6. Flensburger Kurzfilmtage

6. Flensburger Kurzfilmtage (22.-24.9.2005)

Kurze Filme in allen Farben können ab dem 22. September drei Tage lang im Flensburger Kino 51 Stufen genossen werden. Wie in jedem Jahr ist das innovative Programm des Festivals bunt und vielfältig. Die Vielzahl der Arbeiten zumeist junger Filmschaffender lässt einen Blick in den kollektiven Gemütszustand des deutschen Sprachraums zu.

Es lässt sich sagen, dass die Kurzfilme aus den Jahren 2004 und 2005 nachdenklich sind, sich tiefgründig mit den Phänomenen des Lebens beschäftigen. Dazu gehören psychologische Grenzerfahrungen oder das ganz normale Altern. Dass trotz allen Ernstes aber immer noch der Witz und Humor einen wichtigen Stellenwert bei Kurzfilmtagen einnehmen, wird dadurch natürlich nicht in Frage gestellt.

Wettbewerbsprogramm

Im Bereich Spielfilm sind die Arbeiten deutscher Filmschulen Weltklasse.

Oscarpreisträger „Ausreißer“ von Ulrike Grote ist eine Abschlussarbeit der Hamburger Filmwerkstatt. Inhalt: Einem erfolglosen Architekten läuft plötzlich ein kleiner Junge nach, der behauptet sein Sohn zu sein. Nach anfänglicher Abweisung lässt er sich doch erweichen, bis ihm mysteriöse Sonderlichkeiten auffallen.

„Ausreißer“ (Regie: Ulrike Grote, Spielfilm, Beta SP, 23 Min., D 2004)

Von der Deutschen Film- und Fernsehakademie aus Berlin kommt der Film „Wattläufer“ mit August Diel, einem der interessantesten jungen Deutschen Schauspieler der mit Filmen wie „23“, „Was nützt die Liebe in Gedanken“ oder „Lichter“ bekannt geworden ist. In „Wattläufer“ spielt er einen auf einer Insel Gestrandeten, der auf der Suche ist. Er verfolgt einen Mann im Regenmantel, der vielleicht gar keiner ist. Die Auflösung am Schluss ist überraschend und aufschlussreich.

„Wattläufer“ (Regie: Dennis Jacobsen, Spielfilm, 35 mm/1,85, 20 Min., D 2004)

Weniger mit Übersinnlichem als mit überraschenden Realitäten beschäftigt sich „Hoi Maya“, ein Film von der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Zwei Jugendfreundinnen treffen sich als Seniorinnen im Frisiersalon wieder und erinnern sich gemeinsam an längst vergangene Tage.

„Hoi Maya“ (Regie: Claudia Lorenz, Spielfilm, 35 mm, 12 Min., Schweiz 2004)

Da es keinerlei Genreeinschränkungen gibt, besteht das Programm der Flensburger Kurzfilmtage auch aus spannenden Dokumentationen, z.B. „eigenBrötler“, ein Film, der die geballte Lebensweisheit eines Bäckermeisters auf 10 Minuten verdichtet oder Animationsfilmen wie „Krossmedia“, in dem sich ein Knäckebrot immer wieder neu belegt und zwischendurch zum Plattenspieler, Fotoapparat und zur Stereoanlage wird.

„eigenBrötler“ (Regie: Maik Boegel & Arnulf Stude, Dokumentarfilm, 11 Min., D 2005)

„KrossMedia“ (Regie: Ovi Mahn und Laura Baginski, Jingle, DV, 1,5 Min., D 2004)

Besonders wichtig sind in einem Kurzfilmprogramm die Filme, die man als Experimente bezeichnen könnte. Hier entfalten Filmer und Künstler ihre Ideen und Gedanken, die sich nur in Kurzfilmen ausdrücken lassen. Es entfalten sich ganz eigene Dramaturgien, Konventionen aus anderen Bereichen wird nicht nachgeeifert, sondern diese werden ignoriert oder günstigsten Falls intelligent hinterfragt und parodiert.

In „Kastraten und Männer“ wird ein Schillergedicht mit einem zeitgenössischen Hardcorekonzert konfrontiert und in „Hauptsache Lehmann“ spüren über hundert „Lehmänner und Frauen“ dem besonderen in dem gewöhnlichen Nachnamen nach. Eine Liebesgeschichte, die sich zwischen einem jungen Mann und einem Gummiball abspielt wird in „Balls“ erzählt.

Sonderprogramme

Die Sonderprogramme der Flensburger Kurzfilmtage präsentieren Stummfilme, Filme aus Japan und Dänemark sowie Kinderfilme.

Japan:

Im Japanprogramm ist der weltweit erfolgreiche Animationsfilm „Atama Yama“ (engl. „Mr. Head“) von Koij Kasamatsu. Hier geht es um einen Mann, dem ein Kirschbäumchen mitten auf dem Kopf wächst. Zunächst versucht er es zu bekämpfen, lässt sich schließlich aber darauf ein.

