Sommerprogramm im Kieler KoKi
Die Frau des Leuchtturmwärters
Philippe Lioret. F 2005. dt. Fs. 105 Min. Mit Sandrine Bonnaire, Philippe Torreton
Camille kehrt nach Ouessant, ihrer Heimatinsel vor der bretonischen Küste, zurück. Es ist eine Reise des Abschieds, denn sie möchte ihr Geburtshaus verkaufen, das seit dem Tod der Mutter unbewohnt ist. In einer letzten Postsendung an ihre Mutter befindet sich ein Buch. Das Umschlagbild zeigt den Leuchtturm „La Jument“ – Arbeitsplatz des Vaters und Fixpunkt ihrer Kindheit. Neugierig beginnt Camille zu lesen und erfährt Dinge, die ihre Identität in ein neues Licht stellen: Im Jahr 1963 erhält ihr Vater auf seinem Leuchtturm Verstärkung von einem Fremden, einem Veteranen aus dem Algerienkrieg. Als er bald die Insel wieder verlässt, ist nichts mehr wie es war … Für seine Geschichte suchte Regisseur Lioret einen Ort, an dem sich das Geschehen verdichten kann und im Wechselspiel der Naturkräfte größte Dramatik erfährt: „Ich hatte schon länger Lust, diese berührende Geschichte zu erzählen – von einer Welt am Meer, die sich in ständigem Kampf mit den Elementen befindet.“ Das intensive Spiel des Ensembles um Sandrine Bonnaire, die klagende, aber doch nie sentimentale Musik Nicola Piovanis und die stimmungsvolle Fotografie machen „Die Frau des Leuchtturmwärters“ zu einem intensiven Kinoerlebnis.
30.6. – 6.7., 21.00; 7. – 13.7., 19.00
Die Perlenstickerinnen
Eléonore Faucher. F 2004. 88 Min. Mit Lola Naymark, Ariane Ascaride
Um ihre Schwangerschaft zu verheimlichen – den Vater des Kindes sieht sie längst nicht mehr – hat die 17jährige Claire ihr Elternhaus verlassen und lebt allein in einer kleinen Wohnung von dem wenigen Geld, das sie im Supermarkt verdient. Ihr Kind will sie anonym gebären und zur Adoption freigeben. Bis dahin soll ihre Strategie sein: Bloß nichts an sich heranlassen. Nur einer Leidenschaft kann sie sich nicht verschließen: der Stickerei. Als sie sich erfolgreich bei der armenischen Stickerin Madame Melikian vorstellt, erlangt sie Zutritt zu einer Welt von außerordentlicher Schönheit. Auch Madame Melikian trägt einen tiefen Kummer mit sich herum, ihr Sohn ist vor kurzem gestorben. So treffen in der kargen Werkstatt, die ein Sonnenstrahl, der sich hierher verirrt, in abertausend Funken erstrahlen lässt, zwei Frauen aufeinander, deren Einverständnis keiner langen Reden bedarf. – Eléonore Fauchers Debütfilm, der in seinen ruhigen, konzentrierten Bildern an „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ erinnert, erhielt auf Festivals in Cannes, Tübingen und Deauville zahlreiche Auszeichnungen; auf dem Filmfest Hamburg 2004 riss er das Publikum zu stürmischen Begeisterungsbekundungen hin.
