„Boskopismus“ gewinnt den Kurzfilmwettbewerb „Replay: Resist!“
„Replay: Resist!“, der von der Künstlergruppe General Panel im Rahmen von „Heimat Moderne“ im Dezember 2004 ausgeschriebene Kurzfilmwettbewerb hat einen Gewinner.
Witja Frank hat mit seiner 12-minütigen Dokumentation „Boskopismus“ den ersten Preis (dotiert mit 1.000 Euro) gewonnen. „Boskopismus“ begleitet den Kampf der „Front deutscher Äpfel“ und der daran angegliederten Jugendorganisation „Nationales Frischobst Deutschland“ gegen alle nationalen Bedrohungen in Sachsen und Leipzig. Enstanden ist ein Kurzfilm über alternativen Widerstand und Protestkultur aus Leipzig in der Tradition der Spaßguerilla. Dabei richtet sich der Protest der „Front deutscher Äpfel“ sowohl gegen nationalistische Tendenzen als auch gegen Protestrituale von links und rechts. Um die Kritik daran gnadenlos auszuhöhlen, verwendet Frank die Form des Propagandafilms. Spots der „nationalen Apfelbewegung“, Porträts der Organisatoren und Aufnahmen der „Front deutscher Äpfel“ bei Leipziger Demonstrationen verschmelzen zu einem Spiel mit Begriffen, das die revolutionäre Kraft des Witzes freisetzt.
Die Jury, bestehend aus Ralf Urban Bühler (Professor für Videokunst, HGB Leipzig), Juliane Fuchs (Leiterin backup_festival Weimar), Heinz Hermanns (Leiter Berliner Kurzfilmfestival), Susanne Schulz (freie Filmemacherin, Gewinnerin shocking local short night shuffle Leipzig 2003), Dieter Rink (Soziologe, Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle) und Matthias Schmidt (Autor und Regisseur, Grimme-Preisträger 2004) entschied sich für „Boskopismus“ als „eine spannende, erfrischend gute und aktionsreiche Dokumentation zu einem politisch wichtigen Thema … Gute Kamera, tolle Protagonisten“.
Der Wettbewerb „Replay: Resist! – Protestkulturen und Emanzipationsbewegungen in Leipzig und anderswo“ ging den verschiedenen Formen von Protestkultur nach und setzte sich mit den Fragen auseinander, inwieweit Widerstand und Kritik heute noch möglich sind, wann Protest mehr als nur eine kurzzeitige emotionale Relevanz hat und welche Chancen und Möglichkeiten nach dem Protest kommen. Die öffentliche Preisverleihung und Filmvorführung des Kurzfilmwettbewerbs fand am 1. Juli Open Air auf dem Leipziger Augustusplatz statt.
Der zweite Platz im Wettbewerb ging an „spatium grün“ von Peter Frey und Angela Köntje. Inka Perl belegte mit ihrem Beitrag „Danke.Ende“ den dritten Platz.
„Replay: Resist!“ ist eine Veranstaltung im Rahmen von „Heimat Moderne“. „Heimat Moderne“ fragt nach der Bedeutung, die das Erbe der Moderne, insbesondere der sozialistischen für die Identität von Stadt heute noch hat. Dabei werden nacheinander drei beispielhafte Plätze der Leipziger Innenstadt bespielt, um die Debatte der architektonischen Transformation dieser Orte in die Öffentlichkeit zu tragen. Die verschiedenen Veranstaltungen fokussieren zudem die Frage nach Vergangenheit und Gegenwart beispielsweise von Protest in Leipzig und den Möglichkeiten gemeinschaftlicher Aneignung des öffentlichen Raums. Initiatoren und Veranstalter: Experimentale e.V. „Heimat Moderne“ ist eine gemeinsame Initiative verschiedener Leipziger Institutionen und Gruppen, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Zum Trägerverein Experimentale e.V. haben sich zusammengeschlossen: Forum zeitgenössischer Musik Leipzig e.V, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Büro für urbane Projekte, General Panel und raum4.
(nach einer Pressemitteilung von General Panel)