Dr.-Hans-Hoch-Film- und Medienpreise 2004
Filmpreis
1. Preis: Toke Hebbeln, „Der ewige Tag“
Kurzspielfilm, 9:16 min.
Der alte Mann und die verfallene Fabrik, die alltägliche Arbeit – ein immergleicher ewiger Tag. Ein düsterer Schwarz-Weiß-Film um Hoffnung und Vergänglichkeit.
Alter Mann: Willy Koch, Bildgestaltung: Marian Engel, Kameraassistenz: Jonny Löscher, Bühne: Nils Dettmann, Licht: Michael Schmidt, Christian Callsen, Ton & Sounddesign: Dennis Preiß, Tonassistent: Anne Radtke, Schnitt: Oliver Stammel, Szenenbild: Anja Schumann, Musik: Ivan Sergjew, Script & Continuity: Helmut Schnock, Regieassistenz: Michael Großmann, Buch & Regie: Toke Constantin Hebbeln.
„Der ewige Tag“
Jurybegründung: In „Der ewige Tag“ erzählt Toke Hebbeln mit klaren, einfachen Mitteln die traurige Geschichte eines alten Arbeiters, der ganz in seiner Vergangenheit lebt. Konsequent setzen Regie und Kamera dabei auf die Konzentration und Reduktion der Stilmittel. Dementsprechend funktioniert der Film ohne Farbe und nahezu ohne Dialog und führt die Zuschauer durch einen zeitlosen Lebensraum des Protagonisten. Die sehr gelungene Filmmusik untermalt gekonnt die Atmosphäre und beeindruckt durch raffinierte Doppelinterpretationen indem sie Töne und Geräusche aufnimmt und verfremdet, so dass sie bald musikalischen Rhythmus, bald Maschine oder Mensch darstellen.
Toke Constantin Hebbeln (geboren am 10.8.1978 in Itzehoe) studiert seit 2002 an der Filmakademie Baden- Württemberg im Fach Regie. Abitur in Itzehoe, 15-monatiger Ersatzdienst in Cornwall / England. Anschließend: Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Freiburg und Berlin. Sein Film „Er und Es“ wurde zuletzt mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle Wiesbaden ausgezeichnet. Der Film „Camping“ wird in der Reihe „Der andere Blick“ auf 3SAT ausgestrahlt. Momentan Dreharbeiten für den Kurzfilm „täter“.
Toke Constantin Hebbeln
2. Preis: Till Franzen, „Die große Operation“
Kurzspielfilm, 26 min.
Der Gangster Boston Oslo hat die städtische Bank ausgeraubt. Bankdirektor Bahnsen schaltet verzweifelt Hauptkommissar Bolle ein. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche und finden statt der Beute etwas ganz anderes: Freundschaft.
Regie: Till Franzen, Buch: Ingo Haeb, Till Franzen, Kamera: Michael Tötter, Schnitt: Rita Schwarze, Till Franzen, Ton: Martin P. Jensen, Musik: Diverse Interpreten, Darsteller/innen: Jens Münchow, Klaus Herm, Hans Teuscher, Produzent: Kunsthochschule für Medien Köln (KHM).
Jurybegründung: Krimi, Komödie, Märchen, Liebesgeschichte? „Die große Operation“ bedient und bricht zugleich die Genres und ist somit Film in seiner reinsten, sich selbst genügenden Form. Zwei überragende Hauptdarsteller in der subtil-feinfühligen Regie von Till Franzen nehmen uns mit auf ihre freundschaftliche Reise und führen uns durch Alltägliches und Skurriles gleichermaßen. In diesen Momenten schlägt das Herz dieses phantasievollen Kurzfilms in seinem ganz eigenen Takt; seltene Zeit für lange Augenblicke. „Die große Operation“ ist liebevoll ausgestattet und unterstützt damit die starke Bilderzählung, die ihre Qualität über die vordergründigen Handlungen hinaus entwickelt und sich in den heiter-hintergründigen Dialogen wiederfindet.
Till Franzen: Geboren 1973 an der dänischen Grenze. 1993 Studium am European Film College in Dänemark. Von 1995 bis 2000 Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln. Till Franzen lebt und arbeitet am Meer, in Berlin, Köln und Paris als Schauspieler, Autor, Werbefilmer und Musikclipregisseur. Zur Zeit bereitet er seinen ersten Spielfilm vor.
Till Franzen
3. Preis: Christian Theede, „Der Zufall und das Ende“
Kurzspielfilm, 7 min.
Was passiert, wenn ein Jogger krampfhaft versucht dem Zufall zu entgehen, ein Hase und eine Möhre diesen Zufall verursachen, aber eigentlich alles nur ein dramaturgischer Kniff eines Drehbuchautoren und dessen Produzenten ist? Das Ende wird es zeigen.
