Schön stur: Kommissar Borowski – Kieler Tatort in der ARD
Endlich wieder ein Tatort aus Kiel! Seit Klaus Schwarzkopf als Kommissar Finke in den 70er Jahren in Schleswig-Holstein ermittelte, war es still geworden in Sachen TV-Kriminalität hier droben zwischen den Meeren, nur Kommissar Stöver (alias Manfred Krug) verirrte sich bisweilen unverhofft kurz an den Ostseestrand. Der in Kiel geborene und aufgewachsene Axel Milberg als Kommissar Klaus Borowski scheint genauso ein Dickkopf zu sein wie viele seine Fernsehkollegen. Eher wortkarg, stur, nicht immer gerade sensibel, aber auch zielstrebig, kühl überlegend und humorvoll zeigt er schon in der ersten Folge Ecken und Kanten. Er setzt somit das nötige Gegengewicht zur Handlung, die sonst womöglich ins Gutmenschenlde abgerutscht wäre.
„Für Kriminalkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) ist es kein guter Tag: Der Zeuge Werner Scharndorf (Douglas Welbat), eine angesehene Kieler Lokalgröße, weigert sich in einem Mordfall auszusagen, um seinen guten Ruf nicht zu gefährden. Borowski kettet ihn kurzerhand nackt auf dem Dach eines Bordells an, was ihm fast eine Suspendierung, zumindest aber einige Stunden bei der Betriebspsychologin Frieda Jung (Maren Eggert) einbringt. Anschließend wird Borowski zu einem Verkehrsunfall mit Todesfolge gerufen. Der Polizist Wolfgang Ebert (Tim Wilde) wurde bei einer Verfolgung überfahren. Hinter wem war Ebert her? Die Ermittlungen führen Borowski und seinen Assistenten Alim Zainalow (Mehid Moinzadeh) in das Umfeld eines Schiffsausstatters. Schnell scheint der Fahrer Lars Betz als Täter ermittelt zu sein. Nur: Borowski glaubt nicht an dessen Geständnis. Als er weiter ermittelt, erntet er den Frust und den Ärger der Kollegen. Warum meint er, der Polizistenmörder sei unschuldig?“ (aus der NDR-website: www.ndr.de/tv/tatort/drehstart_vaeter.html)
Die Kriminalgeschichte in der ersten Folge ist verhältnismäßig „klein gehalten“. Man wollte genügend Raum für die Einführung der Charaktere haben, wie Doris Heinze, Leiterin der Abteilung Film und Theater beim NDR, nach der Pressevorführung in Kiel erläuterte.
Kiel ist ganz nett, wenn manchmal auch ein wenig ansichtskartenhaft in Szene gesetzt worden. Klar, dass die Förde oft den Hintergrund abgibt, sei es, wenn man aus den Fenstern des Kommissariats blickt oder wenn Borowski seine Tochter bei einem alten Bekannten am Falkensteiner Strand abliefert. Selbstironisch: der Puff in seiner unmittelbaren Nähe zum Landesfunkhaus der NDR wird gleich zu Beginn in Szene gesetzt. Schön nüchtern auch die Präsentation einer anderen lochartigen Kieler Location: die Dauerbaustelle des Hauptbahnhofes.
Kommissar Borowski lässt nach diesem vielversprechenden Anfang noch viel erhoffen. Die zweite Folge ist vor wenigen Tagen in Kiel abgedreht worden.
„Tatort: Väter“ wurde gefördert mit Mitteln der MSH und hergestellt von der Nordlicht Film Media Kompakt GmbH im Auftrag des NDR. Der Tatort wird ausgestrahlt am Sonntag, dem 30.11., um 20.15 Uhr im Ersten Programm der ARD.
(Helmut Schulzeck)