46. Nordische Filmtage Lübeck

Filmforum Schleswig-Holstein 2004

Die Filmbranche zwischen Ostsee und Nordsee war in diesem Jahr erstaunlich produktiv und hat dem Filmforum Schleswig-Holstein einen Rekord an Einreichungen beschert. So blieb den Organisatoren einmal wieder die schwierige Aufgabe, aus der Vielzahl an Filmen ein repräsentatives Programm für diesen Teil der Nordischen Filmtage zusammen zu stellen.

Noch in letzter Minute vor Redaktionsschluss traf die erfreuliche Botschaft ein, dass „Sergeant Pepper“ von der „Bella Martha“-Regisseurin Sandra Nettelbeck noch vor seinem Kinostart im Dezember im Filmforum Premiere feiern wird. Der Film, eine Produktion von u. a. MTM Medien & Television München, Constantin und Bavaria Film, erzählt die Abenteuer eines 6-jährigen Jungen, der einen Hund – Sergeant Pepper – bei sich aufnimmt und daraus in eine Erbschaftsintrige gerät. Wieder dabei ist auch Miguel Alexandre mit zwei neuen Filmen: „Der Mann von nebenan lebt“ erzählt mit schwarzem Humor, wie sich drei Frauen gegen unliebsame Männer wehren, und „Briefe aus Kaschmir“ zeichnet die Geschichte eines existenziellen Kampfes zwischen Liebe und Terror.

Markante, doch selten im Mittelpunkt stehende Persönlichkeiten sind das Thema der Dokumentationsfilme, die diesmal den Schwerpunkt im Programm des Filmforums bilden. Angelika Waniek taucht in „Nicht aus der Haut“ in die Welt des 97-jährigen Malers und Anarchistensprösslings Fermin Rocker ein. „Bruder Thaddäus“, der geistige und weltliche Leiter eines Franziskushofes wird in einem Beitrag von Karla und Peter Bech bei seinem Engagement für die „Übriggebliebenen“ der Gesellschaft portraitiert. Eine kürzere Dokumentation von Gerald Koll widmet sich dem Phänomen „Harry Piel“, einem der beliebtesten Schauspieler Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Nach Kuba hat es in diesem Jahr den Filmemacher Rasmus Gerlach verschlagen. In „Die Brigade“ berichtet er von seinem freiwilligen und selbstverständlich unbezahlten Einsatz als Erntehelfer auf einer Orangenplantage der Karibikinsel. Wir begegnen mit ihm wilden Gestalten aus aller Welt, welche durch ihren heldenhaften und teils gefährlichen Einsatz demonstrieren wollen, dass Kuba nicht vergessen wurde.

Die besondere aktuelle Tragweite des Begriffs „Filetstück“ werden nicht nur politisch motivierte Lübecker erkennen. Rolf Schwarz hat die Entwicklung des subkulturellen Lübecker Zentrums „Alternative e.V.“ aufgezeichnet und dokumentiert die Argumente der beteiligten Parteien im Streit um Standort und Existenz des Zentrums bis heute.

Knackig und grotesk bis dramatisch präsentiert sich wieder das Kurzfilmprogramm des Filmforums: Dass Kolonisation auch anders verlaufen kann, erfahren wir in einem Film von Jasper Ahrens. „The Day Winston Ngakambe Came to Kiel“ schildert die feierliche Annektierung eines deutschen Badestrandes durch einen afrikanischen Potentaten. Und wer kennt sie nicht, die trügerische Idylle norddeutscher Landschaften in den Cartoons von Marunde? Zum ersten Mal als Film werden jetzt in der Animation „Marundes Landleben“ moderne Fabeln um verkorkste Verwandtschaften und ungleiche Paare gesponnen. Einen Animationsfilm der ganz anderen Art hat Gerald Grote mit „Tödliche Roman(z)e“ geschaffen. Hier begegnen wir endlich den geheimnisvollen Verbindungen von „Felix Krull“, „Maria Stuart“ und „Anna Karenina“. (Filmforum Schleswig-Holstein, Nordische Filmtage Lübeck, Robin Schmeck)

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