November-Specials im Kieler KoKi

Zum dreijährigen Bestehen der Reihe FilmArchitektur (veranstaltet zusammen mit der Architekten- und Ingenieurkammer S.-H.) widmet das KoKi einen Abend dem Filmarchitekten Ken Adam, dessen unvergessene Entwürfe etwa die James-Bond-Filme von „Dr. No“ bis „Moonraker“ oder Kubricks „Dr. Seltsam“ prägten. Am Sonntag, 17.11., 18.30 Uhr zeigt das KokI als Premiere die TV-Doku:

Schatten und Licht. Der Filmarchitekt Ken Adam
(Andreas-Michael Velten, Jörg Plenio. D 2002. 60 Min.)
Im Jahr 1998 kehrte Ken Adam in seine Geburtsstadt Berlin zurück, um sich für István Szabós Film „Der Fall Furtwängler“ auf Motivsuche zu begeben. Die beiden Dokumentaristen Velten und Plenio schauten dem Meister bei der Arbeit über die Schulter und richten dabei den Blick zurück auf über 50 Jahre „Production Design by Ken Adam“.

Um 20.30 Uhr folgt:

Moonraker – streng geheim
(Lewis Gilbert. GB/F 1979. 126 Min. dt.Fs. Production Design: Ken Adam. Mit Roger Moore, Michael Lonsdale, Richard Kiel, Desmond Llewelyn, Lois Maxwell)
Hugo Drax, größenwahnsinniger Industrieller, träumt von einer neuen, besseren Menschheit – weswegen er zunächst einmal die alte auslöschen will. James Bond muss die Welt retten. Bevor die James-Bond-Filme Anfang der 80er Jahre wieder bodenständiger wurden, erreichte die Reihe mit „Moonraker“ ihren Höhepunkt hinsichtlich technokratischer Bizarrerien. Im Mittelpunkt von Hugo Drax‘ Imperium stehen dabei Space Shuttle, Abschussrampe und eine erdumkreisende Raumstation.

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Willkommen in der Pumpe! – Ihren Einzug in die neuen Räume in der Pumpe feiert die Kulturelle Filmförderung S.-H. gemeinsam mit dem KoKi am Montag, 18.11., um 20.30 Uhr mit einer Filmpremiere:

Auf demselben Planeten
(Katrin-Charlotte Eißing. D 2002. 83 Min.)
Irgendwo an der Nordseeküste, im winterkalten Seewind, unternimmt Katrin Eißing mit ihren Brüdern einen Ausflug – dieses im Film stets wiederkehrende Motiv ist ein treffendes Bild für die familiären Stürme, durch die die Geschwister gegangen sind. In ihrer eindrucksvollen Filmcollage richtet Katrin Eißing den Blick auf jene weit zurückliegenden Jahre der Kindheit „zwischen Depressionen der Mutter, antiautoritärer Erziehung und den deutschen Gespenstern des Vaters“ (K.-C. E.). Gleichermaßen neugierig wie behutsam befragt die junge Filmemacherin in ruhigen Gesprächen ihre Familienmitglieder nach der gemeinsamen Vergangenheit und fügt aus den Statements das bewegende Bild von Jugend und Kindheit in den 70ern. Ein Dokument über die Sehnsucht nach Geborgenheit und die Schwierigkeiten, sie zu erlangen.

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In der Reihe „Rosa Linse“ (zusammen mit HAKI e.V.) wird am Mittwoch, 20.11., 20.30 Uhr das Buch „(K)ein Geschlecht oder viele? Transgender in politischer Perspektive“ vorgestellt. Der Sammelband erschien im Herbst im Berliner Querverlag, herausgegeben von der Gruppe „polymorph“ mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung. Britta Madeleine Woitschig, Autorin, Mitherausgeberin und KoKi-Mitarbeiterin, stellt das Buch vor. Anschließend zeigt das KoKi die Dokumentation:

