8. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide
8. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide: Preisträger
Am Sonntag, den 16. Mai, ging in der Kieler Pumpe das 8. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide mit Preisverleihung und anschließender Uraufführung (außer Konkurrenz) des 90-minütigen Dokumentarfilms „Zug um Zug“ von Axel Brandt (gefördert von der Kulturellen Filmförderung S.-H.) zu Ende.
In Anwesenheit des Staatsekretärs Dr. Meyer-Hesemann (Kultusministerium S.-H.) und Sponsor Johannes Borm (Comline GmbH, Harrislee) gab die Vorjahressiegerin und Kieler Filmemacherin Antje Hubert als Sprecherin der dreiköpfigen Jury die diesjährigen Sieger (s.u.) bekannt.
Bei der Preisverleihung: (v.l.n.r.) Dr. Bernd Brandes-Druba, Udo Biss, Antje Hubert, Bernd-Günther Nahm, Johannes Born, Staatsekretär Dr. Meyer-Hesemann (Foto: hsch)
Diesem Schlussakt vorausgegangen waren drei Tage mit 29 Filmen, überwiegend aus den Sparten Dokumentarfilm und Kurzfilm. Wie in den vorangehenden Jahren beschränkte sich auch das diesjährige Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide nicht einzig auf Produktionen, die im eigenen Lande hergestellt oder gefördert wurden. So ging der Blick diesmal hinaus auf das One World International Film Festival in Prag, dessen Programmdirektorin Tereza Porybna mit einer Filmauswahl in der Landeshauptstadt zu Gast war. Ebenso im Programm vertreten war auch eine kleine Auswahl internationaler, kurzer Dokumentarfilme aus Finnland, Deutschland und Israel.
Tereza Porybna (One World International Film Festival Prag) und Bernd-Günther Nahm (Kulturelle Filmförderung S.-H.) (Foto: hsch)
Der große Besucherzuspruch und die zahlreich anwesenden Filmschaffenden belegten eindrucksvoll, dass die Veranstalter, das Kommunale Kino in der Pumpe und die Kulturelle Filmförderung S.-H., mit dem 8. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide eine notwendige und bewährte Institution für das Filmschaffen im eigenen Land an der Schnittstelle zwischen Publikum und Produktion pflegen.
Die Jury (Dr. Bernd Brandes-Druba, Vorstandsmitglied des Landeskulturverbands S.-H.; Udo Biss, NDR-Redakteur; Antje Hubert, Filmemacherin und Preisträgerin des 7. Filmfests S.-H. Augenweide 2003) des 8. Filmfests Schleswig-Holstein Augenweide vergab zwei Preise. Hier die Preisträger und die Begründungen der Jury.
Den Dokumentarfilmpreis (Schnittsoftware Avid DV Xpress 4.0, gestiftet von der ComLine GmbH, Harrislee) gewann „Nome Road System“ von Rainer Komers (D 2004, 26 Min., 35mm).
Die Jury urteilte:
„In 26 kurzweiligen Minuten bietet Komers ein Blick auf elementar anmutende Bilder existentieller Lebens- und Arbeitsbedingungen des heutigen Alaska. Die Weite Alaskas wird aufgefangen durch den genauen Blick auf einzelne Szenen und Szenerien. Komers‘ Arbeit ist geprägt vom Vertrauen in seine Bilder und deren Wirkungsweise: die Weite der Naturlandschaft – in der sich viele Filmer verlieren könnten – wird ‚kompensiert‘ durch Beobachtungen, wie die Menschen dort ihr Leben gestalten und meistern können: der weißhäutige, schwergewichtige Nackte, der seiner Inuit-Frau im überdimensionierten Außen-Badetrog robust und doch zugleich zärtlich den Rücken mit einer Abwaschbürste säubert. Das Eindringen der Natur – der Fuchs in der Siedlung. Die Jugendlichen, die ihre Art der Musik vor dem Haus präsentieren (mit externem E-Anschluss!). Die Freude am Badewannen-Rennen mit selbstgebastelten ‚Seifenkisten‘. Das Lächeln des alten Goldwäschers – immer noch dem Clondike auf der Spur. Die tradierten Arbeitsgewohnheiten – jeder Handgriff beim Filetieren der Fische ist stimmig und ’sitzt‘. ‚Alaska ohne Worte‘ – die zurückhaltende, sensible Art des Herangehens beweist, dass Filme wortlos sprechen können (die ‚Macht der Bilder‘). Komers hat sein Ziel erreicht – Alaska wird uns mit seinen Bildern nahe gebracht.“
Den Kurz-/Spielfilmpreis (7 Tage Produktionsbeistellung einer Super 16 Ausrüstung durch die Filmwerkstatt S.-H.) gewann „Er und es“ von Toke Hebbeln (D 2003, 11 Min., Video).
Die Jury urteilte:
„Die Gesichter eines jungen Paares werden von Hebbeln mit einfachsten Mitteln in Szene gesetzt. Das Leben der beiden hat sich durch die Geburt eines Kindes gravierend geändert. Der Film ist in 11 Minuten und in einem einzigen Raum (‚Studioatmosphäre‘) intensiv angelegt. Das Stück berührt nicht nur, sondern ‚geht unter die Haut‘. Der Film arbeitet intensiv mit Ton und Geräuschen. Das Autorennen im TV, das Zünden einer Zigarette. Die Geräusche von Messern in der Schublade – sie steigern die Spannung, die in der beginnenden Auseinandersetzung der beiden um ihr Partnerleben und ihr neu geborenes, schreiendes Kind im Nachbarzimmer ständig intensiviert wird. Hebbeln präsentiert in der Rollenstudie von ‚Er und Es‘ eine Gewalt eskalierende Studie, die in einem menschlichen Grundkonflikt angelegt ist. Der junge Vater kommt mit dem Eintritt des Neugeborenen in die Familie nicht zurecht. Der Zuschauer ist – über das Ende des Filmes hinaus – im Thema. Das Ende ist offen – die Zuschauer bleiben hilflos wie das Paar zurück.“
(nach einer Pressemitteilung der Kulturellen Filmförderung S.-H. e.V.)