Bilder in Bewegung
Interdisziplinäre Wochen an der Muthesius-Hochschule: Ausstellung „Sport + Kunst“ im Sportforum der Kieler CAU
Für Bewegung braucht man keinen Sportplatz, für den Bocksprung kann auch der Parkpoller, für den Hürdenlauf der Fahrradständer dienen. Mit Stickern, auf denen Sportlerlogos die jeweilige Bewegung andeuten, trägt „DENK:SPORT“ die „Gedanken an Sport in die Stadt“. „Bewegung beginnt im Kopf, Sport muss man denken“, sagt Linda Richard, Kommunikationsdesign-Studentin an der Muthesius-Hochschule und zusammen mit Karolin Schmidt, Marietta Mandt-Merck und Lorenz Dietrich Autorin dieser augenzwinkernden Arbeit für die Ausstellung „Sport + Kunst“, mit der die Interdisziplinären Wochen Kunst im Sportforum der CAU präsentieren.
Die Praxis der Muthesius-Studierenden plädiert für die sinnliche Lust an der Bewegung – der Bilder wie der Körper. Die Klanginstallation „basic instincts“ von Antje Böhmert und Patrick Gaden lässt in den Umkleidekabinen Frösche quaken, „Balzgeräusche“, die „den Lockstoff Sex im Sport“ ironisch erlauschen. Ebenso sinnlich direkt die Kampagne „bewegen()erleben“, die nicht nur mit der Doppelklammer im Titel einen Freiraum für ganz natürliche Bewegungslüste öffnet. Caroline Stamprech, Ann-Sophie Doderer und Jana Moira Strothmann haben Geländerrutscher und Kantsteinhüpfer bewegungsunscharf aufs Plakat gebannt. Auch hier die Aufforderung: Bewege dich, wo und wie du willst!
In der Ambivalenz des virtuellen Geistes und der Live-Performance Körper klettern Simone Bräutigam, Johanna Conrad und Sarah Imm mit der Multimedia-Installation „Kletter deine Träume!“. Den Free-Climber verfolgt eine Kamera, die Bilder aus dem Computer steuert, die via Beamer auf die Kletterwand projiziert werden. Der Sportler kraxelt durch Mondlandschaften oder rieselnde Tetris-Steine. Das dazu gehörige Balance-Spiel „Climbi.nation“ kopiert dies aus der Senkrechten in die Ebene des Brettspiels.
Bewegung als Herausforderung für das Weiterdenken erdachten auch die Industriedesigner. Prothesen entwickeln sie zu Fitnessmaschinen und zu „Erweiterungen“ menschlicher Bewegungsräume, die über den Ersatz fehlender Gliedmaßen hinaus völlig neue Bewegungsmöglichkeiten bieten.
Dazwischen architektonische Entwürfe für sportliche Erlebnislandschaften der Zukunft und fotografische Reflexe auf Turnstätten von heute, in deren gespenstischer Leere die Bewegung als Ruhe widerhallt – oder als philosophischer „BewegGrund“ (Christiane Dunkel-Koberg). Verkörperte Gedanken sind eben immer in Bewegung, in der Kunst wie im Sport. (jm)
Bis 16. Mai, täglich 17 bis 20.30 Uhr, im Sportforum der CAU Kiel (Olshausenstr. 74).