Mediatage Nord 2005
OnlineFILM.org – ein Projekt der OnlineFILM AG
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in einem Presseartikel oder einer neuen Studie über Filmpiraterie im Internet berichtet wird. Die dafür notwendigen Technologien entwickeln sich schnell und werden bereits intensiv von Piraten genutzt, die unsere Filme schon kurz nach ihrer Erstveröffentlichung illegal im Internet auf Webseiten wie www.eselfilme.com oder www.thepiratebay.org bereitstellen. Die hierfür schwerpunktmäßig genutzte Peer-to-Peer-Software ist bereits für 35% des gesamten Internetverkehrs (Traffic) verantwortlich. Schätzungen gehen davon aus, dass 90% der US-Filme und 40% der deutschen Filme bereits eine Woche nach Erstveröffentlichung, teilweise schon bereits davor, auf den Piraten-Plattformen zum Download angeboten werden. Dies gilt auch für viele im TV ausgestrahlte Filme, die bereits Stunden nach der Erstausstrahlung illegal im Internet verfügbar sind. Dies kann man bedauern, verhindern kann man es nicht.
Die Piraten rechtfertigen ihr Vorgehen mit dem Fehlen legaler Möglichkeiten, Filme über das Internet zu beziehen, und gerieren sich als Befreier.
Wir als Urheber und Produzenten begreifen dies als Herausforderung! Die oben genannten Zahlen und eine Analyse der Download-Frequenzen der einzelnen Werke zeigen uns, dass die Nachfrage auch nach unseren Filmen groß ist. Sie beweisen aber auch, dass die Technologie, Filme effizient über das Internet zu verteilen, funktioniert, und das auch eine Nachfrage nach diesem neuen Vertriebsweg besteht.
Mit dem Projekt OnlineFILM.org wollen wir daher eine legale, mehrsprachige Distributionsplattform für die kostengünstige Verbreitung und die Vermarktung von deutschen und europäischen Filmen über das Internet in Europa und in der ganzen Welt schaffen. Denn derzeit gibt es weder in Deutschland, noch in einem anderen europäischen Land, noch weltweit ein Portal im Internet, auf dem Filme in mehreren Sprachen beschrieben und legal zum Download angeboten werden.
Zusammen mit Partnern in ganz Europa wollen wir die Plattform aufbauen, ausbauen und bewerben und zunächst so viele Dokumentarfilme wie möglich aus so vielen Ländern wie möglich zum Download bereitstellen. Wir beginnen mit Dokumentarfilmen, da diese zu Zeit noch unterrepräsentiert und einfacher zu internationalisieren sind. Vielfach gestaltet sich die Rechteklärung einfacher.
Zusammen mit unseren Partnern wollen wir regionalisierte Subportale schaffen, die, obwohl sie alle auf eine zentrale Datenbank mit den Metadaten zugreifen, doch jeweils ihr eigenes Profil entwickeln und ihre Kundschaft in der jeweiligen Landessprache individuell ansprechen werden.
Durch die Benutzung von Open-Source-Software und Peer-to-Peer-Technologie werden die ansonsten sehr hohen Betriebskosten für die Server und den erzeugten Traffic unter allen Nutzern geteilt und müssen den Kunden nicht mit in Rechnung gestellt werden. Mit dem OFI.org-System können wir deshalb die Filme als Download zu fairen Preisen anbieten. Zur Abrechnung benutzen wir das gut eingeführte Bezahlsystem PayPal.
Zum Schutz unserer Filme nutzen wir nicht primär so genannte Digital-Rights-Management-Systeme, da diese teuer und ineffizient sind. Wir setzen stattdessen auf Transparenz und Prozessgerechtigkeit. Die Einsparungen, die wir durch die Verwendung modernster Technologie und den Verzicht auf Trägermedien und Zwischenhändler realisieren, geben wir gleichermaßen an Rechteinhaber und Kunden weiter.
Wir werden den Kunden die Preisgestaltung und die Verteilung der Einnahmen offen legen. Dem Kunden wird so verdeutlicht, dass er neben der Struktur, die ihm das Finden der Filme und den Download ermöglicht, nur noch die Urheber und Produzenten bezahlt, deren Arbeit er genießt. Aufgrund der Transparenz des Prozesses rechnen wir fest damit, dass unsere Preise von den Nutzern akzeptiert und auch bezahlt werden. Wir nennen dieses Prinzip “Digital Rights Fair Trade” (DRFT). Dieses Prinzip werden wir auf allen Ebenen kommunizieren, denn es grenzt uns von allen anderen Anbietern ab und bildet die Grundlage des OFI.org-Systems.
Neben dem neuen System des DRFT folgt die OnlineFILM.org-Plattform den Regeln für den erfolgreichen Vertrieb von medialen leicht reproduzierbaren Produkten im Internet, die Chris Anderson, Chefredakteur des “wired”-Magazins, in seinem viel beachteten Artikel “The Long Tail” aufgestellt hat:
- Make everything available – Halte so viele Filme wie möglich bereit!
- Cut the price in half. Now lower it – Berechne einen Preis von unter 6 Euro pro 90 Min. Film, gib die Gelder, die durch die Verwendung neuer Technologien eingespart werden, an deine Kunden weiter.
- Help me find it! – Hilf Deinen Kunden bei der Suche nach Inhalten und Filmen durch effektive und intelligente Suchmechanismen und Empfehlungssysteme in verschiedenen Sprachen.
Wir wollen ein nachhaltiges, kulturelles, unterhaltendes und auch bildendes Angebot von Dokumentarfilmen im Internet schaffen, das sich nach drei Jahren Anlaufphase selber aus den erwirtschafteten Einnahmen finanziert. Das Filmangebot soll mit zunehmender Akzeptanz und Erfahrung um Filme anderer Genres ergänzt werden. (C. Cay Wesnigk, Vorstand der OnlineFILM AG)