Nicht nur Filme, auch Kinos fördern!

Kino-Preise könnten die Filmkultur auf Seiten der Abspieler stärken – Ein Plädoyer für die Förderung von Programmkinos.

Anfang der 90er Jahre wurde für gewerbliche Kinos von der Kultusministerin des Landes der „Schleswig-Holsteinische Kinopreis“ ins Leben gerufen. Ziel war es, diejenigen Filmtheater, die nicht nur Kommerz auf ihre Fahnen schreiben, zu unterstützen. Kinos sollte ein Anreiz gegeben werden, kulturell wertvolle Filme und Minderheitenthemen ins Programm zu nehmen. Die Kinos schaffen eine Vielfalt, der Kinopreis schafft einen Ausgleich für geschäftliche Mindereinnahmen, die durch das Abspiel „kleinerer Filme“ in der Regel entstehen.

Für die Jahre 1990 bis 1992 und 1994 bis 1996 hat man den Kinopreis als Wettbewerb ausgeschrieben. Sechs mal 10.000 DM wurden vergeben. Differenziert wurde nach Ortsgröße: Drei Preise gingen in Kinos in Städten über 50.000 Einwohner, drei weitere Preise in kleine Orte. Eine unabhängige Jury (u.a. Christoph Munk von den Kieler Nachrichten und Erika Gregor vom Forum der Berlinale) befanden über die Preiswürdigkeit. Die finanziellen Mittel (60.000 DM Preisgelder plus 10.000 DM zur Ausrichtung der feierlichen Verleihung in wechselnden Orten) wurden von dem TV-Sender PRO 7 gesponsort, dem damals nachgesagt wurde, auf diese Weise ein freundliches Klima für Frequenzen und Lizenzen schaffen zu wollen. Als dieses Interesse wegfiel, hat das Kultusministerium versäumt, mit eigenen Mitteln eine Kontinuität für den Kinopreis herzustellen.

Seitdem ist es um die Kinolandschaft nicht gut bestellt. Ein Bewusstsein für eine Kinokultur im Land fehlt, von Kooperationen, Vernetzungen und Strukturen ganz zu schweigen. Im Rahmen der Kulturellen Filmförderung werden Mittel bereit gestellt für Drehbuchentwicklung und Produktionsförderung, die Kinos als soziale und kulturelle Orte werden jedoch nicht berücksichtigt. Warum entfällt die Förderung von Abspielstätten?

Die meisten Bundesländer haben eine Kinoförderung in ihrem Haushalt vorgesehen, motiviert aus kulturellen Erwägungen, aber auch um den wirtschaftlichen Standort und die Infrastruktur zu stärken. In Bayern und Nordrhein-Westfalen werden alljährlich enorm hohe Beträge nur für die Kinoförderung bereitgestellt. Im letzten Jahr ist es mit Hilfe des Filmtheaterverbandes AG Kino sogar gelungen, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine gemeinsame Kinoförderung auf die Beine zu stellen (mit Geldern der Mitteldeutschen Medienförderung und eines Produzentenverbandes).

Die Finanzierung der Kinoprogrammpreise wird in der Regel durch Gelder des Landes (Kultur- und Wirtschaftsministerien) und eines Fernsehsenders ermöglicht, wobei diese Art der Förderung als besonders effizient gilt, da man bereits mit relativ geringen Beträgen große Wirkung erzielen kann. Für die Kinos ist es nicht nur eine handfeste materielle Unterstützung, sondern auch eine ideelle Anerkennung, die nicht zu unterschätzen ist.

Kleine, alternative Kinos haben eine Bedeutung, ein Stammpublikum und ein ganz eigenes Selbstwertgefühl. Zugleich fühlen sie sich im Filmgeschäft marginalisiert und haben besondere finanzielle Schwierigkeiten, die sich aus der Berücksichtigung „kleiner Filme“ und besonderer Außenseiter-Produktionen ergeben, zu denen auch schleswig-holsteinische Nachwuchs- und Dokumentar-Arbeiten zählen.

Wünschenswert ist, dass die seit den 70er Jahren entstandenen alternativen Programmkinos erhalten bleiben. Fraglich ist jedoch, ob es nicht doch einen schleichenden Wandel hin zu einem gehobenen Mainstream geben wird, weil man es sich immer weniger leisten kann, Minoritätenprogramme zu zeigen und Experimente zu wagen. Ähnliches gilt für die Kinos, die sich einmal in der Woche einen Filmkunsttag leisten.

Eine Unterstützung durch einen Kinoprogrammpreis entfällt hierzulande leider bereits seit Jahren. Im Gegensatz zu (fast) allen anderen Bundesländern ist Schleswig-Holstein ein weißer Fleck auf der Kino-Förderungs-Landschaft und damit im bundesweiten Vergleich Schlusslicht. (Andreas Steffens, Trauma-Kino, Kiel)

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