46. Nordische Filmtage Lübeck

46. Nordische Filmtage Lübeck – Das Programm im Überblick

Die 46. Nordischen Filmtage Lübeck zeigen vom 4. bis 7. November insgesamt 134 Spiel-, Dokumentar-, und Kurzfilme für Jung und Alt aus den nordischen und baltischen Ländern sowie aus Schleswig-Holstein.

Qualitätvolle Debüts

Auffällig an der diesjährigen nordischen Spielfilmproduktion ist die hohe Zahl an qualitativ herausragenden Debütfilmen. Dazu zählen u.a. Paprika Steens „Lasset die Kinder“, Nikolaj Arcels „Das Königsspiel“, Aksel Hennies „Uno“ und Lars Göran Petterssons „Bázo“. Aber auch einer der besten diesjährigen Filme aus dem Baltikum ist ein Debüt: „Revolution der Schweine“ von René Reinumägi und Jaak Kilmi – eine brillant inszenierte und intelligente Parabel auf den Zerfall des kommunistischen Regimes aus Estland.

Renommierte Skandinavier

Aber auch eine Vielzahl renommierter skandinavischer Regisseure ist mit neuen Filmen auf den Nordischen Filmtagen Lübeck vertreten: Lukas Moodysson, der mit „Zusammen“ und „Lilja 4-ever“ Erfolge feierte, ist mit „Ein Loch in meinem Herzen“ zurück. Kein Film für schwache Nerven, aber eine auf schmerzhafte Weise treffende Analyse menschlicher Beziehungen. Starregisseur Fridrik Thór Fridriksson ist mit seiner anrührenden Liebesgeschichte „Niceland“ dabei. Ebenfalls aus Island kommt Hilmar Oddsson mit „Kaltes Licht“.

Focus Island

Islands Filmindustrie wird in diesem Jahr übrigens 25 Jahre alt – Grund genug, ein Land zu feiern, das knapp südlich des Polarkreises liegt und dessen Einwohnerzahl nicht viel größer ist als die der Stadt Lübeck – und das doch jedes Jahr eine ganze Reihe international erfolgreicher Filme produziert. Die Nordischen Filmtage Lübeck widmen Island einen Focus.

Kinder- und Jugendfilmprogramm

Bunt gemischt und von extrem hohen Standard ist wie jedes Jahr die nordische Kinder- und Jugendfilmproduktion: Auch hier finden sich erfolgreiche Debüts – wie Giacomo Campeottos „Rotznasen“ – neben etablierten Namen wie zum Beispiel Torun Lian mit „Die Farbe der Milch“. Bedient werden alle Altersklassen von den ganz Kleinen im Vorschulalter („Der kleine graue Traktor“) bis zu heranwachsenden Jugendlichen („Zähl‘ bis 100“). Ein neuer Trend zeichnet sich durch Spielfilme aus, die durch eine gewisse Härte in Themenwahl, Sprache und Darstellung ein Publikum an der Schwelle zum Erwachsenwerden ansprechen: Dazu gehören beispielsweise „Terkel in Trouble, 6 Points“ und „Der Ketchup Effekt“.

Dokumentarfilmprogramm

Auch das äußerst vielfältige und lebendige Dokumentarfilmprogramm zeichnet sich durch junge und auf erfrischende Weise aufbereitete Themen aus: Ein Höhepunkt ist die dänische Dokumentation „100 % Greve“ über Lust und Leid dreier Jugendlicher in einer Kopenhagener Vorstadt. „Los geht’s!“ ist eine bewegende Langzeitdokumentation: Nach dem Selbstmord eines Rappers müssen seine Bandkollegen und seine schwangere Witwe Trauerarbeit leisten. Auch viele Dokumentarfilme von politischer Brisanz sind in diesem Jahr zu sehen: „Mit dem Recht zu töten“ berichtet über Liquidationen des dänischen Widerstands, der das Heldenbild der Dänen im Zweiten Weltkrieg ins Wanken bringt. „Stein – Papier – Schere“ ist ein packender Film über Arbeit, Kameradschaft und nord-karelische Industriearbeiter mitten in einem strukturellen Wandel. Eine ganz besonders beeinruckende Dokumentation ist der finnische Film „Der Statist“ über einen filmbegeisterten Statisten, der auch im Privatleben stets in die Nebenrolle gedrängt wurde.

Ehrengast Stefan Jarl

Ehrengast der diesjährigen Nordischen Filmtage Lübeck ist der schwedische Dokumentarist Stefan Jarl, einer der einflussreichsten skandinavischen Filmemacher der vergangenen Jahrzehnte. Auf dem Festival läuft nicht nur eine Auswahl seiner bekanntesten Filme – darunter die berühmte „Mods“-Trilogie -, der Regisseur wird auch eine Masterclass für Filmschaffende und Studierende abhalten.

Retrospektive: Original & Remake

Bei unserer diesjährigen Retrospektive „Original & Remake“ ist es den Nordischen Filmtagen Lübeck gelungen, ein spannendes Programm zusammenzustellen: Vergleiche zwischen skandinavischem Originalfilm und Wiederverfilmungen in Hollywood – oder auch in Deutschland – sind möglich, wenn zum Beispiel im norwegischen „Insomnia“ Stellan Skarsgård in einem Mordfall ermittelt, während in der US-Version Al Pacino diese Rolle übernommen hat.

