oder „gesellschaftliche Randgruppe“ und unterstreicht gleichzeitig die unantastbare Würde seines Protagonisten, der sich als König fühlt. Schließlich ernährt er sich von den Tauben Belgrads. Für die Reichen und Privilegierten dieser Welt eine Delikatesse. (dakro)

Das bei Augenweide gezeigte MEDIAWAVE-Programm präsentiert Bernd-Günther Nahm, Geschäftsführer der Kulturellen Filmförderung S.-H. noch einmal im Rahmen des TraveArt Sommer-Ateliers 2007 im Künstlerdorf Barnitz am 4. August 2007, 20 Uhr, Lokfeld36, Atelier Ute Elisabeth Herwig.

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