Kulturelle Filmförderung unterstützt zehn Projekte mit 132.578 Euro

Das Fördergremium der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein hat für das zweite Halbjahr 2002 Filmfördermittel in Höhe von insgesamt 132.578 Euro vergeben. Die Mittel wurden vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur und der Unabhängigen Landesanstalt für das Rundfunkwesen (ULR) bereitgestellt. Das vierköpfige Gremium, bestehend aus Dr. Ute Holl (Journalistin aus Hamburg), Katrin Schmidbauer (Freie Künstlerin aus Kiel), Stefan Prehn (Filmemacher aus Hamburg) und Sönke Lassen (Produzent und Filmemacher aus Flensburg), hat aus insgesamt 24 Anträgen zehn Projekte aus den Bereichen Produktion, Produktionsvorbereitung und Vertrieb zur Förderung ausgewählt. Das teilten das Kultusministerium, die ULR und die Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein in Kiel mit.

Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave sagte zur Begründung: “Ich freue mich über die Höhe der Fördersumme, die Qualität der Projekte und die überregionale Zusammenarbeit in der kulturellen Filmförderung zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg. Das stärkt nicht nur den Standort Schleswig-Holstein, sondern den Norden insgesamt. Die Projekte sind einerseits von hoher künstlerischer Qualität, sie machen andererseits auch deutlich, dass unsere Produzenten sich am Markt behaupten können: Kulturelle Filmförderung ist mehr als nur Nischenproduktion.”

“Besonders erfreulich ist die große Themenbreite bei den von der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein ausgewählten Projekten”, betonte Gernot Schumann, Direktor der Unabhängigen Landesanstalt für das Rundfunkwesen (ULR). “Sie verdeutlicht die Vielfalt des filmischen Schaffens in Schleswig-Holstein, das auch Ländergrenzen überschreitet und so der Region weitergehende Perspektiven eröffnet.”

Adolf Bollmann, 1. Vorsitzender der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein, sagte: “Der Schwerpunkt der Förderempfehlungen liegt auf dokumentarischen Arbeiten, Kurz- und Experimentalfilmen und wird damit den Produktionsbedingungen im Land und in der Region gerecht. An die Stelle riesiger ‘production values’ treten hier der geschärfte Blick aufs Detail und der Mut zum Experiment. Voraussetzung für qualitätvolle Film- und Medienarbeit ist eine kontinuierliche Förderpraxis, wie sie von der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein seit über zehn Jahren betrieben wird.”

Geförderte Filmprojekte:

Produktionsvorbereitung

“Blaue Blumen”
Kurzspielfilm (Digitalvideo)
Buch, Regie: Kai Zimmer
Fördersumme: 4.500 Euro
Experimenteller Kurzspielfilm über die romantische Kraft der Liebe und die Geschichte ihrer medialen Inszenierung. Basierend auf einem Romanfragment von Novalis, versetzt mit Werbung, klassischen Hollywoodszenen und neuinszenierten Passagen.

Produktionsförderung

“Optimismus”
Kurzspielfilm (Digitalvideo/35mm)
Buch, Regie: Jörn Staeger
Fördersumme: 20.000 Euro
Drei junge Menschen und ein Tag am Meer: Während zwei sich tändelnd ihrer Verliebtheit hingeben, kämpft der dritte in der Nordsee-Brandung um sein Leben. Ein filmischer Versuch über das subjektive Erleben von Liebe und Tod und die Gnadenlosigkeit des Schicksals.

“Die schiefe Bahn”
Animations-Kurzfilm (35mm)
Buch, Regie: Kathrin Albers, Jim Lacey
Fördersumme: 20.000 Euro
Ein Eisenbahnüberfall durch ehemalige Bahnbeamte (in dieser Fabel von Ratten dargestellt), die im Zug der Bahnreform alles verloren haben. Eine 3-D-Figurenanimation als Plädoyer für die Wiedereinführung des Schaffner-Amtes.

“Um die Wurst”
Dokumentarfilmprojekt (Digital Video/35mm)
Buch, Regie: Dorothea Grießbach, Silke Fischer
Fördersumme: 10.000 Euro
Vier Stammtisch-Kumpel beschließen, gemeinsam Unternehmer zu werden. Sie kaufen sich einen Imbisswagen und gründen eine Arbeitsgemeinschaft “Wurst”. Von der Geschäftsidee bis zum Großeinsatz auf dem Feuerwehrball in Itzehoe dokumentieren Dorothea Grießbach und Silke Fischer den Einstieg der vier Existenzgründer in die Branche und erforschen dabei gleichzeitig den Traum vieler, der eigene Chef zu sein.

