Klingende Blicke in den blauen Planeten

Der Mediendom der FH Kiel zeigt „Metavista – eine Klang(t)raumreise“

Viele der Astronauten, die den blauen Planeten Erde inmitten der kühlen Weiten des Kosmos schweben sahen, berichten von einer fast religiösen Rührung: Wie ein zerbrechliches Juwel erschien ihnen das „Spaceship Earth“ – und wie das eigentliche Ziel jeder Erforschung des Universums. Ein Blick „zwischen die Dinge“, ein „Metavista“ bemächtigte sich ihrer, und manche wurden darob nach ihrer Raumfahrer-Karriere zu glühenden Umweltaktivisten.

Der Mediendom der Fachhochschule Kiel, die multimediale Fortentwicklung des Planetariums, widmet sich jetzt genau dieser „anderen Perspektive“. Statt des Blicks in universale Weiten, der in der neuen Produktion „Metavista – eine Klang(t)raumreise“ mit atemberaubend animierten Aufnahmen des Hubble Space Teleskops nebst Tiefsee-Szenerien auch vorkommt, versetzen uns die Medien-Ingenieure Bastian Barton und Petra Mohr in ganz irdische Traumlandschaften: 360-Grad-Fotos der Kieler Bildagentur AllSky.de (ein Startup ehemaliger FH-Studenten) vom deutschen Wald bis zum nordamerikanischen Wüstenpanorama projizieren sie als computer-animierte Dia-Show an die Kuppel des Mediendoms. So weit, so faszinierende Rundum-Blicke in die Natur-Sphären des blauen Planeten. Eine „Klang(t)raumreise“ wird daraus mit der „Film“-Musik des Komponisten und Gitarristen Jens Fischer. „Eine schönere Bühne als Landschaft gibt es nicht“, schwärmt der Hamburger, der sich mit Musiken für Filme, TV-Serien und -Dokus einen Namen gemacht hat. So konzentriert der Blick in den „Kosmos blauer Planet“ ist, so einfache und doch kreativ komplexe musikalische Mittel wählte Fischer für die Vertonung der Bilder, die man ebenso als bebilderte Musik hören kann. Eine live-akustische Gitarre ergänzt um einen Loop-Sampler genügt ihm für wahre Klangräusche, inspiriert sowohl vom Trance der Elektroniker wie von der Minimal Music.

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„Metavista“ blickt in „Klang(t)raumwelten“ (Foto: FH Kiel)
Seit August 2006 „schrauben“ Fischer und Barton an „Metavista“, jenem Blick, der synästhetisch wie sinfonisch das Ohr zum Auge macht und umgekehrt. Ein „Universum an Möglichkeiten“ tat sich ihnen dabei zunächst auf. Modus laborandi war daher „die Beschränkung, durch die man auf den Punkt kommt“. Dennoch wirken schon die Shortcuts aus der berauschenden Show, die Barton und Fischer der Presse vorführen, wie eine Sinfonie der Blicke, 360 Grad nicht nur im Bild, auch im Klang, denn Fischer installiert seine Loop-Patterns quadrofonisch. Dolby Surround war gestern, „Metavista“ ist heute. Nicht nur was die Bildverarbeitung betrifft, an der Bartons sechs Rechner öfter mal eine halbe Woche „gerendert“ haben, auch klanglich werden hier ganz neue Welten entdeckt.

Dass das mitten in einem ganz gewöhnlichen Wald geschieht, der majestätisch wie sonst nur die Sterne über dem Hör-Auge des Betrachters kreist, dass von dessen Ästen im Jahreszeitraffer plötzlich die Blätter mitten ins betrachtende Ich fallen, lässt jene Faszination nachempfinden, von der die Astronauten sprachen. Eine „Sicht zwischen die Welt“, die zudem an keinen Geringeren als Kant denken lässt: „Den gestirnten Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“ bestaunte der Philosph seinerzeit als Quell aller Erkenntnis. Im Mediendom sitzen wir voller Rührung und erkennen – nein, sehen und hören, also fühlen, was er meinte. (jm)

Aufführungen am 15., 22. und 29. März, jeweils 19.30 Uhr im Mediendom der FH Kiel (Sokratesplatz 6, Kiel-Dietrichsdorf). Infos im Internet: www.metavista-music.de und www.mediendom.de.

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