Landesfilmförderung Schleswig-Holstein vergibt Fördermittel an 8 Projekte
Das dreiköpfige Fördergremium der Kulturellen Filmförderung S.-H. – Kathrin Kohlstedde (Programmleitung Filmfest Hamburg), Susan Walke (Freie Künstlerin und Geschäftsführerin BBK Landesverband Schleswig-Holstein, Kiel), Kai Zimmer (Bildender Künstler und Filmemacher, Kiel/Berlin) – hat auf seiner Sitzung am 22. März aus insgesamt 40 Anträgen zur ersten Förderperiode 2005 acht Projekte ausgewählt. Insgesamt vergab das Gremium Fördergelder in Höhe von 47.000 Euro. Die Mittel wurden vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und der Unabhängigen Landesanstalt für Rundfunk und neue Medien (ULR) bereitgestellt.
Fördergremium: (v.l.) Kai Zimmer, Kathrin Kohlstedde, Bernd-Günther Nahm (Geschäftsführer der Kulturellen Filmförderung S.-H.), Susan Walke
Von der Produktionsvorbereitung bis zur Verleihförderung reicht das Spektrum der ausgewählten Filme. Sergei Loznitsa aus Lübeck bereitet eine deutsch-russische Produktion über die Belagerung Leningrads vor, während der Kieler Lars Jessen mit seinem Max-Ophüls preisgekrönten Film „Am Tag als Bobby Ewing starb“ vor der Kinoauswertung steht. Das Portrait der Mittachtziger Jahre im Umfeld von Brokdorf wird nach Cannes und Buenos Aires sein Schleswig-Holstein-Debüt als Eröffnungsfilm des 9. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide am 27. Mai in Kiel haben.
Im Bereich Produktion ist wieder der westliche Landesteil stark vertreten; Gisela Tuchtenhagen und Margot Neubert beobachten auf den Spuren der eigenen Vergangenheit die Besonderheiten des Hahnebeer Festes in Heide und Sung Hyung Cho legt ihren Blick auf Schleswig-Holsteins international bekanntestes Dorf Wacken und sein Festival.
60 Jahre nach Kriegende bietet das historische Material in dem Film „Kiel im Bombenkrieg“ Anlass die eigene Erinnerung neu zu befragen. Dass die Friesen im Europa der Regionen eigene Filmwerke vorbereiten, nimmt nicht Wunder und der poetische Musikclip „Blindschatten“ ist auf dem Weg zu seinem Publikum.
Nach Bereichen aufgelistet wurden folgende Projekte zur Förderung ausgewählt:
1. Recherche / Produktionsvorbereitung
Blockade
Dokumentarfilm
Regie: Sergei Loznitsa, Lübeck
Fördersumme:4.750 EUR
Experimentelle Dokumentation über die Bewusstseinsveränderung der Menschen in Leningrad während der Blockade durch die deutsche Wehrmacht, als Hunger, Kälte und Todesnähe den Alltag bestimmten.
Jü Kast, Produktionsvorbereitung
Spielfilm
Regie: Dr. Claas Rieken und Dr. Susanna Swoboda-Rieken, Ransdorf
Fördersumme: 2.525 EUR
Der Arbeitstitel „Jü Kast“ (Die Kiste) ist für den ersten – 30minütigen – Film in friesischer Sprache mit deutschen Untertiteln geplant. Er soll von dem Deicharbeiter Sainke und dessen Cousine handeln, die zusammen einer gestohlenen alten Kiste nachjagen.
2. Produktion
Kiel im Bombenkrieg
Dokumentarfilm
Regie: Kay Gerdes, Kiel
Fördersumme: 1.375 EUR
Der Luftkrieg hat große Teile Kiels vernichtet. 44.000 Sprengbomben und 500.000 Brandbomben fielen auf die Stadt. Zeitzeugen erinnern sich an die Jahre in Luftschutzkeller und Bunker.
Südereggen Hahnebeer
Dokumentarfilm
Regie: Gisela Tuchtenhagen
Fördersumme: 5.000 EUR
Im Mittelpunkt steht eine Kneipe in Heide/Dithmarschen, der Hahnebeerkrog. Jedes Jahr gegen Ende des Winters wird hier ein Fest gefeiert, das Hahnebeer. Die vielfältigen Vorbereitungen finden das ganze jahr über statt und sind ausschließlich Männersache …
Wacken rules
Dokumentarfilm
Buch, Regie: Sung-Hyung Cho
Fördersumme: 20.000 EUR
Das 2.000-Seelen Dorf Wacken steht einmal im Jahr im Rampenlicht, wenn 40.000 Heavy Metal Fans aus aller Welt zu ihrem Mekka gepilgert kommen. Der Film erforscht den Mikrokosmos Wackens vor und während des Festivals.
3. Präsentation / Verleih / Vertrieb
Digitalisierung und Archivierung des Gesamtwerks der Filmgruppe Chaos
Antragsteller: Karsten Weber, Kiel
Fördersumme: 6.350 EUR
Zusammenstellung des Filmschaffens aus drei Jahrzehnten der Filmgruppe Chaos auf 5 DVD-Kompilationen mit Hintergrundinformationen (Interviews und „Making of“). Untertitelung in vier Sprachen für den internationalen Einsatz sowie Erstellung von Presse- und Werbematerial.
Blindschatten
Experimenteller Musikclip
Idee, Produktion und Regie: Gerald Grote / Kamera, Schnitt und Regie: Claus Oppermann
Fördersumme: 1.000 EUR
Ein wortloses Liebesspiel zwischen Licht, Schatten und Musik.
Am Tag als Bobby Ewing starb
Spielfilm
Regie: Lars Jessen
Fördersumme: 6.000 EUR
In seiner grünen Komödie nimmt Lars Jessen die Zuschauer mit auf eine Zeitreise in die alternativen 80er Jahre und setzt sie mitten im Wohnzimmer der Kommune „Alternatives Wohnkollektiv Regenbogen“ ab. Von dort aus beobachtet das Publikum die Bewohner beim Baden im Gemeinschaftszuber, beim Demonstrieren vor dem Atomkraftwerk, bei der Schreitherapie im Wohnzimmer und besonders dem 17-jährigen Neuzugang Nils beim Erwachsenwerden. Das alles ist so komisch und liebevoll inszeniert, dass selbst die echten Akteure aus jener Zeit über ihre eigene Vergangenheit lachen können.
Der nächste Einreichtermin zur Filmförderung ist der 1. Juli 2005.
(Pressemitteilung der Kulturellen Filmförderung S.-H.)