goEast – 4. Festival des mittel- und osteuropäischen Films
Zum vierten Mal lädt das Deutsche Filminstitut – DIF zum Festival goEast (21. bis 27. April in Wiesbaden) und damit zum kulturellen Austausch zwischen Ost und West nach Wiesbaden ein. Mit dem bewährten Konzept, neben aktuellen Produktionen auch historische Filme, ein wissenschaftliches Symposium und Begleitveranstaltungen zu präsentieren, möchte goEast erneut die reiche Filmkultur in diesen Ländern sinnlich erfahrbar machen und die sich verändernde kulturelle, politische und soziale Situation reflektieren. Auch in diesem Jahr ist goEast wieder ein Treffpunkt für alle, die neugierig auf das etwas andere Kino sind. Ein vielseitiges und spannendes Programm erlaubt es, in die Geschichten und Bilder Mittel- und Osteuropas einzutauchen. goEast erfreut sich jährlich eines wachsenden Publikums, so haben im vergangenen Jahr fast 6.000 nationale und internationale Filminteressierte das Festival besucht.
Wettbewerb
Im Wettbewerb sind bei goEast 15 Spiel- und Dokumentarfilme der vergangenen zwei Produktionsjahre zu sehen: rein ost- und mitteleuropäische Produktionen oder Koproduktionen mit maßgeblicher Beteiligung aus diesen Ländern. Die Filme kommen dieses Jahr aus folgenden Ländern: Armenien, Bulgarien, Estland, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Ungarn und Usbekistan. Sie konkurrieren um den Hauptpreis, die „Goldene Lilie“ (10.000 Euro) für den Besten Film, den Preis der Stadt Wiesbaden (7.500 Euro) für die Beste Regie und den Dokumentarfilmpreis der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung (10.000 Euro). Eine internationale Jury unter dem Vorsitz der ungarischen Regisseurin Ibolya Fekete entscheidet über die Gewinner. Eine Jury der FIPRESCI vergibt außerdem zum zweiten Mal den Preis der Internationalen Filmkritik.
Hochschulwettbewerb
Einen eigenen Hochschulwettbewerb tragen Studierende aus Sofia, Zagreb, Weimar, Hamburg, Kassel, Offenbach, Mainz und Wiesbaden aus. Sie stellen 39 Arbeiten der Kritik der Zuschauer. Das Publikum vergibt drei von der HypoVereinsbank gestiftete und mit je 750 Euro dotierte Preise in den Kategorien Animationsfilm, Kurzspielfilm sowie Dokumentar- und Experimentalfilm. Erstmals bietet goEast die Möglichkeit, die eingeladenen Akademien und Hochschulen nicht nur durch ihre Wettbewerbsbeiträge kennen zu lernen. In einem Forum „Meet the Filmschools“ stellen sich die einzelnen Schulen vor, in einem Podiumsgespräch wird anschließend über europäische Standards in der Ausbildung, Kooperationen unter europäischen Hochschulen sowie über die Öffnung der Lehre für die Neuen Medien diskutiert. Die Export-Union des Deutschen Films zeigt mit der Next-Generation-Rolle einen repräsentativen Querschnitt von Arbeiten, die an deutschen Filmschulen entstanden sind.
