Geplant: Der Film „8 Millimeter Kieler Woche“
Gesucht: Private Aufnahmen in den Formaten 8mm, Single 8 und Super 8
Suchen, Sammeln, Sichten dürfte bei Gerald Grote und Claus Oppermann noch bis etwas Mitte Januar nächsten Jahres auf dem Programm stehen. Denn unter ihrer künstlerischen Leitung entsteht anlässlich der 125-Jahrfeier des Volksfestes das außergewöhnliche Film-Projekt „8 Millimeter Kieler Woche“. In Zusammenarbeit mit dem Kieler Woche Büro, der Fachhochschule Kiel und weiteren Institutionen soll ein Dokument von einmaliger Aussagekraft entstehen.
„Zur Zeit stehen wir noch ganz am Anfang“, erklärt Gerald Grote, „wir sind noch dabei, Material zu beschaffen, das wir dann später digitalisieren wollen“. So inspizieren die zwei mehrfach ausgezeichneten Filmemacher zur Zeit Dachbodenfunde und auch schon einmal Nachlässe – immer auf der Suche nach Aufnahmen von der Kieler Woche, die hauptsächlich zwischen 1950 und 1980 aus privatem Blickwinkel entstanden sind. „Einige der Besitzer dieser Aufnahmen berichten dann vor unserer Kamera ihre Erlebnisse. Es werden später zum Beispiel Interviews als Ton über die Aufnahmen gelegt und die ein oder andere Anekdote wird zum Vorschein kommen“, erläutert Gerald Grote das Konzept.
So gibt es die Geschichte eines Kochs, der sich während einer Kieler Woche auf dem Start- und Zielschiff bei der Regatta befand und bei Flaute dem norwegischen König auf dessen Schiff eine Bratwurst herüberreichte. „Es ist fantastisch“, freut sich Gerald Grote, „dass wir sogar Aufnahmen aus solch einer ungewöhnlichen Position haben“. Gerald Grote und Claus Oppermann wollen das Material zu einer ganz besonderen ambitionierten Dokumentation regionaler Geschichte zusammenstellen. Dabei sind die Zwei nicht an einer bloßen Aneinanderreihung historischer Details interessiert, sondern an den mitunter augenzwinkernden, emotionalen Momentaufnahmen von Privatleuten. In erster Linie werden unterhaltsame Geschichten bildhaft weitererzählt: bewegte Filmgeschichten, bewegende persönliche und ganz private Geschichten.
Mögliche Schwierigkeiten bei der Projektarbeit
Doch kann in einem derartigen Projekt nicht auch eine Gefahr liegen? „Die besteht theoretisch einerseits darin, überhaupt kein Material zusammenzubekommen, Filme über Ereignisse wie über das Feuerwerk sechshundert Mal zu erhalten oder eben nur Aufnahmen, die aus einem bestimmten Jahrzehnt stammen“, antwortet Grote. In der Praxis hätten sich diese Befürchtungen aber nicht bestätigt: „Außerdem wollen wir ja keine chronologische Geschichte der Kieler Woche zeigen, sondern den persönlichen Blick darauf.“
Der große Reiz an der Projektarbeit
Der Reiz dieses Projekts spielt eine viel größere Rolle. Die Kieler Woche bietet weit mehr als Segeln, Musik und Feuerwerk. Der spätere Film im digitalen Format präsentiert persönliche Ansichten auf eines der größten Volksfeste der Welt und enthüllt dabei gleichzeitig ein Stück verdeckter Stadtgeschichte. „Die privaten Reporter mit dem subjektiven Objektiv sind vergessene Chronisten, deren Werke auf Entdeckung warten“, sagt Grote.
Für die Fachhochschule Kiel ergibt sich durch die Zusammenarbeit mit den beiden Filmemachern eine willkommene Möglichkeit, den Studiengang „Multimedia Production“ in den Dienst eines öffentlichkeitswirksamen Projektes zu stellen. Professor Peter Hertling wird das Projekt begleiten und konnte die Studentin Myriam Thoma und den Studenten Amir Fetratnejad für die Mitarbeit als Regie-Assistenten gewinnen. Der persönliche Blick auf die Kieler Woche ermöglicht die Sichtbarmachung des Alltags, der aus dem Schatten des Banalen in das Licht der Öffentlichkeit gestellt wird, ein Großereignis erhält eine bislang unbekannte Perspektive. Kameramann Claus Oppermann fasst das Ziel des Filmprojekts „8 Millimeter Kieler Woche“ zusammen: „Amateure unterschiedlichster Qualifikation, Bildauffassung und Ausstattung haben mit ihrer Kamera die Kieler Woche eingefangen und wir wollen sie wieder laufen lassen.“
Wer über thematisch passende Filme verfügt und sie für dieses Vorhaben zur Verfügung stellen möchte, kann sich zur ersten Kontaktaufnahme bei Gerald Grote melden, entweder telefonisch unter 0431-3868566 oder per eMail an geraldgrote@web.de.
Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.8mm-kieler-woche.de.
(Yvonne Neubauer)