„Die Dänen kommen“

Workshop mit dänischen Drehbuchautoren beim Filmfest Hamburg – ein Rückblick

„Von den Erfolgreichen lernen“, so hätte auch das Motto der Veranstaltung des Greater Copenhagen Region Councils mit der Filmförderung Hamburg anlässlich des Hamburger Filmfestes 2004 im Metropolis Kino lauten können. In der allgemeinen Suche der letzten Jahre nach den Ursachen, warum der deutsche Spielfilm nicht so erfolgreich ist wie gewünscht, sind immer wieder einzelne Bereiche in den Blickpunkt gerückt worden. Hier in diesem Workshop bestand nun Gelegenheit sich von kompetenter Seite erklären zu lassen, was den dänischen Film international so erfolgreich gemacht hat, warum er nicht mit unseren Problemen kämpft. Um einen Punkt gleich vorneweg abzuhandeln, das Geld ist es nicht.

Mogens Rukov, Leiter der Drehbuchabteilung der National Film School of Denmark und Autor (z.B. „Das Fest“) war zusammen mit dem dänischen Regisseur Ole Christian Madsen (z.B. „A Love Story“, „Pizza King“) angetreten um in der Masterclass Einblick in das Selbstverständnis und die Methoden der kleinen Elite erfolgreicher dänischer Filmschaffender zu geben. Dies geschah in einem unterhaltsamen Wechselgespräch mit kurzen Filmbeispielen aus der Arbeit von Rukov und Madsen.

Sie erklärten das Prinzip der „natural story“, d.h. die Geschichte, die erzählt wird, basiert auf bekannten, auch alltäglichen Ereignissen, Situationen und Ritualen. Vor diesem Hintergrund wird dann eine Geschichte erzählt, die aus den „Abweichungen vom Normalen“ ihre Spannung gewinnt. Dort soll, so Mogens Rukov, die Kreativität der Autoren einsetzen und nicht beim Gestalten des Absurden, des Außergewöhnlichen. Die Story ist wichtig, die Handlung fesselt unser Interesse; das Thema ist variabel. Am Beispiel von „Das Fest“: Dies ist ein Film über ein Fest (natural story), bei dem ein Inzest aufgedeckt wird, und nicht ein Film über Inzest.

Insgesamt stellten beide Autoren schon ein „Regelwerk“ vor, das ihnen und anderen bei der Entwicklung eines Drehbuchs, eines neuen Films hilft Entscheidungen zu hinterfragen und neue Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig wurden aber andere „Regeln“ wie z.B. „Bild und Ton sollen nicht das selbe zeigen“ als absurd eingestuft.

Die Dänen beklagten weiterhin, dass Filme nicht mehr an bestimmten Orten stattfinden. Filme sollten nach ihrer Ansicht wieder „local“ werden. In diesem Sinne wird auch die Arbeit an der Kamera „geregelt“. Die Story bestimmt die Bilder, die Bilder dürfen nicht die Story illustrieren. Daraus abgeleitet boten Rukov und Madsen kurze eigene Leitsätze an wie: „Never be clever, be close to life“ oder „Keep the story open for imagination, don’t be philosophical in your thoughts“. Die Geschichte wird über Handlung erzählt und die Gedanken sollen durch die Handlungen vermittelt werden.

Das Schlusswort galt der Kritik, die der Lehrer Mogens Rukov auf drei Fragen begrenzen möchte um sich nicht im „Kleinklein“ der Drehbucharbeit fest zu fahren: 1. What do you like? 2. What do you not like? 3. What is it that you do not understand?

Um die erste Frage zu beantworten: diese Form der Diskussion über Film und Filmemachen haben die ca. 90 Teilnehmer einen Tag lang genossen. (bgn)

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