„Atama Yama – Mr. Head“ (Regie: Koji Kasamatsu, Animationsfilm, 10 Min., JAP 2002)

Neben japanischen Filmen sind auch Filme über Japan enthalten, so der deutsche Film „Erinnerungen“. Sylvia Schedelbauer hat in diesem Essay ihre Beschäftigung mit der familiären Vergangenheit dokumentiert. Mutter und Vater haben den 2. Weltkrieg in Deutschland und Japan erlebt und noch heute fällt es ihnen schwer darüber zu reden.

„Erinnerungen“ (Regie: Sylvia Schedelbauer, Essay, BetaSP, 19 Min., D 2004)

Stummfilme:

Die Flensburger Kurzfilmtage präsentieren ein exklusives Programm mit handkolorierten und viragierten Stummfilmen, das eigens von dem Berliner Filmwissenchaftler Hajo Schäfer zusammengestellt wurde und in dieser Form in Flensburg seine Uraufführung erleben wird.

Die ersten Filme waren bekanntlich schwarz-weiß und wurden in der Regel von einem Pianisten begleitet. Dass es aber in dieser Kinderzeit der bewegten Bilder auch schon Farbfilme gab, wissen die Wenigsten. Teilweise wurde das Material komplett eingefärbt oder aber per Hand Bild für Bild koloriert. Dadurch erhalten diese Filme eine eigentümliche Anmutung, die so später kaum noch anzufinden ist. Die Flensburger Kurzfilmtage zeigen ein abendfüllendes Programm unterschiedlicher Filme. Einführung und Moderation durch den Berliner Filmwissenschaftler Hajo Schäfer und musikalische Begleitung machen den Abend zu einem Muss für jeden Cineasten.

Gehen Sie mit uns auf eine Zeitreise in die Frühgeschichte! Lassen Sie sich wie die damaligen Zuschauer einfach berauschen von dem grellen Farbenspiel dieser cineastischen Leckerbissen!

Dänemark:

Die Abschlussfilme der renommierten Kopenhagener Filmhochschule geben einen Einblick in das Schaffen des dänischen Nachwuchses.

„Afrejsen“ von Louise Friedberg und „In Transit“ von Lisa Aschan sind zwei Spielfilme von jeweils 26 Minuten Länge.

Aus der Abteilung Animationsfilm werden in Flensburg „Skyggen i Sara“ von Karla Nielsen und „Björno & Bingo“ von Sabine Ravn gezeigt.

Kinder- und Schulprogramm:

Spannende Kurzfilme gibt es auch für Kinder. Die Flensburger Kurzfilmtage haben ein Programm aus internationalen Kurzfilmen zusammengestellt, die schon auf anderen Festivals auf der ganzen Welt erfolgreich gezeigt worden sind. Neben den vielfältigen Inhalten von Cool-Sein in der Gruppe bis hin zur Auseinandersetzung mit dem 2. Weltkrieg ist auch die Zusammenstellung unterschiedlicher formaler Kriterien eine wichtige Erfahrung und trägt zur Medienkompetenzbildung der jungen Zuschauer bei. Aus diesem Grund werben die Flensburger Kurzfilmtage auch für den Einsatz des Mediums in den Schulen, wo die kurzen Filme gründlicher behandelt werden können als abendfüllende Formate.

Moderiert und übersetzt werden die fremdsprachigen Filme von Peter G. Dirmeier, der aus der ZDF-Kinderserie „Tabaluga TV“ bekannt ist. Der Moderator regt gleichzeitig ein Gespräch über die Filme an und trägt so zu einem nachhaltigen Kinoerlebnis bei.

Rahmenprogramm

Kurs bei der Volkshochschule Flensburg:

Wem es nicht mehr reichen sollte, Kurzfilme einfach „nur so zu genießen“, sondern auch mal einen Blick hinter die Kulissen eines Filmfestivals werfen möchte, hat in diesem Jahr erstmalig die Gelegenheit dazu. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Flensburg wird ein Kurs angeboten (Die Flensburger Kurzfilmtage – hautnah), in dem Torge Korff als Leiter des Kulturbüros der Stadt Flensburg und Karsten Wiesel in seiner Funktion als Programmleiter der Flensburger Kurzfilmtage dem „Nichteingeweihten“ Einblicke in das Festival geben werden, die dem „Außenstehenden“ oftmals verborgen bleiben. Neben der Vermittlung der Entstehung des diesjährigen Programms besteht die Möglichkeit, die Hintergründe und Verantwortlichen des Festivals kennen zu lernen und mit einigen der Regisseure ins Gespräch zu kommen.

