5. Flensburger Kurzfilmtage

Rede des Staatssekretärs für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur Dr. Hellmut Körner anlässlich der Eröffnung der 5. Flensburger Kurzfilmtage

In dem Programm-Flyer der Flensburger Kurzfilmtage kommt Lars Büchel, der schleswig-holsteinische Filmemacher, zu Wort. Er sagt: „Ich wünsche mir, dass der Charme, die Frechheit der kurzen Filme wieder mehr in den langen Filmen zu entdecken ist.“ Von diesem Diktum zu Roman Polanski ist nur ein kurzer Weg: „In gewisser Weise ist es schwerer, einen perfekten Kurzfilm zu machen als einen perfekten langen Film. Die kurze Form erfordert eine besondere, auf das Wesentliche reduzierte Konstruktion – kein Platz für leeres Füllwerk.“

Meine Damen und Herren, liebe Filmfreunde und Gäste der Flensburger Kurzfilmtage,

der Kurzfilm ist so alt wie die Bilder, die das Laufen lernten. Und Festivals, die dem kurzen Streifen eine Bühne geben, sind beinahe ebenso alt. Ich erinnere nur an die Oberhausener Kurzfilmtage, das älteste und berühmteste Kurzfilmfestival, das in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feierte.

Dass die Flensburger Kurzfilmtage im 5. Jahr existieren, erfüllt die Macher und Verantwortlichen zu Recht mit Stolz. In diesen Jahren ist das Profil deutlich geschärft worden, der Zuspruch von Publikum und Filmemachern stetig gewachsen. Mit 33 Beiträgen im Wettbewerb um Geld- und Sachpreise findet dieses seine Anerkennung. Ganz besonders gelungen ist die thematische Ausdifferenzierung in den Programmblöcken: „Glück“, „Raum und Zeit“, „Verwirrungen“ und vor allem „Geschichte(n)“. Hier erwarten den Besucher Filme, die etwas über die großen Ereignisse auf dieser Welt vermitteln, Geschichten, die Anlass geben, über Zeit oder über vergangene Tage nachzudenken.

Die Flensburger Kurzfilmtage sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil eines kulturellen Netzwerkes geworden. Über die Jahre hin hat sich eine enge Zusammenarbeit auch mit Partnern außerhalb des Landes, mit der dänischen Videowerkstatt Haderslev, herausgebildet. Ziel ist es, den deutsch-dänischen Kulturaustausch auch außerhalb der Kurzfilmtage auszubauen. Die Region Sønderjyland/Schleswig fördert dieses ehrgeizige Vorhaben mit Mitteln aus dem Interreg-Programm. Dies freut mich, weil es den kulturellen Dialog mit unseren dänischen Nachbarn vertieft. Die Kooperation mit der Videowerkstatt Haderslev ist im Übrigen gut aufgehoben in einer engen Zusammenarbeit, die die Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein seit Jahren mit der Videowerkstatt Haderslev pflegt.

Auch die Vernetzung mit dem Länderschwerpunkt Tschechien des Schleswig-Holstein Musik Festival ist in eindrucksvoller Weise gelungen. Der Länderschwerpunkt steht unter dem Motto „Sehnsucht nach Prag“. Die Kurzfilmtage haben diesen Themenschwerpunkt aufgegriffen und stellen tschechische Filmkunst vor. An erster Stelle ist hier sicherlich die Prager Filmhochschule zu nennen, die Filmschaffende wie Emir Kusturica oder Milos Forman hervorgebracht hat.

Der Kurzfilm ist eine originäre Kunstform und zugleich Experimentierfeld und Bewährungsprobe für den filmischen Nachwuchs. Die Landesregierung Schleswig-Holstein widmet diesem Genre im Rahmen der Förderpolitik der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein besondere Aufmerksamkeit. Herzstück der kulturellen Filmförderung des Landes ist die Projektförderung und die technische Beistellung. Hier sind in den letzten zehn Jahren mehr als 300 Filmprojekte entwickelt und gefördert worden, vornehmlich in der dokumentarischen Form, aber in kaum geringerem Umfang eben auch der Kurzfilm. Dieser bestimmt maßgeblich das Profil der schleswig-holsteinischen Förderpolitik.

Der Kurzfilm wird heute vor allem von jungen Filmschaffenden als Medium genutzt. Mit einer Jahresproduktion von etwa 1.000 Filmen bundesweit ist der Kurzfilm ein wichtiger Bestandteil deutscher Filmkultur. Herausragende Filme erhalten aufgrund ihrer Qualität überdurchschnittlich oft Festival-Einladungen. An dieser Stelle sei der Studenten-Oscar 2003 für den Kurzfilm „Die rote Jacke“ genannt, eine Hamburger Produktion, erwähnt seien aber auch die Prädikate „Wertvoll“ für schleswig-holsteinische Kurzfilme von Lena Jana Krajewski, Michael Zamjatnins oder Gerald Grote.

Mit der Novellierung des Filmförderungsgesetzes durch die Bundesregierung, der auch Schleswig-Holstein im Bundesrat zugestimmt hat, ist die Chance gegeben, mit dem Kurzfilm als eigenständiger künstlerischer Ausdrucksform und einer fundierten Nachwuchsförderung in die Zukunft des deutschen Films zu investieren. Die Filmförderungsnovelle bietet dafür eine effektive und zeitgemäße Nachwuchsförderung. Das neue Gesetz greift das vorhandene Potenzial an Kreativität auf, fördert und entwickelt dieses im Sinne einer nachhaltigen Filmkultur und einer nationalen Filmästhetik.

Die Flensburger Kurzfilmtage sind in diesem Kontext und im Wettbewerb der Festivalstandorte im Lande gut aufgestellt. Die große Zahl von Partnern und Förderern legt davon Zeugnis ab. Dass Flensburg und hier insbesondere das Kino 51 Stufen zu einer Heimat des Kurzfilms in Schleswig-Holstein geworden ist, tut der Stadt gut, wie auch der Filmkultur im Lande überhaupt. So haben die verschiedenen Festivals ihre eigene Besonderheit und Alleinstellung. Neben den Nordischen Filmtagen in Lübeck, dem Filmfest Augenweide in Kiel, dem Archäologie-Film-Festival Cinarchea oder den Husumer Filmtagen, die allesamt im Festivalnetzwerk Schleswig-Holstein zusammengefasst sind, entwickelt sich Flensburg zu einem Mekka der Kurzfilmenthusiasten.

Den Förderern und Unterstützern der Flensburger Kurzfilmtage danke ich, ebenso dem Trägerverein, namentlich Lars Diederichsen und Karsten Wiesel. Ihrem Elan und Engagement ist es zu verdanken, dass wir heute das 5-jährige Jubiläum feiern.

Ich wünsche Ihnen, meine Damen und Herren, unterhaltende Kino-Stunden, heute Abend und in den nächsten Tagen.

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