46. Nordische Filmtage Lübeck: Filmforum Schleswig-Holstein
Krimi um ein lebendig-tödliches Geheimnis
„Der Mann von nebenan lebt“ (D 2004, Miguel Alexandre)
Die ehemalige Hürdenlauf-Olympionikin Kate (Lisa Martinek) und ihre Freundinnen Malise (Andrea Sawatzki) und Inge (Barbara Magdalena Ahrens) haben ein tödliches Geheimnis. Sie haben Kates psychopathischen Nachbarn Willi Mattuschek (Axel Milberg) erschlagen und seine Leiche in einen Waldsee geworfen, nachdem Mattuschek Kate monatelang nachgestellt und tyrannisiert hatte. Kate ist von dem Mord und seiner Vorgeschichte immer noch traumatisiert und hat sich mit den Freundinnen in ein Haus auf dem Lande zurückgezogen – nahe dem See mit Mattuscheks Leiche. Doch der tote Nachbar will sich nicht verdrängen lassen. Kommissar Lukas Lander (Stephan Kampwirth) hat sich nicht nur in Kate verliebt und bedrängt sie jetzt ähnlich aufdringlich wie ehedem der Nachbar, er ermittelt auch weiter im Mordfall Mattuschek, dessen Leiche nie gefunden wurde.
Als die Polizei den See durchsucht, wenn auch ohne Fund, und in einer nahegelegenen Irrenanstalt ein geheimnisvoller Mann mit Amnesie auftaucht, wird die Lage für die „Mörderinnen“ brenzlig. Die Hinweise verdichten sich, dass der Mann in der Anstalt, der seinen Namen nicht mehr weiß, eine große Narbe am Kopf trägt, seltsame Bilder von wiederauferstandenen Wasserleichen malt und einen Tobsuchtsanfall bekommt, als er ein Foto von Kate in der Zeitung entdeckt, Mattuschek ist. War der „Mord“ an ihm am Ende nur ein Albtraum der drei Frauen? Oder haben sie ihn nur bewusstlos geschlagen, woraufhin er sein Gedächtnis verloren hat? Und wieviel weiß Kommissar Lander von dem Geheimnis der Drei?
„Mörderisches“ Trio: Lisa Martinek, Andrea Sawatzki und Barbara Magdalena Ahrens
Mit den virtuosen Mitteln des Psychokrimis zeichnet Miguel Alexandre ein chamäleonhaft zwischen Albtraum und Realität changierendes Bild von Kates Ängsten. Sie ist sowohl Opfer wie auch Täterin, genau wie Mattuschek, der mit dem Gedächtnis auch alle seine Aggressionen verloren hat und nun die Sanftmut in Person ist. Umgekehrt wird der „Freund und Helfer“ Lander immer mehr zum Täter, der Kate am Ende bedroht. Mattuschek, der aus der Anstalt entflohen und sich im Kofferraum von Kates Wagen mit in das Landhaus geschmuggelt hat, kann sie retten, indem er Lander k.o. schlägt. Am etwas hergeholten „Happy End“ (Buch: Peter Probst) hat dann auch der sein Gedächtnis verloren und damit auch das Wissen um die Täterschaft des „mörderischen“ Trios.
So sehr das Drehbuch konstruktive Schwächen aufweist, so sehr lebt der Film von seinen hervorragenden Darstellern, allen voran Andrea Sawatzki als diabolische Malise, die in ihrer „Hexenküche“ allerlei seltsame Essenzen und Psycho-Praktiken ausbrütet, und Axel Milberg, der den „sanften Wilden“ mit zuweilen fast rührender Stringenz darbietet. Kein großer Film und stellenweise auch viel zu langatmig erzählt, aber dennoch amüsant bis grotesk und voller feiner Ironie. (gls)