Festivallounge:

Eine Nähe zu schaffen zwischen Filmemachern und Gästen ist ein großes Anliegen der Flensburger Kurzfilmtage. Aus diesem Grund wird es wieder eine Festivallounge als Ort des Kennenlernens und gemeinsamen Feierns geben. Dadurch haben die Gäste der Flensburger Kurzfilmtage die Möglichkeit, vor, während und besonders auch nach den Programmblöcken mit den Filmemachern ins Gespräch zu kommen und den Abend auf den Partys in der Festivallounge ausklingen zu lassen. Eine gesonderte Abschlussparty findet am Samstagabend im Club „Komplex“ statt.

Kooperation des Lehrstuhls für Medienmanagement mit dem Flensburger Kurzfilmtage e.V.:

Erstmalig in diesem Jahr sind Studenten der Universität Flensburg aus dem Bereich Medienmanagement in die Festivalorganisation der Flensburger Kurzfilmtage involviert. Grundlage ist eine am 7. April unterschriebene Vereinbarung zwischen der Universität in Person von Prof. Dr. Mike Friedrichsen und dem Flensburger Kurzfilmtage e.V. Ziel ist es, den Studierenden die Möglichkeit zu eröffnen, durch kreative Mitwirkung an einem Festival einen persönlichen Einblick in die Kulturarbeit und die Medienwelt zu bekommen. Die Flensburger Kurzfilmtage profitieren von der Tatkraft und dem Ideenreichtum der Studenten. Über die jährliche Veranstaltung der Kurzfilmtage hinaus wollen der Verein und das Internationale Institut für Management sich bei eigenen Veranstaltungen, Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Programmablauf

Donnerstag, 22.9.2005

  • Schulvorstellung: 10 Uhr
  • Eröffnung: 17 Uhr
  • Wettbewerb 1: 18 Uhr
  • Japan; 20 Uhr
  • Wettbewerb 2: 22 Uhr
  • Anschließend Party in der Festivallounge

Freitag, 23.9.2005

  • Schulvorstellung: 10 Uhr
  • Dänemark: 18 Uhr
  • Wettbewerb 3: 20 Uhr
  • „tricky – Filmfestival“: 22 Uhr
  • Anschließend Party in der Festivallounge

Samstag, 24.9.2005

  • Kindervorstellung: 16 Uhr
  • Wettbewerb 4: 18 Uhr
  • Stummfilm in Farbe: 20 Uhr
  • Preisverleihung: 22 Uhr
  • Anschließend Abschlussparty im Club „Komplex“

Jury

Marc Ottiker

Marc Ottiker wurde 1967 in Zürich geboren. Nach einer Ausbildung an der Schauspielakademie in Zürich studierte er von 1988 bis 1993 an der Deutschen Film und Fernsehakademie in Berlin. Er arbeitet als Regisseur und Autor für Theater, Film und Fernsehen in Berlin. Auf seiner Hompage kann man aber zum Beispiel auch eigene Musik anhören: www.ottiker.de.

Filme (Auswahl):

  • „Flüchtig“, DFFB-Abschlussfilm, 1994
  • „Nah am Wasser“, ZDF Kleines Fernsehspiel, 1994
  • Promo Clip für „Lauschgift“, CD der Fantastischen Vier, 1995
  • „1/2 Miete“, WDR & Filmstiftung NRW, 2002

Anke Lindenkamp

Geboren 1965 am Niederrhein. Studium Romanistik, Publizistik, Germanistik in Lyon, Göttingen, Toulouse, Köln. Magister Artium 1992.

1993-1995 bei ARTE G.E.I.E. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, seit 1996 bei ZDF/ARTE im Bereich Themenabend und Kurzfilm tätig. Seit 2000 verantwortliche Redakteurin bei ZDF/ARTE für das Kurzfilmagazin „Kurzschluss“, Ankauf und Koproduktion von Kurzfilmen.

Elsbeth Arlt

Geboren 1948 in Kiel, lebt in Flensburg. Fachhochschule für Gestaltung in Kiel. Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Förderpreis des Landes Schleswig-Holstein. Casa Baldi Stipendium in Olevano Romano, Italien. Kulturpreis der Landeshauptstadt Kiel. Aufzeichnungen (Notationen in Wort und Bild). Text- und Bildinszenierungen. Malerei und Lesungen.

Preise der 6. Flensburger Kurzfilmtage

  • Hauptpreis bester Kurzfilm von der Firma AVT-Plus (1.000 EUR in Form von Dienstleistungen)
  • Preis für hervorragende Film-Kameraarbeit von den Firmen Kodak & Cinegate (1.000 EUR in Form von Filmmaterial und Equipment)
  • Bester Nachwuchsfilm von der Firma Comline (Software im Wert von 800 EUR)
  • Zuschauerpreis, gestiftet von der Flensburger Brauerei (500 EUR in bar)

(nach einer Pressemitteilung des Flensburger Kurzfilmtage e.V.)

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