Regie: Christian Theede, Kamera: Patrick Waldmann, Musik: Wolf Kerschek, Darsteller/innen: Gert Burkard, Jens Münchow, Andreas Kunze, Christoph Wackernagel, Andre Meyer, Katharina Wackernagel, Produzent: Patrick Waldmann, Produktion: pattfilm und Robin-Hood-Film in Koproduktion mit Fachhochschule Dortmund, Filmakademie Ludwigsburg
„Der Zufall und das Ende“
Jurybegründung: Das Ende ist der Anfang und umgekehrt und der Zufall ist unberechenbar oder nicht? „Der Zufall und das Ende“ von Christian Theede spielt auf unterhaltsame Weise mit den Unberechenbarkeiten im Leben seiner Hauptfiguren und trägt dies auch hinein in Dramaturgie, Wirkung und Struktur seines Kurzfilms. So liegen in der vermeintlichen Verständlichkeit, dem Wechselspiel von Tiefsinn und Banalität, die erheiternd-nachdenklichen Momente dieses Kurzfilms. Christian Theede gelingt damit eine überzeugende Arbeit von erfrischender Leichtigkeit.
Regisseur Christian Theede wurde 1972 in Flensburg geboren und studierte 1994 bis 2000 Film und Fernsehen an der Fachhochschule Dortmund und der Kunsthochschule für Medien Köln. Lebt als freier Autor und Regisseur in Hamburg.
Christian Theede
Medienpreis 2004
1. Preis: Dörte Lange , „Erdbeerbriefe“
Teilanimierter Kurzfilm, 2:13 min.
Erdbeeren sind rot. Ein Pärchen in räumlicher Distanz. Jung und verliebt. Erdbeeren in Briefumschlägen fliegen mit der Post. Rot wie die Liebe.
„Erdbeerbriefe“
Jurybegründung: Zwei Menschen, höchst unterschiedlich, lieben sich – Erdbeeren und Herzen fliegen durch die Luft. Dörte Lange ist es treffsicher gelungen, jenseits von Kitsch und Süßlichkeit reale Menschen und digitale Erdbeeren und Herzen zu einem Gesamtwerk zu vereinen, das unmittelbar zum Strahlen anregt, glücklich macht und einfach nur Freude verbreitet. Dörte Lange hat es auf technisch und gestalterisch hohem Niveau geschafft, zwei Medien, zwei Menschen, Erdbeeren und Herzen, Digitales und Analoges zu verschmelzen.
Dörte Lange, Neumünster, Jahrgang 1978, studiert visuelle Kommunikation in Potsdam
Dörte Lange
2. Preis: Simon Phillip und Thomas Böckmann, „Fahrschule Todzi“
Website
Internetauftritt für eine Fahrschule, realisiert in Flash.
„Fahrschule Todzi“ (Screenshot)
Jurybegründung: Der Internet-Auftritt einer Fahrschule wurde im vorliegenden Werk einprägsam, informativ und ästhetisch anspruchsvoll gestaltet. Praktisches – eine klare Navigation, Spannendes – ein Tacho als Navigationsleiste und Spielerisches – ein Plattenspieler zum An- und Abstellen von Musik, wurden zu einer gleichermaßen verständlichen und intuitiv zu bedienenden Internetseite gefügt. Das Verdienst von Phillip und Böckmann ist dabei, dass die Leichtigkeit der Darstellung ästhetisch vorzüglich ist und zum Spielen mit den Inhalten nötigt.
Simon Philipp, Jahrgang 1981 und Thomas Böckmann aus Kiel betreiben die keyfish-Agentur.
Simon Philipp und Thomas Böckmann
3. Preis: MuAG der Ernestinenschule Lübeck, „2137 – My Futureworld“
Interaktive Animation, 5:55 min.
Multimediashow im Comicstil über das Leben eines Schülers und eines Arbeiters in der Zukunft.
„2137 – My Futureworld“
Jurybegründung: In der vorliegenden interaktiven Multimediashow gehen Jimmy und Stanley, ein Schüler und ein Arbeiter, zu ihren jeweiligen Wirkungsstätten. Sie veranschaulichen dabei, wie das Leben im Jahre 2137 aussehen könnte. Die Schülerinnen und Schüler der Ernestinenschule Lübeck haben zusammengebracht, was nach ihrer Meinung zusammengehört: Lineare Erzählstränge und Parellelmontage, Bleistiftzeichnung und Digitalisierung, Einzelbilder und Animationen. In der Futureworld lässt es sich leben – aber ein kleiner Schauer läuft einem auch unvermeidbar über den Rücken.