Symposium
Wenige Tage vor der EU-Erweiterung werden beim Symposium (25. bis 27. April 2004) Wissenschaftler und Filmschaffende aus Ost und West zusammenkommen, um über „Identitäten in Nachwendezeiten“ am Beispiel der aktuellen Kinematografien aus Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Slowenien zu diskutieren. Wie definieren Regisseure in Zeiten des politischen Wandels und der Transformation „Identität“ und wie setzen sie das Thema ästhetisch um? Der Leiter des Symposiums, Hans-Joachim Schlegel (Berlin), Filmhistoriker und Publizist, wird sich einführend mit diesen Fragen beschäftigen. Isabelle de Keghel von der Forschungsstelle Osteuropa (Bremen) spricht über „Identitätskonstruktionen in der postkommunistischen visuellen Kultur“. Iva Emeri, Redakteurin für Dokumentarfilm (Ljubljana) behandelt „Identitätsprobleme im Spiegel des slowenischen Fernsehens“. Der Regisseur Elimir Ilnik (Novi Sad) hält das Co-Referat. Jan Gogola ist Regisseur, Redakteur und Publizist und lebt in Prag. Sein Vortrag hat den Titel „Die Suche nach dem eigenen Platz. Möglichkeiten und Probleme soziokultureller Identität im tschechischen Film“. Zuzana Gindl-Tatárová aus Bratislava, Drehbuchautorin und Prodekanin der Filmhochschule VMU, referiert über „Slowakische Filme zwischen gestern und morgen“. András Bálint Kovács, Professor am Institute of Art & Communication, Budapest, und der berühmte ungarische Regisseur Béla Tarr (als Co-Referent) sprechen über „Identitätsprobleme der inneren Wirklichkeit“. Die begleitende Filmreihe umfasst 12 Filme aus Tschechien, Slowenien, Ungarn und der Slowakei.
Specials
Auch in diesem Jahr hat goEast eine ganze Reihe von Specials im Programm. So präsentiert das Festival in seiner traditionellen Sonntags-Matinee eine Lesung mit Marina Tarkowskaja, der Schwester des weltberühmten russischen Regisseurs Andrej Tarkovskij. Seine beiden Filme „Der Spiegel“ (UDSSR 1973/74) und „Nostalghia“ (Italien/UDSSR 1982/83) werden während des Festivals zu sehen sein. Im Museum Wiesbaden zeigt goEast vom 25. April bis 30. Mai 2004 die Ausstellung „Andrej Tarkovskij – Lichtbilder“. Tarkovskij (1932-1986) benutzte die Polaroidkamera, um seine häusliche Umgebung, Stimmungen und Situationen festzuhalten. Ein Teil der Fotos entstand in Russland, der andere Teil im italienischen Exil. Giovanni Chiaramonte und Andrej A. Tarkovskij haben die Ausstellung kuratiert. Die sechzig Polaroids sind zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.
Dem Andenken an den im letzten Herbst verstorbenen großen russischen Regisseur Elem Klimov widmet goEast „Abschied von Matorja“ (UdSSR 1979/1982/3).
Unter dem Titel „Blick nach Osten“ präsentiert goEast in Zusammenarbeit mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel fünf deutsche Filme. Hans-Christian Schmid, Henner Winckler und andere junge deutsche Regisseure interessieren sich in den letzten Jahren verstärkt für Länder wie Polen und Tschechien, ihre Filme spielen nicht nur in und handeln von Mittel- und Osteuropa, sie arbeiten auch vor Ort, mit gemischten Teams. Diese Erfahrungen sollen in einer Begleitveranstaltung thematisiert werden, in einem Panel mit dem Titel „Die EU-Osterweiterung und die Potentiale der Filmkoproduktion“. Die Moderation übernimmt Georgia Tornow, Generalsekretärin von film20.
Bereits zum zweiten Mal wird es mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung während des Festivals Schulfilmtage geben. Dabei werden Schülerinnen und Schüler an wichtige Werke der Filmgeschichte herangeführt. In die Filme wird ausführlich eingeführt, im Anschluss besteht Gelegenheit zur Diskussion.
Highlights
Eine spezielle Reihe für Neugierige und Entdecker: goEast zeigt in dieser Sektion herausragende Filme, die bereits mit großem Erfolg in ihren Ursprungsländern oder bei internationalen Festivals liefen. Glanzlichter des mittel- und osteuropäischen Films, die allesamt das Prädikat „besonders sehenswert“ verdienen.
Party
Am Freitag, dem 23. April findet ab 23 Uhr im Schlachthof Wiesbaden die goEast-Party statt – eine Bucovina-DJ-Session mit dem renommierten Frankfurter DJ und Produzenten shantel. Mit Originalen im traditionellen Stil der Balkan-Musik, Remixes und eigenen Stücken wird er ein gemischtes ost-westliches Publikum zum Tanzen bringen.
(nach einer Pressemitteilung des Festivals)