“Jonusas”
Dokumentarfilm (Digital Video)
Buch, Regie: Helmut Schulzeck
Fördersumme: 17.516 Euro
Der Dokumentarfilm “Jonusas” erzählt das Leben des litauischen Malers und Bildhauers Eduard Jonusas, einer Zentralgestalt der litauischen Kunstszene. Die seelischen Wunden, die ihm im östlichen Nachkriegseuropa und in sibirischen Lagern zugefügt wurden, verarbeitet der Künstler unter anderem in großen Bildzyklen, die fast plakativ den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Opfern und Tätern darstellen. Der Film besucht Schicksalsstationen seines Protagonisten und geht an der heutigen Wohn- und Arbeitsstätte von Jonusas auf der Kurischen Nehrung – einem Naturwunder im Baltikum – der Vermittlerrolle des Künstlers zwischen Deutschen und Litauern, zwischen Gestern und Heute nach.

“Begegnungen mit der Freude”
Dokumentarfilm (Betacam SP)
Buch, Regie: Shekoyan Yergeniya
Fördersumme: 10.770 Euro
Einige halten ihn für einen Sonderling, andere halten ihn für verrückt und manche sehen ihn als Philosophen: Ein ehemaliger Orchestermusiker aus Armenien begreift die Straßen der Stadt Jerewan als seinen Konzertsaal und will den Menschen mit seiner Musik aktive Hilfe zum Leben geben. Ein Dokumentarfilm.

“Die Trash-Cineasten”
Dokumentarfilm (Digital Video)
Buch, Regie: Egon Bunne
Fördersumme: 16.542 Euro.
Die Rückkehr der Trash-Filme der 70er Jahre ist sicherlich eines der erstaunlichsten Revivals aus jener Epoche. Doch mit Hot Pants, Plateauschuhen und Schlaghosen kehren auch in Sachen Film die waghalsigen Geschmacklosigkeiten eines verrückten Jahrzehnts in die Öffentlichkeit zurück. Der Dokumentarfilm “Die Trash-Cineasten” will das Portrait einer Bewegung zeichnen, die trotz besorgter Gewaltdebatten einer verunsicherten Öffentlichkeit entschlossen daran festhält, die patina-besetzten Kunstblutorgien der Vergangenheit in die Spaßkultur der Gegenwart zu überführen.

Präsentation/Vertrieb

“Auf demselben Planeten”
Dokumentarfilm (16mm)
Buch, Regie: Katrin C. Eißing
Fördersumme: 6.400 Euro
Gefördert wird eine englische Untertitelung für den internationalen Vertrieb. Das Dokument einer Familie aus Schleswig-Holstein, in dem sich Katrin C. Eißing auf eine Reise zu ihrer Familie und damit zurück zu ihrer Kindheit begibt. Sie macht sich auf den Weg zu ihren drei Brüdern und ihrer Mutter, um Verdrängtes ans Licht zu holen, Antworten auf nie gestellte Fragen zu bekommen. Die Filmemacherin setzt sich mit den Visionen ihres schizophrenen Bruders und der Rolle ihres Vaters auseinander, der geachteter Hypnotiseur und Arzt war.

“Faites vos jeux”
Experimentalfilm (16mm)
Buch, Regie: Karsten Weber, Filmgruppe Chaos
Fördersumme: 7500 Euro
Gefördert wird eine Vertriebsausstattung mit Kopien und Werbematerial. “Faites vos jeux” (“Machen sie ihr Spiel”) sagt der Croupier am Roulettetisch, bevor “nichts mehr geht”. Der 90-minütige Montagefilm ist ein Film ohne Kamera, das heißt er besteht ausschließlich aus vorgefundenem, neu montiertem Material der letzten dreißig Jahre, vom Werbespot bis zum indischen Liebesdrama, das durch den filmischen Reißwolf gedreht wird, vertont von 18 Avantgardemusikern zwischen Istanbul und Tokio.

Diese Pressemitteilung ist auch im Internet zu finden unter www.infomedia-sh.de. Weitere Informationen sowie Vergaberichtlinien und Antragsformulare können angefordert werden bei der:

Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein, Haßstr. 22, 24103 Kiel, Tel.: 0431/551439, filmwerkstattsh@t-online.de.

Sie können im Internet als PDF-Datei herunter geladen werden unter: www.infomedia-sh.de/medien/filmfoerderung_sh.html

Der nächste Einreichtermin zur Filmförderung ist der 15. Januar 2003.

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