7. – 13.7., 21.00; 14. – 20.7., 19.00
Mean Creek
Jacob Estes. USA 2004. 89 Min. Mit Rory Culkin, Josh Peck, Ryan Kelley
Wieder und wieder wird Sam in der Schule von dem streitlustigen George schikaniert und verprügelt. Mit seinem großen Bruder Rocky entwickelt er einen Plan. Bei einem Bootsausflug soll es dem Schulschläger heimgezahlt werden. Auch Rockys Freunde Clyde und Marty sind begeistert, nur Sams Freundin Millie hat Skrupel. Unterwegs auf dem Fluss erweist sich George jedoch als eigentlich bemitleidenswerter Einzelgänger und Sam möchte den Plan abblasen. Zu spät. Die Tour endet mit tragischen Folgen, die das Leben der Jugendlichen für immer verändern werden … „Prägend für die Atmosphäre ist von Anfang an der fantastische Soundtrack von Tomandandy (die schon den Score zu „Natural Born Killers“ schrieben), der nicht als bloße Illustration fungiert, sondern als gleichwertiges Erzählmittel neben Bild und Dialog. Aus allen drei Dimensionen zusammen komponiert Estes eine Filmerzählung von nicht nachlassender Spannung und großer emotionaler Ernsthaftigkeit.“ (programmkino.de)
14. – 20.7., 21.00
Mit Deutsch-Britischer Gesellschaft
William Shakespeare’s The Merchant of Venice
Michael Radford. GB/I 2004. 127 Min. OmU. Mit Al Pacino, Jeremy Irons
Venedig, Ende des 16. Jahrhunderts: Der jüdische Geldverleiher Shylock fordert vom Kaufmann Antonio ein Pfund Fleisch aus seinem Körper, mit dem er für einen Kredit gebürgt hatte. Nicht zuletzt wegen seiner judenfeindlichen Tendenzen galt das Stück als unverfilmbar. „Regisseur Michael Radford ist mutig genug, in seiner Verfilmung die Ecken und Kanten des schwierigen Stoffs nicht glattzubügeln … Der Film besticht durch seine opulente Bilderwelt, seine kräftigen Farben und durch seine Bedächtigkeit, die dem Rhythmus der Vorlage geschuldet ist. Ein wunderbares und irritierendes Werk“ (Anke Engelmann, Neues Deutschland)
30.6. – 6.7., 18.30
Meeresfrüchte / Crustaces et Coquillages
Olivier Ducastel, Jacques Martineau. F 2004. 90 Min. dt. Fs. Mit Valérie Bruni-Tedeschi, Gilbert Melki, Jean-Marc Barr, Jacques Bonnaffé, Romain Torres
Als Kind hatte Marc in dem kleinen Haus am Mittelmeer die Ferien verbracht, nun kommt er mit seiner Frau Beatrix und den Kindern Charly und Laura hierher. Noch weht ein frischer Wind, und das Meerwasser ist kühl – aber bald schon wird die aufziehende Sommerhitze die Sinne verwirren und Sehnsüchte wecken. Charly z.B. hat sich in seinen besten Freund verliebt, den er mit in die Ferien genommen hat. Die Mutter sieht’s gelassen, Vater Marc hingegen ist außer sich: sein Sohn schwul? Das kann nicht sein! Marcs Panik hat einen Grund, denn er wird immer nervös, wenn der muskelbepackte Klempner Didier auftaucht … Und auch das Eintreffen von Beatrix‘ Liebhaber Matthieu macht die Lage nicht einfacher, fordert er doch von Beatrix, sie möge endlich ihren langweiligen Gatten verlassen … Eine turbulente Sommerkomödie, die zwar kaum ein Klischee auslässt, aber für jeden vertrauten Baustein eine originelle Wendung findet. Eine pointierte Szene folgt auf die nächste, und selbst bei ernsthafteren Tonlagen wird der eingeschlagene Pfad der Komödie nie verlassen. Für den besonderen Pfiff – und die nötigen Atempausen – sorgen einige mehr als bizarre, sehr komische Gesangseinlagen. Das Erstaunliche dabei ist, dass der Film trotz der scheinbaren Leichtigkeit nicht ins Oberflächliche abdriftet, die Figuren nicht der Lächerlichkeit Preis gibt, sondern ihnen nachdenkliche Momente zugesteht, ohne dabei schwerfällig zu wirken. „Meeresfrüchte“ ist ebenso Plädoyer für Toleranz und Aufrichtigkeit wie eine wunderbar leichte, pointierte Komödie voller Lebensfreude. Zu Recht wurde der Film im Panorama der diesjährigen Berlinale stürmisch bejubelt. Kurzum: Selten passte das Schlagwort „Sommerfilm“ so gut auf einen Film wie auf diesen!
21.7. – 27.7., 19.00 + 21.00; 28.7. – 10.8., 21.00
Doppelprogramm
Rhythm is it! + Aufzeichnung der Aufführung
Thomas Grube, Enrique Sánchez Lansch. 100 + 35 Min. OmU
Die filmische Dokumentation sahen mittlerweile fast eine halbe Millionen Besucher, und inzwischen ist er auch für den Deutschen Filmpreis in den Sparten „Bester Dokumentarfilm“ und „Bester Schnitt“ nominiert. Allerdings kommt in dem schon mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichneten Werk die Tanzaufführung selbst etwas kurz. Das KoKi zeigt darum als Doppelprogramm den Film über das Education-Projekt der Berliner Philharmoniker und anschließend die Aufzeichnung der Aufführung in voller Länge!
Als Vorfilm: „Blindschatten“ (Gerald Grote, Claus Oppermann, D 2005, 5 Min.)
28.7. – 3.8., 18.30