Die Wolken und die Filme jagen
Daniel Krönkes „Wolkenjäger“ hat Team-Premiere
Am 13. November feiert der experimentelle Kurzspielfilm „Wolkenjäger“ seine Team-Premiere und damit den Abschluss der Postproduktion und Beginn seines Festivallebens.
Regisseur und Kameramann Daniel Krönke drehte mit Braun-Nizo Kameras auf dem grobkörnigen Super-8-Schwarz-Weiss-Material Kodak TriX und dem lichtempfindlichen Farbfilm Kodak Vision 2 500T. Die Wahl des Materials ist nicht nur den Low-Budgt-Produktionsbedingungen geschuldet, sondern auch der Geschichte um den Sonderling Marc. Der Fahrradkurier nimmt seine Umwelt vorzugsweise durch das Objektiv seiner Super-8-Kamera wahr, im Umgang mit Menschen ist er scheu. Es kostet ihn einige Überwindung, sich der attraktiven Julia zu nähern. Nach einem überraschend romantischen Abend begeht Marc einen folgenschweren Fehler.
Für die Hauptrollen konnte Krönke die Schauspieler Nils Aulike (Hexagon, Kiel) und Katrin Kröncke (z.Z. Theater im Künstlerhaus, Wien) gewinnen. Die auf authentische Charaktere ausgerichtete Dramaturgie und die teilweise in Guerilla-Manier beschlagnahmten Drehorte verlangten den Darstellern nicht nur Einfühlungsvermögen, sondern auch eine gute Portion Chuzpe und Adaptionsvermögen ab. Meist schlug den Filmemachern aber die Freundlichkeit der Kieler entgegen und so konnte nicht selten unter Beteiligung der tatsächlichen Besitzer und Betreiber in Fahrrad-Kurierzentralen und Boutiquen, auf der Kanal-Fähre und dem Jahrmarkt gedreht werden.
Nils Aulike als Fahrradkurier mit Filmfaible
Katrin Kröncke als Julia
Unterstützt wurden die beiden Hauptdarsteller u.a. durch die Kollegen Nickel Bösenberg und Eirik Behrendt (beide Werftpark-Theater) sowie die Tänzerinnen Michelle Fernandez Yamamoto und Ayumi Sagawa vom Ballett der Kieler Oper.
Das kleine, aber effiziente und flexible Dreh-Team wurde von Regieassistentin Alexandra Eck koordiniert und bestand meist aus Kostümbildnerin Sabine Waitzbauer, Ausstatterin Christine Hielscher sowie Julia Schwenzer und Gerrit Seyler, die sowohl Licht setzten als auch den O-Ton auf einer miniDV-Kamera aufzeichneten, um so das Anlegen eines Synchron-Tons in der digitalen Postproduktion zu ermöglichen. 1,2 Kilometer Super-8-Film verbuchte Nadine Lindenau als Verantwortliche für Material und Continuity.
Dreharbeiten mit Mitgliedern des Kieler Balletts
Der Film liegt im DV-Format vor, ein Blow-Up auf 35 mm wäre zwar möglich, scheitert jedoch an den finanziellen Möglichkeiten der Filmemacher. Um so erfreulicher ist es, dass Krönke die internationalen Aufführungsrechte an zwei Wunsch-Titeln für den Soundtrack sichern konnte: Ein Instrumental-Track des britischen Komponisten und Gitarristen Pete Townshend dient als Leitmotiv für Marcs Kurierfahrten. Auf die melancholischen Songs des amerikanischen Low-Fi-Heroen Daniel Johnston stieß Krönke durch Jeff Feuerzeigs Dokumentarfilm „The Devil and Daniel Johnston“ während der diesjährigen Berlinale.
„Wolkenjäger“ wurde während der Produktion durch die Kulturelle Filmförderung Schleswig Holstein e.V. unterstützt und im September vertrieblich gefördert.
(nach einer Produktionsnotiz von EXPOSED Film, Kiel)
„Wolkenjäger“, D 2005, 20 Min., Super 8/DV, Buch/Regie/Kamera/Schnitt: Daniel Krönke; Produktion: EXPOSED Film; Musik: Pete Townshend, Daniel Johnston; Regieassistenz: Alexandra Eck, Kay Otto; Licht/Ton: Julia Schwenzer, Gerrit Seyler, Ulrich Selle, Moses Merkle, Tim Kuhlmann; Requisite: Christine Hielscher; Kostümbild: Sabine Waitzbauer; Continuity und Materialassistenz: Nadine Lindenau; Darsteller: Nils Aulike, Katrin Kröncke, Eirik Behrendt, Nickel Bösenberg, Rainer W. Johann, Ulrich Horstmann, Nora König sowie Michelle Fernandez Yamamoto und Ayumi Sagawa u.a.