Das verordnete Geschlecht
(Oliver Tolmein, Bertram Rotermund. D 2001. 62 Min)
Die sensible Dokumentation beschäftigt sich mit der Geschichte von Zwittern und hinterfragt die vermeintliche Selbstverständlichkeit, die nur die Existenz von zwei Geschlechtern anerkennt. Michel Reiter wurde zum Mädchen gemacht. Erst nach zahlreichen chirurgischen Eingriffen entsprach er dem Geschlecht, das ihm verordnet worden war. Neben Michel porträtiert der Film auch Elisabeth Müller, die zwar genetisch, aber nicht hormonell ein Mann ist. Die beiden berichten von ihrem Kampf um amtliche Anerkennung von Menschen, die eben nicht eindeutig Mann oder Frau sind. Sie wollen anderen Zwittern die Verstümmelung durch eine „geschlechtszuweisende“ Operation ersparen. Kontrastiert wird ihre Geschichte mit Interviews von Juristen, Eltern und Ärzten, die frühzeitige Operationen von intersexuellen Kindern fordern.

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Unter dem Motto „Der Film – eine babylonische Hure?“ begleitet das KoKi zusammen mit der CAU und der Muthesius-Hochschule die Vorlesungsreihe „Kunst oder Kommerz?“ mit einem Gang durch die Filmgeschichte, mit Einführungen von Prof. Norbert Schmitz (Muthesius-Hochschule) und Prof. Hans-J. Wulff (CAU). Zu sehen sind:

Dienstag, 19.11., 20.30 Uhr:

Oktober / Oktjabr
(Sergej Eisenstein. UdSSR 1927. 115 Min. Mit V. Nikandrow, W. Popow)
Oktober ist ein Auftragsfilm der UdSSR zum 10jährigen Jahrestag der Oktoberrevolution. Eisenstein erhielt den Auftrag, die Ereignisse von Petrograd zu verfilmen – für eine halbe Million Rubel, eine für die damalige Zeit astronomische Summe. „Der berühmte Stummfilm über die revolutionären Ereignisse des Jahres 1917 in Russland, vom damals 29jährigen S. M. Eisenstein nach seinem erfolgreichen Potemkin-Projekt und noch während der Dreharbeiten zu „Die Generallinie“ inszeniert. (…) faszinierend durch seine intellektuelle Konzeption und die überwältigende Ausdruckskraft seiner metaphorischen Bildmontagen.“ (Lexikon des internationalen Films)

Sonntag, 24.11., 19 Uhr, Kinosaal im Erdgeschoss – am Klavier: Werner Loll:

Die Abenteuer des Prinzen Achmed
(Lotte Reiniger. D 1926/1969. Kolorierte Rekonstruktion)
„Da entreißt die Hexe in einem gewaltigen Kampfe dem Zauberer die Lampe und tötet ihn in glühenden Flammen.“ – Sie arbeite schneller und präziser mit der Schere als mit dem Stift: diese erstaunliche Selbsteinschätzung der berühmten Trickfilmkünsterin Lotte Reiniger bedeutete, dass sie alle Figuren – z.B. für diese Geschichte aus 1001-Nacht – selbst schuf, bis in die kleinen Variationen körperlichen und psychischen Ausdrucks, die dann von der Kamera einzeln aufgenommen wurden: 52 Einzelaufnahmen für zwei Sekunden Film; der fertige Film besteht aus 100.000 ausgewählten Einzelaufnahmen. Per Hand wurden die Scheren-schnittfigürchen – bis zu 50 zugleich für eine Szene! – in den ebenfalls ausgeschnittenen Dekorationen bewegt. „Man sollte es nicht glauben wie diese Schatten leben, wie unerhört bildhaft diese Kunst ist“ – die zeitgenössische Kritik und ein hingerissenes Publikum feierten dies Wunder an Filmpoesie, das seither international als eines der großen Werke deutscher Filmkunst zählt.

Dienstag, 26.11., 20.30 Uhr:

Melodie der Welt
(Walter Ruttmann. D 1929. 73 Min. Musik: Wolfgang Zeller. Mit J. W. Samborski)
Der erste abendfüllende deutsche Tonfilm erzählt von der Reise eines Matrosen um die Welt. – Ruttmanns Film ist ein Manifest des kontrapunktischen Einsatzes von Bild und Ton: „(…) ein bewusstes Gegeneinanderspielen der beiden Ausdrucksmittel. Nur so können diese beiden ihrem Material nach grundverschiedenen Dinge sich gegenseitig steigern.“ (Walter Ruttmann)

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