9. Festival „garage“ im August 2005 in Stralsund

Daten, Bilder, Töne, Begriffe, Definitionen, Zeichen, Kontakte, biometrische Informationen, Briefmarken … Unsere Kultur ist geprägt vom Drang zu sammeln und zu archivieren, zu speichern und zu katalogisieren, zu systematisieren und festzuschreiben. Da wir Dank Digitalisierung von der lästigen Verpflichtung befreit sind, uns entscheiden zu müssen, was sich aufzubewahren lohnt, sichern wir lieber alles und entscheiden später, was wir davon brauchen.

Das Vertrauen in die Perfektion von Aufzeichnungstechnologien, Datenbanksystemen, Suchalgorithmen und kollaborativen Filtermechanismen verändert die Wahrnehmung von Realität. Das Wissen um die Möglichkeit, alles speichern und für den späteren Gebrauch wieder abrufen zu können, verringert unsere Bereitschaft zur Konzentration auf den Moment. Nicht das Ereignis ist wichtig, sondern die kondensierte Information im praktischen Speicherformat.

Referenz ist Sicherheit. Das Terrain des als gesichert Geltenden zu verlassen, ist Risiko. Imperfektion, Zufall, Spontanität – was lässt sich nicht speichern, aufzeichnen und dokumentieren? Was ist die Qualität des Flüchtigen? Wie viel Sinn macht ein Archiv, wenn sich niemand dafür interessiert? Wie produktiv ist das Vergessen?

Umschreiben von Regeln, Abbrechen von Prozessen, Auswählen und Löschen – das Festival „garage 05“ sucht nach künstlerischen Ansätzen und Positionen, die sich kritisch mit Technologien und Mechaniken des Speicherns, Archivierens und Vergessens auseinandersetzen. Eingereicht werden können Vorschläge und Konzepte für Ausstellungen, Installationen, Performances, Projekte, Vorträge und Workshops.

Einsendeschluss für Material und Vorschläge ist der 2. Mai 2005. Anmeldeformular und Infos unter: www.garage-g.de/call05. Ideen, Vorschläge, Projektbeschreibung, Material bitte an: Festival garage, Kastanienallee 73, 10435 Berlin.

Fragen? Tel.: 030-4412015 oder E-Mail: info@garage-g.de.

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