Ines Thomsens „Mañana al mar“ beim Max-Ophüls-Preis

Der Dokumentarfilm „Mañana al mar“ von Ines Thomsen, gefördert von der Kulturellen Filmförderung S.-H., hat Premiere beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis (Saarbrücken, 23. bis 29. Januar 2006). Der Film läuft im Wettbewerb zu folgenden Terminen:

  • Mi, 25.1., 17.30, Filmhaus
  • Do, 26.1., 14.00, CineStar 1
  • Fr, 27.1., 22.30, CineStar 3
  • Sa, 28.1., 15.15, CineStar 3

Synopsis

Winter am Stadtstrand von Barcelona/Spanien. Regen wechselt sich ab mit Sturm, und ab und zu bricht die Sonne durch die Wolken. Kaum eine Menschenseele ist in dieser kalten Jahreszeit am Meer am Rande der Großstadt anzutreffen. Nur eine Gruppe einheimischer Senioren versammelt sich hier jeden Morgen, um ihrem persönlichen Ritual nachzugehen.

Die Protagonisten von „Mañana al mar“ stehen am Ende ihres Lebens. Paulina lebt allein, seit ihr Mann vor 20 Jahren starb. Josep kämpft mit seinen Krankheiten ums Überleben, nur Antonio wirkt jünger und steht wie ein Fels in der Brandung. Ihr hohes Alter macht es ihnen nicht leicht, selbstbewusst und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Aber sie rebellieren hartnäckig und humorvoll gegen die Einsamkeit und ihren körperlichen Verfall. Sie haben sich den Strand von Barcelona erobert, um hier ihren Willen und ihre Lebensfreude zu beweisen. Sie singen und baden oder ziehen noch mal ihr eigenes „Business“ auf, indem sie Freunde massieren. Die Charaktere sind stolz und stark, doch zeigt der Film auch ihre Zerbrechlichkeit. Die akute Krankheit von Josep macht deutlich, wie schnell das Leben vorbei sein kann.

Paulina, 76, gehbehindert, lässt jeden Morgen ihre Krücke am Ufer stehen, schwingt sich in die Wellen und singt lauthals die Boleros aus ihrer Jugend. In diesen Momenten erblüht sie zur Diva des Strandes. Obwohl sie glaubt, dass sie eines Tages in diesen Wellen untergehen wird, lässt sie sich kaum durch die unruhige winterliche See irritieren.

Antonio, 83, hat sich auf der Mole aus kantigen Felsbrocken eine Art Wohnzimmer zementiert. Wenn er allmorgendlich in seinem Steinthron sitzt und den Blick über die See schweifen lässt, hat er den Frieden mit sich und der Welt gefunden. Antonio ist als großer Masseur strandbekannt, doch diesen kalten Winter wartet er vergeblich auf seine Freundinnen.

Josep, 87, joggt täglich am Meer entlang. Sein dünner Körper scheint immer weniger zu werden. Allein sein Wille und seine Vergesslichkeit, dass er nicht mehr 17 Jahre alt ist, tragen ihn leichtfüßig durch den Sand.

Josep führt uns durch die Gemeinschaft des Strandes: Er kommt an allen Strandbesuchern vorbei, an Paulina, Antonio, den leidenschaftlich schimpfenden Dominospielern, dem Meerkenner und Wetterberichterstatter Jordi, der Altherrensportlergruppe, dem selbst ernannten Strandwächter José und an dem Squashspieler Marcel, der in seiner Tapsigkeit Tati in „Die Ferien des Monsieur Hulot“ ähnelt.

An diesem Ort treffen die Senioren auf andere Menschen, die mit ihnen über die Sorgen des Alters, die Liebe und ihre Jugend reden. Da sie den ganzen Tag im Freien verbringen, sind sie dem Wandel der Jahreszeiten, ihren Stürmen und der brüllenden Sommerhitze ausgeliefert.

Josep wird plötzlich krank und kann einige Zeit nicht mehr zu dem Strand kommen. Irgendwann erscheint er vollkommen ausgemergelt wieder, dem Tod gerade noch mal entwischt. Der Frühling ist gekommen und er beginnt zaghaft, wieder zu laufen – bis in den Sommer hinein und vielleicht in ein weiteres Jahr.

„Mañana al mar“ beschreibt den dauernden Kampf alter Menschen gegen das Sterben und das „sich Aufgeben“. Die Kamera lässt den Blick am Meer schweifen in einer Gruppe von Großstädtern, die mit einer erfrischenden Trotzigkeit ihrem Alter gegenüber eine außergewöhnliche Art des Altwerdens für sich gefunden haben.

„Mañana al mar“, D/E 2006, S 16mm/Digi-Beta, 84 Min.; Regie: Ines Thomsen; Produktion: gop03 und Polar Star Films in Koproduktion mit ZDF in Zusammenarbeit mit Arte, Televisió de Catalunya, Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg; gefördert von der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein

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