8. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide
Dokumentiert:
Grußwort des Direktors der Unabhängigen Landesanstalt für Rundfunk und neue Medien (ULR), Gernot Schumann, anlässlich der Eröffnung des 8. Filmfestes Schleswig-Holstein Augenweide
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlichen Dank für die Gelegenheit zu einem Grußwort der ULR.
Ich nehme diese Gelegenheit zunächst zum Anlass, der Kulturellen Filmförderung, namentlich ihrem Vorsitzenden, Adolf Bollmann, und ihrem Geschäftsführer, Bernd-Günther Nahm, zugleich auch für den ULR-Medienrat, ganz offiziell und öffentlich, aber trotzdem sehr herzlich zum 15-jährigen Bestehen zu gratulieren. Als die Kulturelle Filmförderung 1989 ins Leben gerufen wurde, war sie ein Modellprojekt – heute ist sie ein Vorzeigeobjekt. Ohne die Kulturelle Filmförderung, liebevoll als KuFiFö abgekürzt, wäre die gesamte Filmbranche in Schleswig-Holstein nicht das, was sie ist – sehenswert.
Die KuFiFö spielt eine wichtige Rolle, nicht nur beim Film, sondern für die ganze schleswig-holsteinische Medienlandschaft. Dies gilt auch für die Bereiche, die heute schon Marktfähiges produzieren. In diesem Zusammenhang darf ich in Erinnerung rufen, dass jedes Medienprodukt nicht nur Wirtschaftsgut, sondern auch Kulturgut ist. Film- und Fernsehschaffen, aber auch Multimedia, wo die Zukunft liegt, verbinden jeweils wirtschaftliche Leistung mit kultureller, künstlerischer Aktivität. Damit fängt alles an.
Und deshalb ist es wichtig, dass sich die KuFiFö die Förderung des kulturell wertvollen Films auf die Fahne geschrieben hat. Genauso wichtig ist die praktische Unterstützung der Filmemacher mit Rat und Tat vom Treatment über Skript und Dreh bis zum Happyend. Unverzichtbar sind vor allem die Ausbildungsaktivitäten.
Gerade Letzteres macht die KuFiFö zu einem wichtigen Partner der ULR bei der Vermittlung von Medienkompetenz und bei der Ausbildung von Nachwuchskräften für die audiovisuellen Medien. Hier ergänzt die KuFiFö die Aktivitäten des Offenen Kanals der ULR: Wer – meistens als junger Mensch – seine Neigung und Leidenschaft für die audiovisuelle Produktion entdeckt, wendet sich häufig an den Offenen Kanal, macht dort mit und erfährt im Laufe der Zeit eine audiovisuelle Grundausbildung, technisch, aber auch durchaus journalistisch. Wer dabei bleibt und mehr will, kann sich im Offenen Kanal weiter entwickeln und qualifizieren.
Wer noch weiter will, wer begabt und talentiert ist, der ist anschließend bei der KuFiFö gut aufgehoben. Sie bildet fort, hilft bei der weiteren Orientierung und gibt dem Nachwuchs auch darüber hinaus Impulse für die Professionalisierung.
Die Bilanz der KuFiFö kann sich sehen lassen. Dies um so mehr, als sie diese mit stets knappen Kassen hinbekommen hat. Denn während die Branche sonst gern fehlende Kreativität mit reichlich Geld wettmacht, gehört die KuFiFö zu denen, die mit Kreativität kompensieren müssen, was an Geld fehlt. Im Abschlussbericht des Kultusministeriums zur dreijährigen Modellphase heißt es hierzu: „Es ist auf die offensichtliche Bereitschaft der Kulturellen Filmförderung e.V. hinzuweisen, ihre Arbeit für eine gewisse Zeit auch unter der Prämisse knapper finanzieller Mittel fortzuführen.“ Dabei ist es leider bis heute geblieben. Und so wie sich die öffentlichen Kassen derzeit entwickeln, steht zu befürchten, dass sich an dieser Konstanten im Leben der KuFiFö in den nächsten 15 Jahren nichts Wesentliches ändert, obwohl wir es ihr alle gönnen würden.
Gerade im Hinblick auf die knappen Ressourcen werden seit einiger Zeit von der Landesregierung, der von NDR und ULR getragenen Filmförderungsgesellschaft MSH, der ULR und anderen Anstrengungen unternommen, die verschiedenen Akteure im Film- und Multimediabereich des Landes stärker zu vernetzen, um Schleswig-Holstein als Medienstandort weiter zu profilieren. Dazu gehört auch, die wirtschaftliche Filmförderung in Form der MSH mit der kulturellen Filmförderung näher zusammen zu bringen. Davon können beide profitieren
Die ersten Schritte dieser Annäherung sind getan. Da ist der Newsletter „Info-Media aktuell“, der auch über die Landesgrenzen hinaus signalisiert, dass Schleswig-Holstein in Sachen Film und audiovisuelle Medien mehr zu bieten hat, als viele glauben. Da ist ferner der „Filmbrunch zur Berlinale“, der auf Einladung der Ministerpräsidentin, der KuFiFö und der MSH in diesem Jahr zum zweiten Mal stattgefunden hat.
Beide Maßnahmen wären in dieser Form noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen, sind heute aber ein Beleg für ein beginnendes und funktionierendes Miteinander kultureller und wirtschaftlicher Filmförderung. Diese vorsichtige Annäherung gilt es fortzusetzen. Vor allem ist zu überlegen, ob kulturelle und wirtschaftliche Filmförderung nicht noch enger zusammenrücken können, vielleicht sind sogar organisatorische Verbindungen vorstellbar. Und von einem großen gemeinsamen Förderungstopf darf man doch zumindest träumen.
Lassen Sie mich auf den eigentlichen Anlass des heutigen Abends kommen: Die Eröffnung eines Filmfestivals. Cannes war vorgestern, heute ist Kiel. Und gegenüber Cannes bietet Kiel doch wirklich mehr: Wo in Cannes 18 Wettbewerber, darunter nur ein deutscher, um eine goldene Palme streiten, konkurrieren in Kiel 23 Wettbewerbsbeiträge – und zwar vorwiegend deutsche – um zwei Filmpreise. Statt Stars und Sternchen gibt es hier echte cineastische „Augenweiden“. Und anders als in Cannes muss in Kiel niemand im Regen stehen.
Ich wünsche dem 8. Filmfest „Augenweide“ viel Erfolg und ein volles Haus. Um es mit einem Filmtitel des heutigen Abends auszudrücken: Mögen die Veranstalter „Nie solo sein“.