56. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2006

30. Retrospektive der 56. Internationalen Filmfestspiele Berlin: Traumfrauen. Stars im Film der 50er Jahre

Leinwandheldinnen der 50er Jahre stehen im Mittelpunkt der Retrospektive der 56. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Ein facettenreiches Programm mit 45 Filmen präsentiert 30 Schauspielerinnen aus den USA, Europa und Japan. Fokus der Retrospektive ist die Inszenierung von Weiblichkeit im internationalen Kino der Nachkriegszeit, das sowohl das restaurative Klima des Kalten Krieges spiegelt als auch überkommene Rollenmodelle in Frage stellt.

Mit den „Traumfrauen“ feiert die Retrospektive, die seit 1977 von der Deutschen Kinemathek verantwortet wird, ihr 30. Jubiläum. „Thema ist das Bild der Frau, wie es sich durch die Weltstars der 50er Jahre vermittelt hat“, sagt Hans Helmut Prinzler, Leiter der Retrospektive: „Viele Schauspielerinnen spielen selbstbewusste, durch existentielle Erfahrungen geprägte Charaktere, die sich in einer Männerwelt behaupten wollen. Das knüpft unmittelbar an unsere erste Retrospektive an, mit der wir 1977 Marlene Dietrich geehrt haben.“

Neben Ikonen des Hollywood-Films wie Audrey Hepburn, Grace Kelly, Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor machten junge Schauspielerinnen aus Japan (Setsuko Hara), Schweden (Harriet Andersson), Ungarn (Mari Töröcsik) und der UdSSR (Tatjana Samoilowa) auf internationalen Filmfestivals auf sich aufmerksam und wurden zu Publikumslieblingen. Europäerinnen wie Hildegard Knef, Anna Magnani und Jean Simmons gingen nach Amerika. Hollywood-Legenden wie Ingrid Bergman starteten auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes eine zweite Karriere in Europa. Brigitte Bardot und Melina Mercouri verkörperten ein neues Lebensgefühl und wurden zu Idolen einer ganzen Generation.

„Auf der einen Seite Aufbruch und Fortschritt, auf der anderen Nostalgie und Prüderie. Auch die Frauenbilder, die durch die großen weiblichen Stars dieser Zeit geprägt wurden, reflektieren dieses spannungsgeladene Jahrzehnt“, kommentiert Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.

An vielen Filmen lässt sich nachträglich ablesen, wie sehr diese Dekade kulturell und politisch eine Zeit des Umbruchs darstellte. Rollenbilder und Starbiografien scheinen oft untrennbar miteinander verwoben, bestätigen traditionelle Weiblichkeitsklischees wie männliche Sehnsüchte. Und widersprechen diesen zugleich nachdrücklich: Die Heldinnen vieler Filme diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs lassen die Männer einfach hinter sich und mit ihnen die alte Ordnung.

Die Filmvorführungen der Retrospektive finden im CinemaxX am Potsdamer Platz und im Zeughauskino statt. Zur Retrospektive erscheint im Berliner Bertz + Fischer Verlag die Publikation „Traumfrauen. Stars im Film der 50er Jahre“. Das Filmmuseum Berlin veranstaltet begleitende Vorträge und Diskussionen. Einer „Traumfrau“ ist dort auch eine Ausstellung gewidmet: „Hildegard Knef. Eine Künstlerin aus Deutschland“ wird noch bis zum 17. April 2006 gezeigt.

(nach einer Pressemitteilung der Berlinale)

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