5. Archäologie-Film-Kunst-Festival „Cinarchea“ in Kiel – ein Rückblick

Zum fünften Mal veranstaltete die Arbeitsgruppe Film der Christian-Albrechts-Universität das Internationale Archäologie-Film-Kunst-Festival „Cinarchea“ in Kiel. Von 24. bis 27. April waren 39 Filme aus 12 Ländern in der Stadtgalerie zu sehen. „Cinarchea“ versteht sich als ein wissenschaftliches fundiertes Fachfestival, das aber zugleich populär ausgerichtet sein will. So trafen dann auch internationale Fachleute mit Archäologen, Filmemachern und Publizisten aus 10 Ländern auf ein interessiertes Laienpublikum. Das Programm wollte einen umfassenden Einblick in die Welt des archäologischen Films liefern, der den verschiedenen Bereichen der Forschung ebenso gerecht werden möchte wie den unterschiedlichen Genres der Filme. Das Spektrum erstreckte sich dabei vom Übersichts- und Grabungsfilm bis zum Spiel-, Trick- und Experimentalfilm über das Thema Archäologie. Bei den in das Filmprogramm integrierten Vorträgen des angeschlossenen Symposiums (unter dem Titel „Funde, Filme, falsche Freunde: Archäologiefilme im Dienst von Profit und Propaganda“) kam es zu lebhaften Diskussionen.

Bunt ist die Liste der Preisträger. Insgesamt wurden sieben Preise durch den Kieler Oberbürgermeister Norbert Gansel überreicht. Der mit 1.000 EUR dotierte Hauptpreis ging an den französischen Film „Au-delà d‘ Ankor – Jenseits von Angkor“ von Pierre Stine über eine Expedition zu einer Jahrtausende alten Palastruine der altem Khmer im Grenzgebiet von Thailand und Kambodscha, die von der Roten Khmer zerstört und von Räubern geplündert worden war. „Zu sehen, wie ein hartgesottener Archäologe, geschockt über die gravierende Zerstörung in Tränen ausbricht, erzählt mehr über unseren Umgang mit den Spuren unserer Ahnen als jede Laborreportage“, so Dr. Erwin Keefer, Stuttgarter Landesmuseum und Präsident der internationalen Jury. „Amore Morte“ von Aldolfo Conti aus Italien erhielt der Spezialpreis der Jury. Der Film erzählt mit den Worten Plinius des Jüngeren und wundervollen Fresken des örtlichen Bordells vom freien Umgang mit Sexualität und käuflicher Liebe in der römischen Zeit und lässt so „kunstvoll und poetisch, dabei voller Leichtigkeit und Melancholie, die Geschichte Pompejis lebendig werden“ (Jury).

Amore Morte

Weitere Preise gingen an Tamara Spitzing für die SWR-Produktion „Das Geheimnis des Löwenmenschen – Eiszeitkunst von der Schwäbischen Alb“ (Kategorie „Grabung und Methoden“), an Armin Maywald für „Sachgeschichten S4 – vier Steinzeitgeschichten: Kaugummi, Bogenbau, Pfeilbau und Modenschau“ als Folge der Reihe „Die Sendung mit der Maus“, WDR, (Kategorie „Angewandte Archäologie“), an Silvanna Bezzola vom Schweizer Fernsehen für den Film „L’uomo di concise ouvvera la Swizzera delle Palafitte“, in dem die Geschichte der Seebewohner von Neuchâtel von 4000 bis 1000 v. Chr. zum Leben erweckt werden („Wanderpreis für einen Film über Unterwasserarchäologie“). Der Preis für den besten archäologischen Kurzfilm würdigt zum ersten mal eine slowenische Produktion. „Piscaika – die Flöte“, heißt das Werk von Nasko Kriznar und erzählt mit fröhlichem und musischem Zugang die Entdeckung des vermutlich ältesten Musikinstrumentes der Welt. Der Publikumspreis schließlich ging an den Film „Hitler’s Search for The Holy Grail“ („Hitlers Suche nach dem Heiligen Gral“) von Kevin Sim.

Piscaika – die Flöte

Festivalleiter Kurt Denzer freute sich über die große Publikumsresonanz: Die Zuschauerzahl verdoppelte sich fast im Vergleich zum vorigen Mal. Es seien zwar weniger Filme zum Festival eingereicht worden als in den Jahren zuvor (was Denzer auch darauf zurückführte, dass sich der Anspruch des Festival „in der Szene“ herumgesprochen habe), aber das Niveau der Filme sei höher gewesen. Die internationale Reputation des Festivals sei ausgezeichnet. So bescheinigte auch der Archäologe Peter Allen vom Rhode Island College „Cinarchea“ einen sehr guten Ruf in den USA, weil es das einzige Festival seiner Art mit einem akademischen Hintergrund sei: „Es werden nicht nur die Filme angeschaut, sondern auch neue Kontakte unter Fachleuten geschlossen und Forschungsergebnisse ausgetauscht.“

Der von vielen geäußerte Wunsch, „Cinarchea“ möge Kiel erhalten bleiben – trotz latenter Finanznöte und Abwerbungsversuchen von anderen Veranstaltern -, wird in Erfüllung gehen. Der Förderverein des Festivals beschloss, dass „Cinarchea“ auch in zwei Jahren wieder am gleichen Ort stattfinden soll. (Helmut Schulzeck)

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