Fortbestand des Berliner Filmkunsthauses Babylon akut gefährdet

Die Existenz des traditionsreichen Berliner Filmkunsthauses „Babylon“, unter anderem Spielort der Berlinale, ist in Folge von Kürzungen der staatlichen Zuwendungen akut gefährdet. Wir dokumentieren hier Schreiben, die gegen die geplanten Kürzungen opponieren.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, liebe Partner,

in zwei Gesprächen teilte uns die Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, vertreten durch die Staatssekretärin Frau Dr. Barbara Kisseler bzw. den Kultursenator Herr Dr. Thomas Flierl, die Streichung der institutionellen Förderung des „Berliner Filmkunsthaus Babylon e.V.“ durch das Land Berlin zum 1. Januar 2005 mit. Aufgrund aufgelaufener Verbindlichkeiten stehen für den Kinobetrieb im „Babylon“ ab 1. Dezember 2004 keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung. Dem Berliner Filmkunsthaus Babylon e.V. als Betreiber des Babylon wurde von Seiten der Kulturverwaltung empfohlen, Insolvenz anzumelden. Damit steht die Schließung des Traditionshauses am Rosa-Luxemburg-Platz unmittelbar bevor.

Hintergrund dieser Entscheidung ist ein strukturelles Defizit im Haushalt des Kinos. Seit der Restaurierung des Kinos im Jahr 2001 muss die Zuwendung fast völlig zur Deckung der Miete und der Betriebskosten aufgewendet werden. Dieses strukturelle Defizit hat das Kino von Anfang an begleitet und ist den Verantwortlichen in der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheit seit langem bekannt. In den Rechnungsprüfungen der Senatsverwaltung wurde dem „Berliner Filmkunsthaus Babylon e.V.“ stets eine wirtschaftliche Geschäftsführung bescheinigt und auf die Unterfinanzierung des Hauses hingewiesen. Mit Projektmitteln und Kooperationen mit anderen Einrichtungen (Festivals, Kulturinstitute, Botschaften etc.) konnte das strukturelle Defizit in der Vergangenheit zwar nicht aufgefangen, jedoch abgemildert werden. Im vergangenen Jahr hatte auch der Kultursenator noch eine Möglichkeit zum Ausgleich des Fehlbetrages gefunden. Aufgrund der allgemein angespannten Haushaltslage in diesem Jahr existiert diese Möglichkeit nicht.

Kurz nach der Wende wurde dem Verein „Berliner Filmkunsthaus Babylon“ vom Senat das erste Fördergeld ausgezahlt. Bis dahin hatten lange und zähe Auseinandersetzungen stattgefunden, zunächst, um das „Babylon“ aus der Gesamtmasse der Ost-Berliner Kinos, die privatisiert werden sollten, herauszulösen, schließlich, um das Kino mit seiner besonderen Geschichte und Aura als „Kommunales Kino des Ostens“ – neben dem West-Berliner „Arsenal“ – zu etablieren. Dieser Kampf war erfolgreich, und der Erfolg war vor allem dem Engagement des Vereins und seinem damaligen Vorsitzenden Rolf Richter zu danken. Es folgten 14 Jahre erfolgreiche, beim Publikum, in der Fachöffentlichkeit und in der Presse hoch geschätzte, durch Preise gewürdigte Filmarbeit. In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalschutz, der Senatsverwaltung für Bau und Wohnungswesen, der Stiftung Deutsche Klassenlotterie und den Hauseigentümern wurde eine denkmalschutzgerechte Rekonstruktion des Gebäudeensembles nach Plänen von Hans Poelzig durchgeführt. Das „Babylon“ gilt als einzigartiges Symbol von „Filmkunst in Baukunst“. Damit und durch das ambitionierte Programm, das mit inzwischen weit über 100 regionalen, nationalen und internationalen Kooperationspartnern gestaltet wird, hat sich der „Berliner Filmkunsthaus Babylon e.V.“ einen Ruf erarbeitet, der weit über den Berliner Rahmen hinausgeht.

Nach Aussage von Herrn Dr. Flierl soll ein Interessenbekundungsverfahren eingeleitet werden, um einen Nachfolger als Betreiber des Kino „Babylon“ zu finden, der das Haus mit der zur Verfügung stehenden jährlichen Fördersumme von 320.700 EUR betreibt. Dies wird nicht gelingen. Um den Betrieb aufrecht erhalten zu können, müsste das Programm radikal kommerzialisiert werden, zumal die mit einem Betreiberwechsel und einer – wenn auch nur vorübergehenden – Schließung verbundene Verunsicherung der Kooperationspartner und Fördermittelgeber zu einem langfristigen Rückzug verschiedener Unterstützungsleistungen führen wird. Eine Spielplangestaltung, wie sie von einem kommunalen Kino gefordert wird und Voraussetzung für eine institutionelle Förderung ist – Vorführung von Filmklassikern, Stummfilmen mit Live-Musik, ständig wechselndes Programm, Diskussionen bzw. Einführungen von Filmemachern oder Filmwissenschaftlern etc. – ist damit genauso wenig durchführbar wie eine angemessene Betreuung der Filmfestivals – vom Internationalen Forum des Jungen Films über das Kurzfilmfestival „interfilm“ bis zur Filmreihe des Literaturfestivals – und ein repräsentativer Rahmen für die bilateralen Kooperationen, die wir im Zuge der Zusammenarbeit mit verschiedenen Botschaften und ausländischen Kulturinstituten eingegangen sind. Es ist zu befürchten, dass ein Betreiber, der sich auf eine Durchführung des Kinobetriebes zu diesen Konditionen einlässt, nach einem halben Jahr den Spielbetrieb einstellen muss. Ein Betreiberwechsel im „Babylon“ setzt zudem voraus, dass der Viermieter der Räume allen Plänen des Senats zustimmt. Nur der „Berliner Filmkunsthaus Babylon e.V.“ kann aufgrund des langfristigen Mietvertrags einen kontinuierlichen Spielbetrieb gewährleisten.

Wir fordern den Kultursenator daher auf, alle Möglichkeiten zu prüfen, um den Betrieb im „Berliner Filmkunsthaus Babylon“ aufrecht erhalten zu können. Das Schließen des Kinos bzw. der Veränderung seines Profils würde eine weitere Ausdünnung der kulturellen Kinoszene Berlins bedeuten. Wir dürfen eine solche kurzsichtige und kurzschlüssige Kulturpolitik des Landes Berlin nicht zulassen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, liebe Partner, bitte helfen Sie dem Filmkunsthaus Babylon weiter zu bestehen und wenden Sie sich an den Chef der Senatskanzlei, Herrn André Schmitz, oder seinen persönlichen Referenten, Herrn Maximilian Mueller, Rotes Rathaus, Rathausstr. 15, 10178 Berlin: Tel: 030-9026-3100: e-mail: maximilian.muellner@skzl.verwalt-berlin.de, oder an den Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Herrn Dr. Thomas Flierl, Brunnenstr. 188-190, 10119 Berlin: Tel: 030-90228205: e-mail: thomas.flierl@senwfk.verwalt-berlin.de.

Ihr Berliner Filmkunsthaus Babylon e.V.

Zum Download, Ausfüllen und Versenden:
Anschreiben/Petition an den Berliner Kultursenat
Formular für Unterschriftensammlung

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