54. Internationale Filmfestspiele Berlin
Woody Harrelson in grüner Mission
Go further (Ron Mann, Can 2003)
Aus einem früheren Leben kennt man den Schauspieler Woody Harrelson z.B. als Demi Moore von Robert Redford zurück erobernder Ehemann („Indecent Proposal – Ein unmoralisches Angebot“, 1993) oder als vor Gericht stehenden Porno-Magnaten Larry Flint („The People versus Larry Flint – Larry Flint – Die nackte Wahrheit“; Oscar-Nominierung 1996). Jetzt ist Harrelson auch Hauptdarsteller von Ron Manns Dokumentarfilm „Go further“ zu sehen, und das aus Überzeugung: Er hat sich dem an der Natur orientierten Leben zugewandt, praktiziert gesunde Ernährung und Yoga und möchte die Menschheit an seinem Sinneswandel teilhaben lassen.
Man nehme Woody, sein Filmteam inclusive Yoga-Trainerin und einen bunt bemalten, hanfölbetriebenen Bus und fahre in Seattle an der Nordwestküste der USA ab mit Ziel Südkalifornien. Nein, mehr noch, Woody und einige seiner Kumpels haben ihre Fahrräder eingepackt und wollen die 2.500 km per Rad machen. Das beeindruckt die Anwohner der Strecke und lohnt, verfilmt zu werden. Die Radelnden lohnt’s auch – schließlich sind die Pazifik-Ausblicke der Strecke (Highway One!) nicht zu verachten. Auch die Zusammentreffen und Gespräche mit anderen Menschen während der Reise landen auf dem Film. Dabei ist es trotzdem etwas zuviel des Guten, wenn Woodys jüngstens zur gesunden Ernährung bekehrter Producer Steve dem Filmpublikum und der Menschheit erläutert, Milch enthalte Blut und Eiter und sei deshalb als Getränk nicht zu empfehlen. Gnadenlos hält die Kamera aber auch Steves Momente der Schwäche fest, als er doch mal einen Schokoriegel futtert. Dabei war der selbstgemachte Avocado-Schokoladenkuchen der Teamkollegin doch auch nicht zu verachten. Er mache wenigstens nicht so süchtig wie Schokolade, behauptet sie.
Zwischendurch gibt es noch die Szenen, in denen Woody vor prall gefüllten Sälen die frohe Botschaft ökologischen Lebens und Denkens verkündet. Entfernte Ähnlichkeiten mit Billy Graham und Michael Moore mögen vorhanden sein … so mögen die US-Amerikaner es eben, scheint’s.
Regisseur und Produzent verleihen bei der Berliner Erstaufführung ihrem Zweifel Ausdruck, dass der Film in den USA einen Verleih findet, und das, obwohl er mit so viel groovy Musik abgemischt ist. Auf jeden Fall ist „Go further“ eines: ganz schön abgefahren! (gls)