Dreharbeiten beendet: „Fotogedanken“, ein Kurzfilm von Eike Swoboda und Felix Engel

Für einen Kurzfilm von 18 Minuten Länge ist eine Drehzeit von rund 16 Tagen ungewöhnlich lang. Doch das Kurzfilmprojekt „Fotogedanken“ von Eike Swoboda und Felix Engel erforderte ein Umdenken für alle Beteiligten.

Gedreht auf Super 16 erzählt der Film eine boy-meets-girl-Geschichte rückblickend aus den verschiedenen Perspektiven der beiden Hauptpersonen, die ganz unterschiedliche Temperamente haben. Er: ein lethargischer Nichtstuer, der lieber U-Bahn fährt als mit Menschen zu kommunizieren; sie: ein launisches Energiebündel mit dem Traum, Fotografin zu werden. Sie prallen in ihrer ganzen Gegensätzlichkeit aufeinander, um dann mehr und mehr ihre Seelenverwandtschaft zu erkennen.

Das Spezielle daran: die beiden Hauptdarsteller, Heidi Fischer und Karl-Heinz Hille, sind Menschen mit geistiger Behinderung, die ihr ganz eigenes Tempo und ihren eigenen Rhythmus mitbrachten und auch einforderten. Lange Konzentrationsphasen waren da kaum möglich und ausführliche Umbaupausen oder Stellproben kaum geduldet. Teilweise konnten die Drehtage nur vier Stunden dauern. Mehr als ein Motivwechsel pro Tag war nicht durchzusetzen: eine große Umstellung besonders für den technischen Stab, der eher an straffe Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tage gewöhnt ist.

Karl-Heinz Hille und Hidi Fischer in „Fotogedanken“

Doch trotz aller Spannungen und Reibungen, die das mit sich brachte, war es gerade auch dieses Wechselspiel zwischen Unwägbarkeit und einer besonderen Intensität in der schauspielerischen Performance, die Kamerafrau Bettina Herzner (Jg. 1972, u.a. „Sommerhitze“ von Katja Fredrikson) an diesem Projekt reizte. Auch wenn es ein vorab entwickeltes Konzept für die visuelle Gestaltung gab, musste die Kamera oft improvisieren und sich quasi „dokumentarisch“ den Darstellern anpassen, weil Wiederholungen meist nicht machbar waren.

Für Co-Regisseur und Co-Autor Eike Swoboda hätte der professionelle Ansatz auch eine Nummer kleiner sein können. Story und Dialoge wurden in einer langen Vorbereitungsphase zusammen mit den Darstellern entwickelt, damit ihnen keine fremde Sprache in den Mund gelegt wird. „Fotogedanken“ ist Eike Swobodas Erstling an der HFBK, nachdem er zuvor einige Musikvideos für die Hamburger Band „Station 17“ realisiert hatte. Bei diesem Kulturprojekt des Hamburger Vereins „Alsterarbeit“ hatte der 1978 geborene Student bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr abgeleistet und so auch Kontakte zu seinen Hauptdarstellern geknüpft. „Fotogedanken“ ist eigentlich ein Testfilm, ein Exzerpt aus einem Langfilmprojekt, mit dem er und sein Co-Autor Felix Engel (Jg. 1981) ausloten wollten, inwieweit ein Fiction-Stoff mit behinderten Darstellern umsetzbar ist.

Die Low-Budget-Produktion, bei der alle Beteiligten ohne Honoar arbeiteten, wurde finanziert vom Verein „Alsterarbeit“, der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und der Hochschule für Bildende Künste. Technischer Support kam unter anderem von der Kulturellen Filmförderung S.-H. Eike Swoboda und Felix Engel arbeiten zur Zeit am Rohschnitt. Die Premiere ist für Dezember geplant. (Lorenz Müller)

„Fotogedanken“, D 2004, Regie und Buch: Eike Swoboda und Felix Engel nach Ideen von Heidi Fischer und Karl-Heinz Hille, Kamera: Bettina Herzner, Darsteller: Heidi Fischer, Karl-Heinz Hille, Denis Oppong, Maik Winter.

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