Räume des Lichts
Petra Lindholm zeigt bei Prima Kunst die Poesie des Lichtwandels
Es ist ein Ort, der durch Licht geformt wird. Im Zeitraffer geht der Strahl der Sonne über ein verlassenes Bett hinweg, belichtet das verschossene Interieur einer 70er-Wohnung und lotet über Zimmerpflanzenwehmut den Horizont aus, an dem Wolken quellen und vergehen.
Prima Kunst, die Produzentengallerie Kieler Kunstschaffender, hat ihr Heim im Fleethörn jüngst verloren. Nicht mehr zu bezahlen war die Miete, also dockt man jetzt an der Kieler Stadtgallerie an. In einem Container, der perfekt an die ehemaligen Postschnittstellen der neuen Stadtgalerie passt, wollen die PrimakünstlerInnen das Neue bieten. Petra Lindholms, gebürtig in Finnland, wirkend in Schweden, Video vom zeitgerafften Licht ist dabei der Opener.
„Licht ist ein Künstler, der per Zufall in das Bild hinein dirigiert“, sagt Stadtgalerie-Leiter Knut Nievers. Zwar gilt dieses Zitat der Ausstellung „Luce, movimento e programmazione“, die zeitgleich die italienische Avantgarde zwischen 1958 und 1968 in der Kieler Stadtgalerie zeigt, aber auf Lindholms 10-minütigen lichten Film namens „Sunrise 5 a.m.“ trifft das auch zu.
Ein zeitgeraffter Moment der Kontemplation ist hier zu sehen, ein filmisches Nachdenken über den Lauf des Schattens über die Sonnenuhr und damit die Zeit (und den Ort als Hort von Heimatlichem und Heimelichem) an sich, untermalt von eigens komponierter und mit der eigenen Band eingespielter Musik der Künstlerin. Die Isländerin Björk steht dabei Pate für den Soundtrack, der die unterschiedlichen Stimmungen verschiedenen Lichteinfalls sehr skandinavisch in Emotionen gießt.
Durch den Zeitraffer wird der träge Lauf des Chronos zum meditativ beruhigten Spurt des Kairos, der lange Tag zum kurzen Augenblick. Die Wolken quellen als Wetterfilm und die Stadt Stockholm, die durchs Fenster scheint, hüllt sich mal in das Brautkleid des Morgens, dann wieder ins Leichentuch der Nacht.
Der geplanten „europaweiten Vernetzung“, so Kurtatorin Friederike Rückert, von Kunstschaffenden bei Prima Kunst ist damit ein erster großer Wurf gelungen. Noch bis zum 12. Juli ist Petra Lindholms Arbeit im Kunstcontainer zu sehen, am bequemsten vom vor dem Screen aufgestellten Sessel aus, dann folgen weitere KünstlerInnen quer durch die Sparten. (jm)
Weitere Kurzfilme von Petra Lindholm sind auf www.paradiso.se zu sehen. Prima Kunst präsentiert sich auf www.primakunst.org, wo sich auch (Film-) KünstlerInnen für zukünftige Ausstellungen bewerben können.