56. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2006

Frühes Hollywood-Plädoyer gegen die Todesstrafe

„I Want To Live!“ (Robert Wise, 1958)

Eine Wiederentdeckung wert waren viele der Filme aus der Retrospektive zum Thema „Traumfrauen“. Mit „I Want To Live!“, von Regisseur Robert Wise („West Side Story“) 1958 basierend auf einem tatsächlichen Justizfall inszeniert, hat die Retrospektive einen Hollywood-Film ins Programm genommen, dessen Thema nach wie vor brennend aktuell ist: die Todesstrafe.

Susan Hayward spielt Barbara Graham, die 1953 wegen Raubmordes an einer alten Dame von einem Gericht zur Todesstrafe verurteilt und in der Gaskammer hingerichtet wurde. Die bereits wegen Kuppelei vorbestrafte Barbara Graham kann, als es zur Anklage kommt, kein Alibi vorweisen, obwohl sie an der Tat nicht beteiligt war. In ihrer Verzweiflung will sie sich ein Alibi erkaufen, gerät jedoch durch den Verrat einer Mitinsassin an einen verdeckten Ermittler. Nach der Verurteilung schöpft ihr Anwalt alle Rechtswege aus, um eine Aussetzung der Strafe zu erreichen. Vergeblich.

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Susan Hayward in „I Want To Live!“ (Foto: Berlinale)

Für die Darstellung der Zeit nach der Urteilsverkündung, insbesondere den letzten Tagen und Stunden vor der Urteilsvollstreckung nimmt sich der Film gut 40 Minuten Zeit. Die Vorbereitung der Hinrichtung werden sehr detailliert geschildert. Wise lässt Susan Hayward sehr viel Raum, der Figur der Barbara zwischen Todesangst und Hoffnung, Aufsässigkeit und Resignation Tiefe zu verleihen. Zuvor hatte die Hayward schon den Lebenslauf Barbara Grahams vom sorglosen Partygirl über die Klein-Gangsterin zur desillusionierten Ehefrau und alleinerziehenden Mutter glaubhaft verkörpert. Dabei strahlt die Hayward stets eine immense Vitalität und einen Bad-Girl-Sexappeal aus.

Die Zweifelhaftigkeit des Urteils, die detaillierte Darstellung der Hinrichtung und vielschichtige und glaubhafte Darstellung Barbara Grahams, für den Susan Hayward 1959 den Oskar erhielt, machen aus „I Want To Live!“ ein starkes Plädoyer gegen die Todesstrafe. Auch heute funktioniert der Film noch als solches, wie auch als Noir-Crime-Story.

Das i-Tüpfelchen des Films ist seine Musik. Für den Jazz-Soundtrack, der im Film sowohl als Score und als szenisch motivierte Musik eingesetzt wird, zeichnete Gerry Mulligan verantwortlich. (dakro)

 

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