8. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide

Straße der ungesagten Bilder

Nome Road System (Rainer Komers, D 2004)

„In 26 kurzweiligen Minuten bietet Komers einen Blick auf elementar anmutende Bilder existentieller Lebens- und Arbeitsbedingungen des heutigen Alaska“, urteilte die Augenweide-Jury über den Dokumentarfilm „Nome Road System“ von Rainer Komers (gefördert von der Kulturellen Filmförderung S.-H.) und sprach ihm den Dokumentarfilpreis zu. „Don’t tell it, show it“, fordern Drehbuchschulen, wenn sie den Nachwuchs auf Spur bringen – oder auf die Straße. Rainer Komers erzählt nichts, er zeigt. Und er fährt ab mit der Kamera.

Alaska ist ein Hort der Legenden, von Aussteigern wie von anderen Glückssuchern im Nachfieber des Goldrushs. Ein Land aus Land- und Leidenschaft, die per se beeindrucken, ein Land des Abenteuers, das auch im Rückenschrubben eines Eingeborenen an seiner Liebsten lebt. Entlang der „Nome Road“ ereignen sich die (Film-) Geschichten beiläufig. Ein Clondike-Jünger lächelt, wenn er verspätet findet, was das Gold des Lebens ist oder sein könnte. Grabungsapparate gehen in die Tiefe, um das Gold zu finden, das zwar reich macht, aber nicht unbedingt glücklich.

Komers erzählt von diesem reich Sein ohne die Unbedingtheit des Glücks. Er macht nicht viele Worte, genauer genommen keine, um Geschichten zu erzählen, die hinter den nicht gesagten Worten sind. Das Bild erzählt – vom Wind, der die Windfahnen richtet, von einer Landschaft, die so scheint, wie sie er-scheint.

Die Straße ist dabei der Leit- und rote Faden. Wo sie vorbeiführt, richtet sich die Kamera. Sie beobachtet, sie zeigt und erzählt nicht. Und doch ist da das Erzählen. Die Augenweide-Jury lobte genau dieses Erzählen: das in Bildern, nicht Geschichten. Und so ist dieser Film zwar in manchem ein kleines Drama (wenn die Schlittenhunde nach Futter aber nicht nach Wegen bellen), aber doch ein Kontinuum des sich Ereignenden im Alltag, wo sich nichts Erzählenswertes ereignet.

Langeweile über knapp 30 Minuten? Ja – und Langeweile macht hier die Bilder, weil das Verweilen lange ist. (Gudrun Lübker-Suhre)

Buch, Regie: Rainer Komers, 2004, 26 Min., 35mm

 

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