Kai Zimmers „Transitions“ fertig geschnitten

In der Filmwerkstatt S.-H. hat der Videokünstler Kai Zimmer (früher Kiel, jetzt Berlin) seinen neuesten 4,5-minütigen experimentellen Kurzfilm „Transitions“ fertig geschnitten.
Wie schon in früheren Arbeiten verwendet Zimmer auch hier „found footage“, diesmal jene Szenen aus amerikanischen Serien, die als narratives, filmisch aber unerhebliches Füllmaterial den Ortswechsel anzeigen. Autos fahren ab oder kommen an, „establishing shots“ von Häusern oder Hospitälern etablieren den neuen Ort des Geschehens. Zimmer reiht diese „Nicht-Szenen“, unterlegt ihnen den musikalischen Abraum nur vorgestellter Dramaturgie und entstellt damit die serielle Wiederholung des „Gesetzes der Serie“ zur Kenntlichkeit.
Schon in seiner auf einen Dekalog angelegten Folge experimenteller Kurzfilme „Minutes In America“ verwendete Zimmer diese Technik der Reihung, verfremdete dort zum Teil die Bilder, indem er sie durch technische Effekte wie das An- und Abschalten der Kamera, die das fertig geschnittene Material nochmals vom Bildschirm abfilmt, „zerhackte“. Vergleichsweise wenige solcher Verfremdungen sind in „Transitions“ zu sehen. Dennoch wirkt das Ausschnitthafte verfremdend, bringt das Film- oder besser TV-Bild in der Kontinuität der Wiederholung „zu sich“. Das von den Bildern her verblasen erscheinende, nur auf seine Funktion als Bindeglied reduzierte Material gewinnt dadurch außerordentlich zeichenhafte Bildkraft.
Zimmer beruft sich in der Ästhetik unter anderem auf die „ready mades“ von Marcel Duchamp. Er macht „neue Bilder“, indem er sie aus dem Zusammenhang reißt und so dem eigentlich nichts als den Übergang sagenden Material neuen Sinn gibt, einen Sinn, den es ursprünglich nie hatte, der aber in ihm gleichsam lauert.

„Transitions – Übergänge“ ist so durchaus auch ein „Spielfilm“, weil er das erzählende Moment auf seinen wesentlichen Gehalt reduziert und somit vergröbernd vergrößert, aufbläst von der Sphäre der „daily soap“ in jene des Rudiments filmischen Erzählens. (jm)

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