Selbstmörderische Komödie über das Leben

Wilbur begår selvmord (Lone Scherfig, DK/GB 2002)

Wilbur (Jamie Sives) versucht es immer wieder, schon im Vorspann von Lone Scherfigs (“Italienisch für Anfänger”) Komödie will er sich umbringen. Aber Wilburs Selbstmordversuche, die stets ein Hintertürchen zurück ins Leben offen halten, scheitern allesamt. Wie ein humorvoller roter Faden zieht sich dieses Motiv durch den Film. Und überhaupt scheitert man in der schottischen Szenerie, in die Lone Scherfig den erfolglosen Buchladen von Wilburs Bruder Harbour (Adrian Rawlins) stellt, mit jener Unaufgeregtheit, in der es dann auch möglich ist, dass der schüchterne Harbour etwas mit einer seiner wenigen Kundinnen anfängt.

Zarte Annäherung an das schwierige Leben – Jamie Sives, Shirley Henderson

Die Anleitung zur Verführung stammt paradoxerweise vom lebensmüden Wilbur, dessen Attraktivität Harbours Eroberung Alice (Shirley Henderson) nicht entgangen ist. Stoff für ein Dilemma: Will Alice den ruhigen und soliden Harbour oder den des Lebens überdrüssigen Wilbur? Sie entscheidet sich für Harbour und Wilbur kann so sein Spielchen mit dem Freitod fortführen. Noch in der Hochzeitsnacht von Harbour und Alice schneidet er sich die Pulsadern auf – wieder vergeblich, versteht sich.

Absurd wirken Wilburs Selbstmordversuche und werfen so auch ein Licht auf die Absurdität des Lebens. Lone Scherfig, die auch das Drehbuch schrieb, vermeidet wirkliche Entwicklungslinien. Es passiert viel und doch nicht viel in dieser Geschichte. Leben als Stillstand und doch interessant genug genau hinzusehen. “Wilbur wants to kill himself” ist von der Machart her zwar kein Dogma-Film, aber was vom Dogma blieb, ist der geschärfte Blick auf Charaktere. Die müssen sich nicht erst entwickeln, ihr Zustand bietet genug Stoff für diese zum Sarkasmus tendierende “Depri-Komödie”. (Gudrun Lübker-Suhre)

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