Geschlechterkampf mit Klammereffekt

Stefan Brönnekes Kurzfilm „Fuck Me? Fuck You!“

Der Titel deutet es schon an: Es geht derbe zur Sache in diesem Kurzfilm, auch wenn die gepflegte Erscheinung der Figuren und des Handlungsortes es zunächst nicht vermuten lassen. Eine Frau und ein Mann in der menschenleeren Büroetage einer Marketingfirma. Das Verhältnis zwischen den beiden ist nicht ganz klar, aber wie auch immer es war: es ist vorbei. Er ist der Chef, und sie ist gefeuert. Das nimmt sie ihm krumm. Als ehemalige Mitarbeiterin seines Vertrauens hat sie Zugriff auf seine Konten und benutzt den Computer als Werkzeug ihrer Rache. Erst haut sie per Internet sein Vermögen und dann auch noch die Tastatur auf den Kopf, und zwar auf seinen.

Mit Stahlklammern aus einem Elektro-Tacker hält sie ihn auf Distanz, denn in deutschen Büroschubladen liegen keine Revolver herum. Die Situation eskaliert und plötzlich prügeln sie sich mit allem, was sie in die Hände kriegen, vom Telefonbuch bis zum Stöckelschuh. Die Pointe sei hier nicht verraten, aber am Ende steht doch noch eine „Zigarette danach“, denn eigentlich sind die beiden ganz putzige Typen.

Sascha Schäfke und Natalie O’Hara in „Fuck Me? Fuck You!“

Der 1964 geborene Stefan Brönneke, der seine filmischen Erfahrung unter anderem in Los Angeles erwarb, ist ein Anhänger des klassischen Genrekinos. Das hat er schon bewiesen mit seiner Phillip-Marlowe-Parodie „Die Krönung“ (1999 im Filmforum Schleswig-Holstein der Nordischen Filmtage), die einen Kriminalfall aus der Sicht einer schnüffelnden Bulldogge erzählte. In „Fuck Me? Fuck You?“ gelingt es ihm nun aus mehreren Versatzstücken des Mainstreams einen knackigen Siebenminüter zu backen, dessen eigentlicher Schauwert und offensichtliche Motivation eine sorgfältig choreografierte Schlägerei ist. Dass ausgerechnet ein geschniegeltes Yuppie-Pärchen so völlig aus der Rolle fällt, ist ein geschickter Drehbuch-Trick, um allzu abgeschmackte Klischees zu vermeiden.

Regisseur Stefan Brönneke (l.) und seine Darsteller Sascha Schäfke und Natalie O’Hara bei der „Vor-Vor-Premiere“ im Hamburger Alabama-Kino am 16. Mai 2004

Kamera (André Lex), Ausstattung, Kostüm und schauspielerische Qualität sind aus einem Guss und durchgänig auf hohem Niveau in diesem kleinen Kammerspiel. Der glatte Werbefilm-Look ist gekonnt und dramaturgisch sinnvoll gestaltet. Die teilweise cartoonhafte Soundgestaltung beschwört den komödiantischen Unterton und hat vielleicht auch mit Brönnekes Arbeit als Synchronsprecher und Werbefilmer zu tun. „Fuck Me? Fuck You!“ ist solide gemachte und ironisch gebrochene Kinounterhaltung, die mit Sicherheit ihr Festival- und Kurzfilmpublikum finden wird.

Der Film wurde unterstützt durch die Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein. (Lorenz Müller)

Buch, Regie: Stefan Brönneke; Kamera: André Lex; Darsteller: Natalie O’Hara, Sascha Schäfke; D 2004, 7 Min., Super 16/35mm

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