Eröffnungsfilm „Honey Baby“

Mit dem neuen Film des finnischen Regisseurs Mika Kaurismäki „Honey Baby“ werden die Nordischen Filmtage Lübeck am 4. November 2004 feierlich eröffnet. Mit diesem Eröffnungsfilm hat sich das Festival einen besonderen Leckerbissen an Land gezogen, handelt es sich doch bei Mika Kaurismäki nicht nur um einen bei Cineasten und großem Publikum hoch geschätzten Kultregisseur. Für „Honey Baby“ konnte er außerdem eine bunt gemischte, internationale Starbesetzung verpflichten: Die Hauptrolle spielt der US-Amerikaner Henry Thomas – uns allen bekannt als der kleine Elliot in Steven Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“ von 1982. An seiner Seite agieren unter anderem Irina Björklund, Finnlands Shooting Star auf der Berlinale 2004. Außerdem dabei: Helmut Berger, Visconti-Ikone und internationaler Filmstar aus Deutschland, sowie Kai Wiesinger, der aus renommierten deutschen Kinoproduktionen wie „Nichts als die Wahrheit“ und „Kleine Haie“ bekannt ist. In einer weiteren Nebenrolle ist Bela B. Felsenheimer von der Musikgruppe „Die Ärzte“ zu sehen. „Eine Magical Mystery Tour von Deutschland nach Murmansk – angelehnt an den griechischen Mythos von Orpheus und Eurydike“: So nennt Regisseur Kaurismäki selbst sein neues Road Movie.

Filmforum Schleswig-Holstein

Ausdrucksstarke Dokumentationen prägen in diesem Jahr das Filmforum Schleswig-Holstein insbesondere solche, die sich wie „SuMisos“ mit schwierigen Themen wie Sadomasochismus beschäftigen oder wie in „Jonusas – Himmel und Hölle sind mein“ ein Portrait skurriler Persönlichkeiten und Künstler zeichnen. Auf eine sehr persönliche Weise bringen uns zwei Filme politische Themen nahe: in „Eigentlich sind wir (auch) von hier“ begibt sich die Filmemacherin Margit Eschenbach auf persönliche Spurensuche im ehemaligen Ostpreußen, während Minze Tummescheid in „Jarmak Europa“ mehrere Frauen auf ihrer Suche nach Überlebensmöglichkeiten im neuen Russland begleitet. Gleich mit zwei neuen Spielfilmen vertreten ist diesmal Miguel Alexandre mit „Briefe aus Kaschmir“, einer Liebesgeschichte mit brisantem politischem Hintergrund, und der schwarzen Komödie „Der Mann von nebenan lebt“. Das Filmforum feiert auch die Uraufführung des Spielfilms „Sergeant Pepper“ von Sandra Nettelbeck, einen Familienfilm über die Abenteuer eines kleinen Jungen, der einen Hund bei sich aufnimmt und in eine Erbschaftsintrige gerät.

Neu: Der ComLine-Preis

Zum ersten Mal wird in diesem Jahr auf den Nordischen Filmtagen Lübeck ein Preis für den besten Kurzfilm im Filmforum Schleswig-Holstein verliehen. Der ComLine-Preis geht an einen Film von maximal 15 Minuten Länge. Gestiftet wird er von der Firma ComLine GmbH. Die dreiköpfige Jury vergibt die Schnittsoftware Avid Xpress DV 4.0 im Wert von 800 Euro.

Den Erfolg des vergangenen Jahres bei Publikum wie Fachwelt hoffen die 46. Nordischen Filmtage Lübeck auch 2004 zu wiederholen: Mit 18.500 Zuschauern sowie rund 800 Vertretern aus Presse und Filmbranche wurde 2003 ein neuer Rekord erreicht. Die Pressestimmen im In- und Ausland waren voll des Lobes. So schrieb die Branchenzeitschrift filmecho-filmwoche: „Bei dem deutsch-skandinavischen Branchentreff in Lübeck war wieder alles vom Besten: die Filme, die Gäste, die Stimmung.“ Besonders hervorgehoben wurde sowohl der hohe Publikumszuspruch der Nordischen Filmtage Lübeck als auch die besondere Bedeutung des Festivals als Treffpunkt der Branche. „Volle Kinos, ein überdurchschnittlich gutes und in seiner Vielfalt kaum noch überschaubares Angebot an Filmen – erfolgreicher kann ein Festival beim Publikum kaum sein“, resümierten die Lübecker Nachrichten. Auch das hohe Niveau des Programms und die professionelle Organisation waren Thema in der Fach- und Tagespresse. „Die 45. Nordischen Filmtage Lübeck haben Geschichte gemacht. Kaum je zuvor war die Qualitätsdichte der gezeigten Spielfilme so hoch. So viel Kino-Klasse war selten an der Untertrave“, schrieb die Hamburger Morgenpost. Häufig wurde auf die entscheidende Rolle der Nordischen Filmtage Lübeck als Kulturveranstaltung mit weitreichender Ausstrahlung hingewiesen, die bei der Bewerbung Lübecks zur Kulturhauptstadt Europas zum Tragen komme.

(nach Pressemitteilungen der Nordischen Filmtage Lübeck)

(Tabellarische Programmübersicht zum Download als Word-Datei, 224 kB – weitere aktuelle Programminfos ab Mitte Oktober auf www.filmtage.luebeck.de.)

Cookie Consent mit Real Cookie Banner