Highlights im Kieler KoKi im März

Film des Monats: Broken Wings

Nir Berman. Israel 2002. 87 Min. OmU. Mit Orli Zilbershats-Banai, Maya Maron

Der Tod des Vaters trifft die israelische Familie Ulman völlig unvorbereitet. Das alltägliche Leben erstarrt in Trauer und Sprachlosigkeit. In den hilflosen Versuchen, mit der finanziellen und emotionalen Misere zurechtzukommen, entfremden sich die Mutter und ihre vier Kinder zunehmend. Im Zentrum dieser zerbrechenden Familie ringt die 17-jährige Maya mit ihren Nöten und ihrer Trauer: Während die Mutter verzweifelt Überstunden schiebt, um ausreichend Geld zu verdienen, muss Maya ihre jüngeren Geschwister versorgen – eine Konstellation, in der sich alle bald überfordert und vernachlässigt fühlen. So sucht jeder seinen eigenen Weg zu einem individuellen Glück. Erst als ihnen die Erkenntnis dämmert, in der Trauerarbeit aufeinander angewiesen zu sein, wachsen neue Hoffnung und Lebensmut. In seinem Spielfilmdebut erzählt Nir Bergman mit äußerster Sensibilität von der tiefen Trauer, versteht es aber gleichzeitig, manche Momente in unerwartete Situationskomik umbrechen zu lassen. Dabei helfen ihm besonders die Schauspieler, die die komplexen Figurenbeziehungen in ihrer ganzen zerbrechlichen Vielschichtigkeit ausleuchten und dem Familienporträt letztlich einen optimistischen Grundton verleihen.

4., 6. und 9.3., 20.30; 5.3., 18.30

Premiere – mit der Kulturellen Filmförderung: Jonusas – Himmel und Hölle sind mein

Helmut Schulzeck. D 2004. 65 Min.

Eduardas Jonusas, ein Maler, Bildhauer, Künstler-Philosoph und Poet auf der Kurischen Nehrung. 1943 verschlägt es den 11-Jährigen mit seiner Familie aus Litauen nach Deutschland, nach Kriegsende irrt er allein durch Pommern, Polen und Ostpreußen nach Litauen zurück. 1947 sieht er zum ersten Mal die Kurische Nehrung, seine Liebe zu dieser Landschaft ist geboren. In den 50er-Jahren wird er in die Rote Armee eingezogen und bald danach wegen „antisowjetischer Agitation“ in ein sibirisches Lager geschickt. Nach fünf Jahren Haft wird er unter strengen Auflagen begnadigt, zu Beginn der 70er-Jahre gelingt es ihm nach zähen Bemühungen endlich, nach Nida auf die Kurische Nehrung überzusiedeln. Der Film taucht zusammen mit Jonusas in seine Vergangenheit ein. Kindheit in ländlicher Idylle, sowjetische Invasion, Folter in den Kellern des KGB sind einige der Stationen. Ob aber in schlitzohrigem Widerstand gegen die Schikanen des KGB auf der Kurischen Nehrung oder im Freiheitskampf gegen die russischen Panzer 1991 in Vilnius: Immer wieder weiß sich Jonusas zu wehren. Ein ungewöhnliches, aber zeittypisches Schicksal: ein Mensch zwischen Alptraum und Kunst. Kunst, die sich auch in apokalyptischen Weltdeutungen Raum schafft und es dem Künstler ermöglicht, seine Traumata zu bewältigen und zu überleben.

5.3., 20.30; 9. und 10.3., 19.00

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