JazzBaltica 2005:
Rhythmische Reise aus dem Regen
JazzBaltica startete in Salzau mit Regen und viel Rhythmus.
Brasilianisch klingt es nur, wenn die Gruppe Sabé auf der Open Air Bühne im Schlosspark vor einer Handvoll Regenbeschirmter den Opener gibt. Der Blick zum Himmel weckt andere Assoziationen. Pünktlich zum Start der JazzBaltica in Salzau schaltet der Wettergott auf typisch Schleswig-Holsteinisch um. Regen satt, der auch die bereits vor der Konzertscheune auf das JazzBaltica Ensemble Wartenden zur Flucht unters Zeltdach treibt. Dort steht man nun in Schlangen, leicht durchnässt – eben typisch Schleswig-Holstein.
Brasilianisch, nämlich feucht warm wird es hingegen in der Konzertscheune, wo das JazzBaltica Ensemble entspannt rhythmisch das Festival eröffnet. Den letzten Monat habe er fast ausschließlich im Studio mit den Arrangements verbracht, erzählt Drummer Wolfgang Haffner, diesjähriger Leiter des Ensembles. Und jetzt zu hören, wie das live klingt, das sei “unglaublich schön”. Findet auch das Publikum und lässt sich nach dem hitzigen “Yellow” auf die nächste Station einer “rhythmischen Reise” entführen. Rotposaunist Nils Landgren darf hier im quellenden Rhythmus-Teig rühren, erst weich, dann spitzer im Forte wachsender Klangverdichtung. Als die Sache auf dem Höhepunkt ist, schaltet Haffner abrupt einen Gang zurück zum relaxten Downbeat.
Auftakt für das folgende umso nervösere, Pat Metheney gewidmete Stück und dessen Kontrast im lasziv melancholisierten Follow-Up namens “Quincy”. “Alle Heiligen kommen in den Songs vor”, beschreibt Haffner seinen Reiseführer durch die charakterlich in der Tat sehr unterschiedlichen Stücke, etwa “Cruisin'”, eine Hommage an die Bläser, denn “die Heiligen” finden sich auch schon mal in den eigenen Reihen.
So hat der Gott des Polyrhythmus, dessen Hohepriester Haffner heute ist, auch ein Einsehen mit seinem Kollegen vom Wetter. Als Chick Corea und Roy Haynes die Bühne betreten, ist auch der Schlosspark wieder sonnendurchflutet. Der Regen geht, der Rhythmus kann kommen … (jm)