JazzBaltica 2004: DanceNight mit De-Phazz und Nils Landgren Funk Unit
„Must be fun(k)y“
„Dies ist eine Tanzveranstaltung“, feuert Nils Landgren das Publikum in der Salzauer Konzertscheune an. Das steht so dicht gedrängt, dass trotz aller stampfend-dampfender Rhythmen vom Funkarbeiter im gelben Overall und mit der markenzeichnenden roten Posaune nicht viel mehr als sich Mitwiegen möglich ist.
Landgrens „Funk Unit“, es ist ihr 10jähriges Jubiläum in Salzau, furcht sich durch ABBA-Evergreens, denn Landgrens Landsleute starteten ihre Pop-Karriere vor 30 Jahren beim Grand Prix, noch ein Jubiläum. „Money, Money, Money, must be funky in a rich man’s world“, flötet Landgren den Refrain – und der Versprecher hat Methode. Fun und Funk, das liegt nicht nur lautlich nah beieinander. Aber: „No Risk, no Fun“, das Risiko, dass bei so unbedingtem Fun- und Funk-Faktor der ABBA-Pop geradezu zu Stampfkartoffeln zerkocht wird, geht die Funk Unit ein, namentlich ihr wie ein gelber Flummi über die Bühne kobolzender Posaunenmeister.
Überzeugender gelingt das funkige Crossover der Funk-Rap-Soul-Triphop- und nicht zuletzt Jazz-Crew De-Phazz. Soul-Diva Pat Appleton und der Crooner Karl Frierson leihen dem Mix aus honigschweren Drums, schnarzenden Synthies, düsteren Orgelorgien und dem funktypischen Staccato des Gebläses erdige bis goldene Stimmen. Triphop à la Fugees küsst die leichte Jazz-Muse Appleton im fulminanten „Nightmare“, Friersons exaltiertes Falsett soult herzerweichend in „Time Slips Away“ und überschlägt sich gelegentlich in micky-housige Trance. Die „Voices in Jazz“, Motto der JazzBaltica 2004, verwandeln sich zurück in Instrumente und die Instrumente in Stimmen.
Grenzgänger zwischen den Stilen: De-Phazz (Foto: SHMF)
Das Ohr kommt kaum mit, so schnell wechseln die Stile, ziehen die Versatzstücke aus so ziemlich allem, was vom Jazz befruchtet und geboren wurde, vorbei. Drum’n’Bass, Hiphop-Scratches, Disco, Dancehall und Dancefloor … Ein manisches Hinundher, das mitreißt, weil es eines der wichtigsten Elemente des Jazz nibelungentreu bewahrt – den funky Groove. (jm)